15 Jahre Berichterstattung für etconline, dabei sicherlich um die 250 Spielberichte verfasst. Der vom Spiel gegen Rosenheim fällt mir aber besonders schwer, denn so etwas wie an diesem 18.09.2015 ist einem bis dato noch nicht wiederfahren. Da fehlen auch am Tag danach noch die Worte und bei aller gebotenen Objektivität hinterlässt diese Partie und das, was das Schiedsrichtergespann dabei abgeliefert hat, einen ganz faden Beigeschmack.

Aber der Reihe nach. Die Crimmitschauer Verantwortlichen gönnten Alexander Höller einen freien Tag wegen der anstehenden Geburt seines ersten Kindes. Und weil auch Collin Lejdborg und Kevin Neumüller nicht an Bord waren, traten die Sachsen mit nur 16 Feldspielern an. Neu dabei war Fabio Pfohl vom Kooperationspartner Wolfsburg. Pfohl brachte sich gut ins Team ein, sollte aber in den kommenden Spielen etwas weniger Eigensinn an den Tag legen.

Nachdem die Crimmitschauer verspätet in Rosenheim ankamen – die Partie begann mit einer halben Stunde Verspätung – saßen sie in den ersten Momenten des Spiels wohl noch im Bus, denn bereits nach 30 Sekunden tauchte ein Rosenheimer frei vor Ryan Nie auf, der jedoch die Scheibe sicherte. Die Sachsen aklimatisierten sich aber rasch und ließen sich auch von einem ersten Powerplay der Hausherren nicht beeindrucken. Auf der eigenen Habenseite verzeichnete Fabio Pfohl in der 7.Minute eine aussichtsreiche Chance nach Alleingang. In der Folgezeit neutralisierten sich beide Teams ohne besondere Höhepunkte. Erst um die 12., 13. Minute herum konnten sich die Rosenheimer besser in Szene setzen. Begünstigt durch ein Powerplay gingen sie in Führung, als das zügige Passspiel schließlich den freien Mann direkt vor Nie fand (16.). Crimmitschau konnte im ersten Drittel über weite Strecken optisch sehr gut mithalten und zeigte gefälliges Spiel, die gewisse „Geilheit“ und den Esprit vor dem Tor bzw. im Angriffsspiel ließen sie jedoch vermissen, so dass die knappe Führung der Starbulls unter dem Strich in Ordnung geht.

Der Mittelabschnitt begann für die Rot-Weißen optimal, denn kurz nach Ablauf einer Strafe gegen Rosenheim lenkte Bernhard Keil einen scharfen Pass von André Schietzold zum 1:1-Ausgleich in die Maschen (22.). Danach bekam Crimmitschau Oberwasser, vor allem auch weil Rosenheim drei Strafen zog. Doch das Powerplayspiel der Sachsen war zu statisch, zu langsam, so dass diese Möglichkeiten fahrlässig liegen gelassen wurden. Bereits an dieser Stelle sei festgestellt, dass hier wohl ein Schlüssel für die Crimmitschauer Niederlage lag – bei den Special Teams gab Rosenheim kalr den Ton an, während Crimmitschau enttäuschte. Dennoch behielten die Sachsen im 2. Drittel das Spiel im Griff, ließen wenige Rosenheimer Schüsse zu. Insgesamt verflachte das Spiel, war geprägt von individuellen Patzern, Stock- und Abspielfehlern. Leistungsgerecht stand es 1:1 nach 40 Minuten und für den Schlussabschnitt war noch alles drin. Eigentlich…

Denn diese letzten 20 Minuten waren eine Farce sondersgleichen, hatten mit Eishockey nichts mehr zu tun und waren seitens der Herren Klein, Tschirner und Gazzo fernab jeglicher fairen, objektiven und unparteiischen Spielleitung. Aus einem stinknormalen Eishockeyspiel wurde plötzlich die Showbühne für drei völlig überforderte Schieds- bzw. Linienrichter, die durch nicht nachvollziehbare Entscheidungen die Kontrolle über die Partie verloren. Es begann mit dem Führungstreffer der Crimmitschauer in der 43. Minute, dem wegen angeblichem Torraumabseits die Anerkennung verweigert wurde. Foy fuhr seitlich vors Tor, der Puck zuerst im Torraum, stürzte dann über Goalie Herden und ein Crimmitschauer drückte die Scheibe, die die ganze Zeit im Torraum war, über die Linie. Allenfalls die Berührung Foy-Herden war strittig, aber kann so oder so ausgelegt werden. Es ging mit 1:1 weiter, als kurz darauf Christian Neuert in gebückter Haltung den Kontakt mit Körner nicht stehend beendete. Strafe Körner und Powerplay Rosenheim. Dort zunächst ein Lattentreffer von Vallorani, wenig später ein Pfostentreffer von Strakhov. Im Gegenzug Pfostentreffer von Foy und danach Unterbrechung mit dem Beginn des Theaterstücks „Michael Klein als Pippi Langstrumpf – oder: ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefällt“. Beim Pfostentreffer von Strakhov stand Klein auf der Grundlinie drei Meter neben dem Gehäuse und entschied sofort und richtig mit ausgebreiteten Armen auf „kein Treffer“. In der nächsten Unterbrechung schwatzte ihm jedoch einer der Linesmen, von denen keiner in dieser Situation auch nur annähernd in Tornähe war, einen Treffer auf. Nach langen Diskussionen und ohne Ansage des Stadionsprechers stand plözlich ein 2:1 auf der Anzeigetafel. Liegt hier eine Kompetenzüberschreitung des Schiedsrichtergespanns vor? Denn Klein hatte das Tor nicht anerkannt, ein Linienrichter behauptet das Gegenteil. Beweis für den Treffer? Fehlanzeige! Denn Videobeweis gibt es noch nicht und die Tatsachenentscheidung steht damit über sonstigen Hinweisen, die der Linienrichter nicht einmal belegen kann. Crimmitschau war konsterniert – zurecht -, wollte aber eine Trotzreaktion zeigen. Die beiden Zweikämpfe von Walsh und Tripp nahmen die Spieler der Starbulls aber dankend an und landeten artistisch auf dem Hosenboden. Eric Lampe war nach den angezeigten Strafen als erster Crimmistchauer an der Scheibe, chippte das Spielgerät Richtung gegnerisches Drittel, wo die Scheibe einen Linienrichter am Arm streifte. Es gab: 2 Strafen wegen Bandenchecks gegen Walsh und Tripp sowie Matchstrafe (!) gegen Lampe wegen Tätlichkeit gegen den Linienrichter. Einfach nur unfassbar! Wer glaubte, das wäre es schon gewesen, bekam wenig später noch das i-Tüpfelchen präsentiert. Derweil nutzten die Rosenheimer das doppelte Überzahlspiel, um in der 47. und 48. Minute auf 4:1 erhöhen. Um nicht völlig blöd dazustehen, stellte Klein dann auch mal zwei Rosenheimer vom Feld, was den Sachsen eine 4:3-Überzahl (Lampes Strafe lief noch) bescherte. Hier leistete sich André Schietzold einen schlimmen Patzer und konnte sich im gegnerischen Drittel nur noch mit einem Beinstellen gegen den durchbrechenden McNeely behelfen. Strafe war angezeigt, korrekt. Das Spiel lief weiter und Peter Lindlbauer konnte die Scheibe nach Umkurven Ryan Nies per Bauerntrick nicht im Kasten unterbringen. Spielunterbrechung und Penalty für Rosenheim. Klare Fehlentscheidung, denn wenn der Schiedsrichter weiterlaufen lässt, kann er nachträglich keinen Penalty mehr geben. Vielmehr hätte er sofort abpfeifen müssen, da der gefoulte Spieler seine Aktion nicht mehr beenden konnte, den Konter stattdessen ein anderer Spieler lief. Strafzeit gegen Schietzold wäre also hier die richtige Entscheidung gewesen. Es gab Penalty, den Ryan Nie mit einem Hechtsprung und dem Stock auf dem Eis voraus vereitelte, indem er den Puck vom Tor weglenkte. Weil aber gleichzeitig McNeely über den Stock stolperte, gab Schiedsrichter Klein erneut Penalty wegen Beinstellens. Äußerst strittig! McNeelys zweiter Versuch landete zum 5:1 im Tor. Beim Spielstand von 4:1 und dem zuvor aufgestauten Frust und Ärger der Crimmitschauer, belässt es ein Schiedsrichter mit Fingerspitzengefühl bei einem vergebenen Penalty und setzt das Spiel ohne Wiederholung fort. Klein trieb es aber definitiv auf die Spitze und darüber hinaus. Rosenheim erhöhte in der 51.Minute mit einem weiteren Treffer bei doppelter Überzahl auf 6:1. Kurz vor Ende betrieb Bernhard Keil mit seinem zweiten Treffer noch etwas Ergebniskosmetik. So verloren die Crimmitschauer 2:6, aber weil für Rosenheim 5 Powerplaytore und 1 Penalty zu Buche standen, gingen die Gäste sogar mit einer positiven +/- Bilanz aus der Partie – kurios, nein traurig angesichts der Anti-Leistung des Schiedsrichtertrios.

Bis nämlich die Partie den „Unparteiischen“ aus den Händen glitt, waren die Crimmitschauer drauf und dran, den Hausherren Punkte abzuknöpfen. Das Ergebnis spiegelt den Spielstand jedenfalls in keinster Weise wider. Trotzdem stehen die Pleißestädter mit leeren Händen da und müssen nun ihre Wunden lecken. Die kommenden Spiele werden nicht einfacher, dazu wird es eine Sperre gegen Topscorer Lampe geben und ein Ausländerersatz für Kristek ist auch noch nicht an Bord. Die Eispiraten schlittern einem Fehlstart in die Saison entgegen.

 [box type=“success“ align=““ class=““ width=““]Torfolge:

1:0 (15:39) Andrej Strakhov ( Tyler McNeely , David Vallorani ) PP1 – 5-4
1:1 (21:15) Bernhard Keil ( André Schietzold , Eric Lampe )
2:1 (44:49) Andrej Strakhov ( Tyler McNeely ) PP1 – 5-4
3:1 (46:02) Tyler McNeely ( David Vallorani , Michael Rohner ) PP2 – 5-3
4:1 (47:02) C.J. Stretch ( Max Renner , Peter Lindlbauer ) PP2 – 5-3
5:1 (48:28) Tyler McNeely – Penalty
6:1 (50:54) Andrej Strakhov ( Max Renner , C.J. Stretch ) PP2 – 5-3
6:2 (56:54) Bernhard Keil ( Daniel Bucheli , Dominic Walsh ) – PP1 – 5-4[/box]

[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““]Strafen:

Starbulls Rosenheim – 22 Minuten
06:53 – 2 MIN – Raimund Hilger ( Stockschlag, Kleine Strafe )
19:13 – 2 MIN – Peter Lindlbauer ( Beinstellen, Kleine Strafe )
21:51 – 2 MIN – Maximilian Vollmayer ( Haken, Kleine Strafe )
24:41 – 2 MIN – Max Renner ( Spielverzögerung, Kleine Strafe )
31:44 – 2 MIN – Josef Frank ( Spielverzögerung, Kleine Strafe )
41:50 – 2 MIN – Maximilian Vollmayer ( Halten, Kleine Strafe )
47:32 – 2 MIN – Michael Rohner ( Halten, Kleine Strafe )
47:32 – 2 MIN – Josef Frank ( Check gegen die Bande, Kleine Strafe )
49:50 – 2 MIN – Wade MacLeod ( Stock-Check, Kleine Strafe )
51:30 – 2 MIN – Florian Gaschke ( Beinstellen, Kleine Strafe )
55:29 – 2 MIN – Max Meirandres ( Beinstellen, Kleine Strafe )

Eispiraten Crimmitschau – 43 Minuten
03:13 – 2 Min – Jan Tramm ( Haken, Kleine Strafe )
14:06 – 2 Min – Matthew Foy ( Halten, Kleine Strafe )
18:40 – 2 Min – Danny Pyka ( Hoher Stock, Kleine Strafe )
29:33 – 2 Min – Eric Lampe ( Haken, Kleine Strafe )
44:12 – 2 Min – Jakub Körner ( Check gegen die Bande, Kleine Strafe )
45:28 – 2 Min – Dominic Walsh ( Check gegen die Bande, Kleine Strafe )
45:28 – 25 Min – Eric Lampe ( Beschimpfung von Offiziellen, Matchstrafe )
45:28 – 2 Min – John Tripp ( Check gegen die Bande, Kleine Strafe )
48:28 – 0 Min – André Schietzold ( Beinstellen, Strafschuss )
48:28 – 0 Min – Ryan Nie (Beinstellen, Strafschuss)
49:50 – 2 Min – André Schietzold ( Stockschlag, Kleine Strafe )
49:50 – 2 Min – Matthew Foy ( Stockschlag, Kleine Strafe ) [/box]

[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““]Aufstellung:

Starbulls Rosenheim
Tor: Timo Herden (Lukas Steinhauer) – Abwehr: Peter Lindbauer, Gustav Veisert, Max Renner, Michael Rohner, Max Meirandes, Joef Frank, Maximilian Vollmayer – Angriff: Manuel Edfelder, C.J. Stretch, Christian Neuert, Dominik Daxlberger, Leopold Tausch, Wade MacLeod, Florian Gaschke, Raimund Hilger, Andrej Strakhov, Fabian Zick, Tyler McNeely, David Vallorani

Eispiraten Crimmitschau
Tor: Ryan Nie (Niklas Deske) – Abwehr: Dominic Walsh, André Schietzold, Jakub Körner, Philipp Halbauer, Danny Pyka, Jan Tramm – Angriff: Erik Gollenbeck, Vincent Schlenker, Bernhard Keil, Valerij Guts, John Tripp, Martin Heinisch, Daniel Bucheli, Eric Lampe, Matthew Foy, Fabio Pfohl[/box]

[box type=“info“ align=““ class=““ width=““]Zuschauer: 2.393

Schiedsrichter: Klein, Michael (Gazzo, Tobias – Tschirner, David)[/box]

Schüsse:

Starbulls Rosenheim 13 7 21 41
Eispiraten Crimmitschau 10 11 9 30