Nach zwei schwachen Auftritten in Weiden im vergangenen Jahr wollten die Eispiraten Crimmitschau diesmal ein anderes Gesicht zeigen. Trainer Jussi Tuores forderte von seinem Team eine konzentrierte und disziplinierte Leistung gegen die heimstarken Blue Devils. (Spoiler: Daraus wurde nichts!)
In der Defensive musste er dabei auf Rayan Bettahar (zurück nach Bremerhaven) und Mario Scalzo (verletzt) verzichten, dafür rückten Felix Thomas und Alexander Vladelchtchikov ins Aufgebot. Im Sturm blieb alles beim Alten – und im Tor stand wieder Kevin Reich, der nach der Geburt seines Sohnes unter der Woche zurückkehrte und das Team mit seiner Routine stabilisieren sollte.
Walsh trifft erneut doppelt – Eispiraten starten stark
Von Beginn an entwickelte sich in der fast ausverkauften Hans-Schröpf-Arena ein schnelles, offensiv geprägtes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Corey Mackin hatte früh die erste Möglichkeit, während Kevin Reich mit einem starken Reflex gegen Pokorny (6.) seine Klasse unter Beweis stellte. Beide Teams suchten mutig den Weg nach vorn, das Tempo war hoch, die Intensität spürbar.
Nach einem druckvollen ersten Powerplay traf Kapitän Dominic Walsh aus dem Hintergrund sehenswert ins linke Kreuzeck (12.) – sein fünftes Tor im fünften Spiel. Weiden glich zwar kurz darauf durch Pokorny aus, doch nur eine Minute später schlug Walsh erneut zu, diesmal in die andere Ecke. Damit gelang ihm bereits der dritte Doppelpack im dritten Spiel nacheinander – ein weiterer Beweis seiner momentanen Topform.
Die Eispiraten spielten konsequent nach vorn, kombinierten flüssig und setzten die Gastgeber immer wieder unter Druck. Dank ihrer Effizienz sicherten sie sich eine verdiente 2:1-Führung nach einem unterhaltsamen ersten Drittel. Einziges Manko: Der ausgeprägte Offensivdrang ging phasenweise zulasten der Defensivordnung.
Offener Schlagabtausch mit bitterem Gegentor
Die Eispiraten kamen wacher aus der Kabine und setzten gleich zu Beginn Akzente: Tim McGauley scheiterte mit einem frechen Bauerntrick nur knapp (22.). Kurz darauf musste Denis Shevyrin auf die Strafbank. In dieser Aktion verletzte sich Weidens Topscorer Tyler Ward unglücklich bei einem Zusammenprall mit dem eigenen Mitspieler und humpelte vom Eis. Die Crimmitschauer überstanden das Unterzahlspiel souverän und hielten das Tempo hoch.
Beide Teams agierten nun deutlich kontrollierter als im ersten Abschnitt, Torchancen gab es dennoch. Nach einer Weidener Strafe (30.) erspielten sich die Eispiraten im Powerplay einige gute Möglichkeiten, blieben aber ohne Treffer. Dann schlug Weiden zu: Manuel Edfelder setzte sich stark über die rechte Seite durch und bediente Georg Thal, der seinen ersten Treffer für die Oberpfälzer erzielte (34.). Viel zu einfach aus Sicht der Eispiraten.
Crimmitschau hatte durch Robin Veber (36.) noch eine große Chance am langen Pfosten, ehe Constantin Vogt auf der Gegenseite den Pfosten traf (37.). Kurz vor der Pause sammelten die Eispiraten noch eine Strafe durch Felix Thomas, verteidigten jedoch konzentriert. Nach einer weiteren Strafe gegen McCormick brachte ein Foul an Corey Mackin die Gastgeber um die Überzahl und somit endete das Drittel schließlich ohne weiteren Schaden.
Weiden nutzt Crimmitschaus Fehler gnadenlos aus
Das Schlussdrittel begann für die Eispiraten denkbar schlecht. Nach nur 20 Sekunden jagte Tommy Muck den Puck unter die Latte – die 3:2-Führung für Weiden. Kaum wieder angespielt, musste Kevin Reich gleich zweimal in höchster Not retten, während seine Vorderleute noch völlig unsortiert wirkten. Eine weitere Strafe gegen Adam McCormick komplettierte den Fehlstart in die letzten zwanzig Minuten.
Das Unterzahlspiel funktionierte jedoch, und kaum waren die Eispiraten wieder vollzählig, glich Corey Mackin mit einem energischen Solo zum 3:3 aus (44.). Doch statt Aufbruchsstimmung kehrte bald Ernüchterung ein. Die Partie wurde zäher, beide Teams agierten vorsichtiger – bis Denis Shevyrin in der 49. Minute die große Chance zur Führung vergab.
Weiden machte es besser: Tomas Rubes drückte in der 51. Minute den Puck nach energischen Nachsetzen seiner Sturmkollegen über die Linie. Nur eine Minute später brach Mirko Sacher beim Schuss der Schläger, und Paul Vinzens nutzte den folgenden Konter zum 5:3. Es passte ins Bild: kleine Fehler, große Wirkung.
Eine Unsicherheit hinter dem Tor zwang Reich zu einem Foul – erneut Unterzahl. Weiden traf zwar nur den Pfosten, doch Crimmitschau zog kurz darauf die nächste Strafe (55.) und lud die Gastgeber weiter ein, das Spiel zu kontrollieren.
Als Reich zweieinhalb Minuten vor Schluss vom Eis ging, war der Wille da, aber die Präzision längst weg. Die Eispiraten drückten, doch ein Konter besiegelte das bittere Ende: Fabian Voit traf zum 6:3-Endstand (59.). Eine ernüchterndes Schlussdrittel , in der Crimmitschau sich zu viele einfache Fehler leistete und Weiden die Punkte eiskalt einheimste.
Fazit: Bitterer Rückschlag in Weiden
Zu viele Nachlässigkeiten in der Defensive, ein schwaches Schlussdrittel und offensiv zu wenig Durchschlagskraft – das war schlicht nicht genug, um bei einer starken Heimmannschaft wie den Blue Devils zu bestehen. Vor allem die zweite Sturmreihe um Tim McGauley und Vincent Saponari blieb blass, während nahezu alle Impulse erneut von der Topformation kamen.
Damit stehen die Eispiraten nach dieser Niederlage am Sonntag bereits unter Zugzwang: Der zwischenzeitlich sichere Tabellenplatz ist dahin, man rutscht auf Rang zehn ab. Von der zu Saisonbeginn noch stabilsten Defensive der Liga ist aktuell kaum etwas übrig.