Mit einem nur 15 Feldspieler umfassenden Kevin-Gaudet-Gedächtnis-Kader reisten die Eispiraten in die Kurstadt Bad Nauheim. Ohne die verletzten Vinny Saponari, Ladislav Zikmund, Mario Scalzo, Tim Lutz, Till Michel und Adam McCormick bei einem der Ligagegner, die den Westsachsen ohnehin in den letzten Jahren nicht lagen, sollte die schwere Auswärtsaufgabe in Hessen gemeistert werden…
Abwarten, Tee trinken, zuschlagen
Ganz so offensiv wie noch in Düsseldorf kamen die Eispiraten in Bad Nauheim nicht aus den Startlöchern. Das hatte aber in erster Linie mit dem Gegner zu tun, denn die Roten Teufel drückten von Beginn an, wollten sichtlich eine frühe Führung erzwingen. Die Eispiraten zogen sich zunächst in die Defensive zurück, hielten die Gastgeber gut auf Außen und beruhigten das Spiel, wann immer das möglich war. Trotzdem ging in der neunten Minute das Vorhaben der Kurstädter auf, Mirko Sacher wartete nach einem vermeintlichen Beinstellen zu lange auf den Pfiff und fehlte dann vor dem Tor, wo Hickmott mutterseelenallein einen Pass McPhersons aus Nahdistanz über die Linie rutschen ließ. Damit war es mit der Nauheimer Offensivherrlichkeit aber auch gleich vorbei. Ab Mitte des Startdrittels übernahmen die Westsachsen das Blatt, zogen das Tempo merklich an und erarbeiteten sich flugs ein Chancenplus. Das sollte auch belohnt werden, eine schnelle Direktabnahme von Goldhelm Corey Mackin schlug im Winkel hinter Kuhn ein – der verdiente Ausgleich. Damit nicht genug, dauerte es nur eine reichliche Minute, dann hatten die Eispiraten die Partie komplett auf links gedreht: der freigespielte Greg Kreutzer nahm aus der Halbdistanz Maß, traf den Puck zwar nicht voll, aber vielleicht wurde der erst dadurch richtig gefährlich, Kuhn ließ die Scheibe jedenfalls durchhoppeln, und es stand 1:2. Mit diesem Ergebnis sollte es auch in die Pause gehen, ganz unverdient war das nicht.
Überlegene Gastgeber im Mittelabschnitt
Ab Minute 21 änderten sich die Kräfteverhältnisse auf dem Eis aber grundlegend, die Gäste brachten kaum noch Offensivaktionen aufs Geläuf, und die Hausherren deckten Kevin Reich immer wieder mit Schüssen ein. Das ging ziemlich lange gut, denn erstens war der Goalie der Rot-Weißen immer auf der Hut, und zweitens ließen die Eispiraten es, auch wenn nach vorne nicht viel gelang, zumindest in der Defensive nicht an der nötigen Aufmerksamkeit missen, viele Großchancen waren trotz einer letztlichen Schuss-Statistik von 20:4 in Drittel 2 nicht dabei. Als nach 32 Minuten Jakovlev eine Strafe absitzen musste, hätten sich die Westsachsen sogar etwas zusätzlichen Stauraum schaffen können, aber auch Kuhn im Teufelstor packte einiges an starken Saves aus, so daß diesmal das viertbeste Unterzahlspiel der Liga gegen das drittbeste Überzahlspiel gewann. Als es den Gästen in Person von Dylan Wruck dann doch einmal nicht gelang, die Scheibe aus dem Drittel zu befördern, schlug Bad Nauheim zu: McPherson, nicht umsonst einer der offensivstärksten Verteidiger der DEL2, nahm genau Maß und erzielte das längst verdiente 2:2. Das war dann auch der Zwischenstand nach 40 Minuten.
Mit schwindenden Kräften einen Punkt nach Hause gebracht
Ganz so eindeutig waren dann im Schlussdrittel die Kräfteverhältnisse zwar nicht mehr – beiden Teams merkte man nun an, daß sie um keinen Preis das Match verlieren wollten und sich vor allem defensiv betätigten – aber daß dem Häuflein Aufrechter auf Crimmitschauer Seite nach und nach die Beine schwer wurden, war trotzdem nicht zu übersehen. Offen halten konnten sie das Match trotzdem. Vor allem bei einem erneutem Powerplay nach Strafe gegen Ribarik hätte es eigentlich hinter Kuhn klingeln müssen, aber der Oldie im Nauheimer Gehäuse glänzte bei Chancen von McGauley und Walsh. Nachdem zum Schluss hin auch noch Denis Shevyrin, der zuvor im Spiel schon einen Cut im Gesicht davongetragen hatte, nachdem er einen Schläger abbekommen hatte und nun auch noch einen Puck unters Visier kriegte, einige Minuten nicht mittun konnte, weil er auf der Bank verarztet wurde, machte sich die kurze Bank der Gäste wirklich bemerkbar. Nauheim drängte noch einmal auf den lucky punch, doch Reich blieb stabil, und so konnten sich nach 60 Minuten die Westsachsen schon einmal über einen sicheren Auswärtspunkt freuen.
In der Overtime hatten dann bei 3 vs. 3 die Gäste sogar die besseren Gelegenheiten, gleich zweimal liefen sie in voller Mannschaftsstärke auf Kuhn zu, der aber immer Sieger blieb. So war es dann der erste mit Nachdruck vorgetragene Angriff der Hausherren, der das Match entschied: nach einer unübersichtlichen Situation vor dem Tor der Eispiraten schaltete Koch am schnellsten und versenkte den zweiten Rebound zum 3:2. Mit dem einen Punkt in der Fremde sollten wir aber wirklich erst einmal zufrieden sein, gerade angesichts der Personalsituation dürfen sich die Eispiraten auch mal der Eichhörnchentaktik bedienen. Sonntag wird es sicher gegen die erstarkten Rosenheimer noch einmal ein ziemlicher Kampf werden, aber was so gemunkelt wird, schlagen schon nächste Woche zwei Verstärkungen im Sahnpark auf, das dürfte den gebeutelten Rot-Weißen schon recht gut tun.