Noch heute bekommt man Gänsehaut beim Gedanken an die letzte „echte“ Playoff-Runde der Crimmitschauer. Im Frühjahr 2008 wurde das Top-Team der Liga und spätere Aufsteiger Kassel im Sahnpark zweimal düpiert und musste beim 4:2-Serienerfolg schon alles in die Waagschale werfen. Crimmitschaus Playoff-Historie hat aber noch weitaus mehr zu bieten – etconline blickt zurück.

Sie steht zwar außerhalb der Playoffs, war aber die erste richtige best-of-Serie eines Crimmitschauer Eishockeyteams seit 1990 und sollte deshalb nicht unerwähnt bleiben: Die Serie gegen Deggendorf um den Alpenpokal in der Saison 1995/96. Im best-of-five Modus duellierten sich die beiden Erstplatzierten der zwei Qualifikationsgruppen zur 1.Liga Süd um den Pokal. Und es war torreich! Crimmitschau setzte sich dank der Treffer von Guy Phillips, Zdenek Vojta & Co. in drei Spielen (7:6, 8:7 nV, 9:6) durch. Nach dem Gewinn der Bayernligameisterschaft 1992 wurde 15.03.1996 erstmals wieder ein Pokal gen Crimmitschauer Himmel gestreckt.

100% Playoff gab dann erstmalig in der Saison 1996/97. Als Achter der 1.Liga Süd traf der ETC im Achtelfinale um die Meisterschaft auf den Ersten der Nord-Staffel, den EHC Neuwied. Gegen den Favoriten und späteren Meister setzte es zum Auftakt eine knappe 2:3-Auswärtsniederlage sowie eine deutlichere 1:5-Schlappe im Sahnpark. Ein sensationeller 8:4-Auswärtssieg bescherte dann aber in der best-of-five Serie doch noch ein zweites Heimspiel. Dies ging zwar mit 2:5 verloren, die Fans feierten ihr Team um die damaligen Stars Sergej Wikulow, Stefan Claesson, Niklas Bjelke und Guy Phillips aber dennoch zu Tausenden. Bei den Gästen aus Neuwied war übrigens der spätere Eispiraten-Coach Fabian Dahlem Backup im Tor hinter Marius Cissewski.

Eine Saison später (1997/98) verpasste der ETC die Meisterschaftsplayoffs, absolvierte aber zumindest die Qualifikationsplayoffs für die neu gegründete 2. Bundesliga, in der 1. Liga Nord und Süd ab 1998/99 verschmolzen. Der TuS Geretsried wurde in der ersten Runde (best of three) mit 4:3 und 5:2 aus dem Weg geräumt. Am 1.EV Weiden bissen sich die Cracks von Craig Sarner aber die Zähne aus und verloren nach einem 3:7 in Weiden und einem 6:1 in Crimmitschau das entscheidende dritte Spiel in Weiden mit 3:6. Der ETC konnte sich damit nicht für die 2.Bundesliga qualifizieren und rutschte in die Drittklassigkeit.

Nach einer Pause von zwei Spielzeiten hieß es 2000/01 schließlich in der Oberliga Süd wieder: Playoff-Time! Nach einer souveränen Hauptrunde mit Rang 2 in der Tabelle sollte endlich der langersehnte Wunsch nach dem Aufstieg in die 2.Bundesliga erfüllt werden. In Verzahnung mit der Oberliga Nord wurde der Aufstieg ermittelt. In Runde 1 räumten Sekera, Rohbach und Bartoska den Adendorfer EC mit einem Sweep (8:2, 4:2, 7:5) recht mühelos aus dem Weg. Im Halbfinale war der ESC Dresden schon ein dickerer Brocken. Das Sturm-Duo Jaroslav Buchal und Frantisek Sevcik sowie Goalie Robert Slavik machten den Westsachsen das Leben schwer, doch der ETC setzte sich schließlich mit 3:1 nach Siegen (5:2, 5:8, 5:3, 3:2) durch. Somit kam es zum entscheidenden Aufstiegsfinale gegen den unangefochtenen Hauptrundengewinner aus dem Norden, den EHC Wolfsburg. Einem 5:0-Auftaktsieg in der VW-Stadt folgten aber drei ernüchternde Niederlagen am Stück (1:3, 3:6, 0:3), sodass die Wolfsburger im Sahnpark die Sektflaschen öffneten und die ETC-Cracks bei Selters blieben.

Der Aufstieg gelang dem ETC aber dann doch noch, nämlich am Grünen Tisch. Das als Außenseiter gestartete Aufstiegsteam von Horymir Sekera verblüffte 2001/02 dann allerdings die gesamte Liga und zog als Fünfter prompt in die Playoffs gegen die Heilbronner Falken ein. Dort war das Muffensausen in Spiel 1 (2:5) aber zu groß und in Spiel 2 und 3 (1:2 nP und 2:3 nP) fehlte das Glück im Shootout. Das Team um Kultgoalie Radek Toth sowie Dirk Rohrbach, Tomas Bartoska & Co. hatte sich aber den Applaus der Fans redlich verdient.

Die sportlich erfolgreichsten Playoffs sah die rot-weiße Anhängerschar bislang in der Saison 2005/06. Als Zweitligaabsteiger hatte der ETC um Chef-Coach Gunnar Lejdborg in der Oberliga das Saisonziel „Wiederaufstieg“ ausgegeben. Nachdem das personell stark besetzte Team in der Haupt- und Meisterrunde oftmals den Eindruck vermittelte, nur so viel wie nötig zu tun, zeigte es in den Aufstiegs-Playoffs sein wahres Gesicht. Die Blue Devils Weiden wurden rausgesweept (4:1, 4:3 nV, 3:1) und auch der EV Ravensburg mit Heimrecht blieb in einer packenden und spannenden best-of-five Serie ohne Sieg (4:3 nV, 3:2, 4:1) Unvergessen: Die drei „Blauhosen“ Manuel Klinge, Alexander Heinrich und Tobias Wörle. Die Förderlizenzspieler aus Kassel waren das Zünglein an der Waage, das Crimmitschau eine rauschende Aufstiegsparty bescherte.

Im ersten Jahr ihrer Neugründung erlebte die Eispiraten GmbH 2007/08 mit der Playoff-Serie im Viertelfinale gegen die Kassel Huskies gleich ein absolutes und bisher nicht wiederholtes Highlight. Als 8. trafen die Eispiraten auf den Hauptrundenersten aus Kassel. Beide Teams konnten ihre ersten beiden Heimspiele gewinnen (Kassel jeweils 4:2), wobei neben dem 3:0 in Spiel 4 vor allem das 7:3 in Spiel 2 in den Köpfen der Eispiraten-Fans geblieben sein dürfte, schoss doch ein gewisser Christian Grosch in diesem Spiel 5 Tore. Kassel gewann dann auch sein drittes Heimspiel (4:1) und setzte sich dann schlussendlich auch in Crimmitschau einmal durch (4:1), sodass die Serie mit 4:2 Siegen an den späteren Champion und Aufsteiger aus Hessen ging. Angesprochen auf den Schlüsselmoment auf dem Weg zur Meisterschaft nannte Huskies-Kapitän Drew Bannister im Nachgang die harte Serie gegen die Eispiraten. Die drei Heimspiele gegen Kassel sahen übrigens 14.462 Fans im Sahnpark.

Danach folgte eine für alle Eispiraten-Anhänger wahrhaftige Leidenszeit, denn bis zur Saison 2015/16 mussten sie auf Playoff-Luft verzichten. Gegen die Eislöwen konnte man dann im Frühjahr 2016 schon einmal wieder hineinschnuppern, verlor die Pre-Playoffs aber unglücklich durch zwei Niederlagen in der Verlängerung in Dresden (1:2 nV, 0:1 nV), während das Heimspiel vor fast 4.600 Fans klar an die Westsachsen ging (4:1).

Und heute, am 13. März 2018 schlagen Pohl, Knackstedt, Czarnik & Co. also ein neues Kapitel in Crimmitschaus Playoff-Geschichte auf. Wie geht sie weiter?