Das fünfte Spiel innerhalb von neun Tagen stand für die Eispiraten heute an, und der schon länger erwartete Kräfteeinbruch stand auch diesmal wieder zu befürchten. Mit den Starbulls Rosenheim reiste der Tabellenvierte mit ziemlich voller Kapelle an, und trotz der Rückkehr von Adam McCormick und Johannes Schmid ins Lineup der Rot-Weißen brachten die Oberbayern im Gegensatz zu den Westsachsen eine komplette vierte Reihe aufs Eis. Zudem steckte ihnen auch kein zusätzliches Dienstagsspiel in den Knochen.

Rosenheim von Beginn an tonangebend

Ganz schnell nach Anpfiff stellte sich heraus, daß Starbullscoach Jari Pasanen die Stärken der Eispiraten gut entschlüsselt hatte. Mit fünf Mann an der Roten Linie ließ der Finne eine Art Trap spielen, auf die die Hausherren heute kaum einmal eine Antwort fanden. Laufstark und defensiv sicher nötigten die Gäste die Rot-Weißen immer wieder dazu, den Puck in die Rundung zu schießen und hinterherzulaufen. Was im Laufe der bisherigen Saison oft zu guten Ergebnissen für die Tuores-Schützlinge geführt hatte, verpuffte aber im Laufe der heutigen Partie komplett. Denn es war wie im Märchen von Hase und Igel: immer stand da ein Grün-Weißer schon da, gewann den Bandenzweikampf und leitete den Gegenangriff ein. Und was hinten klappte, probierten die Starbulls natürlich auch vorne: Puck in die Rundung, hinterher, den Zweikampf gewinnen, Puck zurück an die blaue Linie, Verteidiger schießt, Stürmer nimmt Reich die Sicht. Schon in den ersten zwanzig Minuten merkte man den Gastgebern an, daß sie diesem Kraftaufwand heute nicht wirklich gewachsen waren. Und so war es auch nur eine Frage der Zeit, bis sich dieses Rezept auszahlte: Keussen nahm Maß, Zerter-Gossage stellte den Screen, und es schlug zum 0:1 ein. Den Gastgebern, denen neben körperlichen Nachteilen auch viele eigene Ungenauigkeiten im Spielaufbau das Angreifen schwer machten, gelang es kaum einmal, Autio unter Druck zu setzen. Zwei wirkliche Chancen durch Dylan Wruck, einmal in eigener Unterzahl nach einem leichtsinnigen Puckverlust der Gäste und einmal kurz vor Ultimo nach der einzigen gelungenen Kombination waren definitiv zu wenig, um den Finnen im Starbulls-Gehäuse ins Schwitzen zu bringen. Das Positivste nach den zwanzig Minuten war demnach noch das knappe Ergebnis.

Eispiraten stehen neben den Schlittschuhen

Besser wurde es im Mittelabschnitt nicht, im Gegenteil: waren die ersten 20 Minuten mit 5:9 Torschüssen noch im Rahmen, sollten es von Minute 21 bis 40 sage und schreibe 2:21 werden. Bei den Gastgebern ging einfach gar nichts mehr, und Rosenheim konnte, ohne dass man den Eindruck hatte, die Starbulls würden schon volle Power spielen, immer wieder und wieder auf den bedauernswerten Kevin Reich zulaufen, der wirklich alle Hände voll zu tun hatte. Aber der Crimmitschauer Goalie machte das auch hervorragend, kaufte wieder und wieder den Gästen den Schneid ab. Einzig in Minute 24 musste er hinter sich greifen, und es war wieder Keussen, der ihn bezwang. Nachdem die Hausherren ein frühes Powerplay total vergeigt hatten (es gab nicht eine nennenswerte Offensivaktion in den zwei Minuten, die Järvelainen draußen saß), waren es diesmal eher die eigenen Mannschaftskameraden, die dem Goalie in Diensten der Rot-Weißen die Sicht nahmen – 0:2. Danach spielten eigentlich nur noch die Gäste, und man muss sich wirklich bei Kevin Reich bedanken, dass diesen im Mitteldrittel kein weiteres Tor mehr gelang, so daß es mit einem immer noch knappen Zwei-Tore-Rückstand für die Westsachsen durchaus nicht unmöglich schien, das Match noch wenden zu können.

Autio hält die Null und Feser trifft gegen den Exverein

Dazu hätte man aber Oskar Autio überwinden müssen. Man kann den Eispiraten eigentlich gar nichts vorwerfen: personell auf dem Zahnfleisch gehend, viele anstrengende Spiele in sehr kurzer Zeit in den Knochen, vierzig Minuten lang in einer einseitigen Partie nur Beifahrer, und sie versuchten es trotzdem, mit Schwung aus der Kabine zu kommen. Die ersten Aktionen im Schlussabschnitt gehörten den Hausherren, aber zur körperlichen Erschöpftheit gesellen sich halt gerne auch Konzentrationsprobleme, und so konnte sich Autio gegen halbgute Abschlüsse mehrfach auszeichnen, bevor ausgerechnet Scott Feser in seinem ersten Sahnparkauftritt im Fremdtrikot den Deckel auf die Partie machte: eine kluge Ablage von Sarault versenkte der Deutschkanadier per Direktabnahme zum 0:3.
Der Kampfgeist der Gastgeber blieb zwar ungebrochen, aber es gelang halt einfach nicht viel am heutigen Spätnachmittag, und wenn mal etwas gelang, war Autio zur Stelle. Bis in die Schlussminute versuchten es die Rot-Weißen, aber der Finne ließ sich seinen Shutout nicht mehr nehmen, und so entführten die Starbulls Rosenheim hochverdient die drei Punkte aus dem Sahnpark.

Für die Eispiraten heißt es nun erst einmal: Regeneration für ein paar Tage, Hoffnung auf Verstärkungen und Rückkehrer aus dem Lazarett, denn mit der Düsseldorfer EG kommt als nächstes ein Gegner, der nach dem Dienstagsspiel sicher noch eine Rechnung offen hat. Für die Rot-Weißen gilt es, den Abwärtstrend mit vier Niederlagen aus den letzten fünf Spielen zu stoppen, die Playdownränge sind beängstigend nahe gerückt nach diesem Spieltag.