Am kommenden Wochenende stehen für die Eispiraten Crimmitschau die Partien gegen Heilbronn und in Riessersee auf dem Programm. In Zahlen heißt das, dass es die Sachsen mit dem Tabellenzehnten und Tabellendreizehnten zu tun bekommen. Angesichts des furiosen Auswärtssieges in Landshut und dem Derbyknaller gegen Weißwasser am vergangenen Wochenende ist man als ETC-Fan derzeit schon wieder in Euphoriestimmung. Dennoch soll an dieser Stelle das Fähnchen nicht schon wieder auf Playoff-Wind drehen, denn der Abstand auf Platz 10 ist mit 11 Punkten immer noch eine gehörige Hausnummer. So bleibt es erst einmal dabei: Die Crimmitschauer Playdown-Teilnahme ist so gut wie sicher – und wenn diese Drucklosigkeit in der verbleibenden Hauptrunde weiterhin zu solchen Ergebnissen wie am letzten Wochenende führt, dann kann uns das doch nur recht sein.
Gegnervorschau HEILBRONNER FALKEN
42.Spieltag, Freitag 30.01.2015, 20.00 Uhr
Eispiraten Crimmitschau – Heilbronner Falken
Schiedsrichter: Carsten Lenhart (Michael Gazzo, Christian Kastenmeier)
Trainer
Die Heilbronner Falken gehören zu einem der vier Teams in der Liga, deren Trainer nicht mehr der vom Saisonbeginn ist. Zwar hat Ex-Coach Igor Pavlov gebetsmühlenartig die schwierigen Bedingungen und die junge Mannschaft in Heilbronn vor die Niederlagen geschoben und immer wieder beteuert, dass man hart und zielstrebig arbeite, aber letzlich konnte der DEL-erfahrene Coach das Ruder beim Low-Budget-Team nicht herumreißen, woraufhin die Verantwortlichen die Notbremse zogen. Als Interimslösung, die sich aber sehr wahrscheinlich als Dauerlösung zumindest bis Saisonende herauststellen wird, wurden Luigi Calce und Gerd Wittmann als Trainerdoppel an die Bande gestellt. Durchaus eine interessante Mischung, denn Calces Schlittschuhe hängen noch nicht lange am Nagel, so dass der Kontakt zu den Spielern sicherlich noch warm ist, während Wittmann, der am Spieltag gegen Crimmitschau 70 Jahre alt wird, in Heilbronn längst als Eishockey-Methusalem gilt und nicht zum ersten Mal als Feuerwehrmann hinter der Falken-Bande einspringt.
Tor
Das Experiment mit jungen deutschen Torhütern ging nur bedingt auf. So haben zwar Philip Lehr (14 Sp, 4.22 GT/Sp, 0 SO) und Florian Proske (18 Sp, 3.62 GT/Sp, 0 SO) zweifelsfrei riesiges Talent, aber die Verantwortung eines Starters in der DEL 2 ist für den 21- bzw. 18jährigen einfach noch zu groß. So vergaben die Falken noch eine Kontingentstelle zwischen die Pfosten und verpflichteten auf Empfehlung des Kooperationspartnes Mannheim den US-Amerikaner Alex Scola (10 Sp, 3.82 GT/Sp, 1 SO), der bislang zumindest nicht enttäuschte.
Abwehr
Ein großes Problem haben die Neckarstädter in der Defensive, denn die ist nicht nur anfällig für Gegentore, sondern trägt zum Spiel nach vorne kaum etwas Erbauliches bei. Lediglich von Fabian Krull (35 Sp, 7+10) geht nicht nur Gefahr für das eigene, sondern auch für das gegnerische Tor aus. Eigentlich war Ex-Eispirat TJ Fast (CAN, 25 Sp, 2+9) ebenso als spielstarker Defender eingeplant, konnte aber nicht so recht an seine Leistungen im Eispiraten-Trikot anknüpfen und war zudem in den letzten Wochen dauerverletzt. Inzwischen hat er vond en Ärzten wieder grünes Licht bekommen, ein Einsatz in Crimmitschau kommt wahrscheinlich aber zu früh. Die übrige Defensive ist mit Dominik Tiffels (39 Sp, 2+7), Steven Bär (30 Sp, 1+5), Robin Thomson (37 Sp, 1+2), Dorian Saeftel (30 Sp, 1+2) und Loius Heinis (27 Sp, 1+1) etatmäßig besetzt. Hinzu kommen zahlreiche Fölis aus Mannheim, die hin und wieder zum Einsatz kommen. Zum festen Stamm gehört seit kurzem auch Thomas Gödtel (4 Sp, 1+2), der seine Zelte in der DEL mit bald Mitte 30 wohl endgültig abgebrochen hat und den Falken mehr defensive Stabilität und offensive Felxibilität verleihen soll.
Sturm
1+1+4 = 6 und damit zwei zuviel. Gemeint sind die Kontingentstellen im Kader der Falken, die jeweils eine im Tor und in der Abwehr aufbieten, dafür gleich 4 im Angriff. Aber so richtig durchschlagend ist das trotzdem nicht, vor allem weil der AHL-erfahrene Stephane Leigein (CAN, 10 Sp, 1+3) bis dato weit weit hinter den Erwartungen spielt und mehr auf der Tribüne sitzt als auf der Spielerbank. Und auch Grant Toulmin (CAN, 37 Sp, 8+15), einer der beiden aus dem College-Experiment (Conor O´Donnell hat das Team schon wieder verlassen), ist auch nicht der Reißer, den die Falken brauchen. Nummer 3 im Bunde ist Riley Armstrong (CAN, 13 Sp, 5+7), der eigentlich eine gute Spielanlage hat, aber bei dem immer das Gefühl mitschwingt, dass der Wandervogel diese nur für die eigene Bilanz nutzt und sich schon jetzt fürdie nächste Saison bei einem anderen Verein in Position bringen will. Über allem erhaben ist da nur Dustin Cameron (CAN, 41 Sp, 17+27), der einzige richtige Glücksgriff der Falken auf dem Transfermarkt. Für positive Überraschungen sorgen dennoch die jungen deutschen Cracks im Angriff, so etwa der 21jährige Marcel Kurth (38 Sp, 12+22) oder die erst 20jährigen Lennart Palausch (40 Sp, 5+6) und Kevin Maginot (41 Sp, 5+5). Sachar Blank (40 Sp, 3+14), Alexander Janzen (34 Sp, 7+9), Alexander Ackermann (39 Sp, 4+11) und Sergej Janzen (41 Sp, 4+9) fallen eher selten durch Topleistungen auf. Den Stümer-Stamm komplettieren Marvin Krüger (22 Sp, 2+6) und Tobias Kircher (39 Sp, 1+3), während auch im Angriff etliche weitere Fölis zu finden sind.
Saison
Den Falken wurde vor der Saison eine schwere selbige prophezeit und so kam es schließlich auch. Mit nur 30 Punkten aus 41 Spielen ziert das Team vom Neckar derzeit den vorletzten Platz und in der restlichen Hauptrunde geht es für das Team eigentlich nur noch darum, ob dieser Platz gehalten werden kann oder die Rote Laterne von Kaufbeuren nach Heilbronn wandert. In Toren lautet die Bilanz 98:172, ebenfalls jeweils die zweitschlechtesten Werte der Liga. Damit sind die Schwächen der Falken durch nackte Zahlen offenkundig. Vorne ist das Team mit wenigen torgefährlichen Spielern zu einfach auszubremsen und hinten dominieren die Einladungen an die Gegner zum Toreschießen. Wer nun auch noch die Tendenzen in den Special Teams wissen möchte, darf dreimal raten… Exakt: Sowohl im Powerplay (16.34%) als auch in Unterzahl (75.86%) kommt Heilbronn nicht über die Nummer 13 in der Liga hinaus. Und die Stärke der Falken? Die liegt eigentlich bei den jeweiligen Gegnern und heißt Unterschätzen. Denn wer die Heilbronner auf die leichte Schulter nimmt, der kann böse überrascht werden und steht plötzlich ohne fest eingeplante Punkte gegen das Kellerkind da! Vorsicht ist also geboten! Zumal die Falken seit dem 0:8-Debakel im Sahnpark zur Jahreswende in 9 Spielen immerhin 8 Punkte und für den Tabellenstand befriedigende 26:33 Tore einfuhren.
Gegnervorschau SC RIESSERSEE
43.Spieltag, Sonntag 01.02.2015, 17.00 Uhr
SC Riessersee – Eispiraten Crimmitschau
Schiedsrichter: Markus Schütz (Stefan Bertele, Thomas Haas)
Trainer
Vor knapp drei Wochen setzte sich unter der Zugspitze eine Lawine in Gang, die noch immer nicht zum Stehen gekommen ist. Erst recht, weil Nachbeben aus Richtung Landshut die ganze Angelegenheit noch befeuern. Die Rede ist vom überraschenden Rücktritt Toni Krinners beim SCR, dem wenige Tage später die Anheuerung beim EV Landshut folgte. Seitdem willl jeder etwas anders gesagt, gehört und verstanden haben, was zu einem ober-niederbayerischen Kauderwelsch mit erhöhtem Unterhaltungsfaktor führt. Jedenfalls gehen die Alphamänchen Ralph Bader und Christian Donbeck, ihreszeichens Geschäftsführer der beiden Vereine, gerade richtig auf in ihrer Rolle des Zankapfels. Aber genug der Nebenkriegsschauplätze. Die Nachfolge Krinners trat Maurizio Mansi an, der als Co-Trainer aus der DEL zurück nach Garmisch-Partenkirchen kam und der dem Team nun den Krinner-Schock auszutreiben versucht, denn die Spuren dieses Hickhacks außerhalb des Eises haben sich inzwischen auch ihren Weg auf das Eis gebahnt, was ein Blick auf die letzten Ergebnisse zeigt.
Tor
Dass der SCR bislang die zweitwenigsten Gegentore der Liga kassiert hat, lag nicht zuletzt an den starken Leistungen von Joey Vollmer (22 Sp, 2.49 GT/Sp, 2 SO), doch Vollmer zog sich beim letzten Spiel in Crimmitschau eine langwierige Verletzung zu und muss seitdem aussetzen. Und weil man dem jungen Korbinian Sertl (5 Sp, 2.25 GT/Sp, 0 SO) den Sprung ins kalte Wasser noch nicht zutraute, wurde der Slowake Tomas Tomek (11 Sp, 2.66 GT/Sp, 1 SO) nachverpflichtet, der sich auch als echt Verstärkung herausstellte und gegen den es Vollmer nach seiner Genesung schwer haben dürfte.
Abwehr
Die Rollenverteilung im Kader der Garmischer ist klar nach Position verteilt. Sprich die Abwehrspieler sind für das Toreverhindern zuständig, die Stürmer für das Toreschießen. Mit dem Tschechen Michael Kolarz (39 Sp, 5+15) steht daher auch nur ein Defender im Scheinwerferlicht. Alle seine 5 Tore hat Kolarz übrigens im Powerplay erzielt, weshalb es naheliegt, dass er sich bei 5 gegen 5 seltenst über die Mittellinie wagt. Neben Kolarz zieht in der eigenen Zone vor allem der Routinier Sepp Staltmayr (37 Sp, 0+3) die Fäden, wobei neben den beiden sich aber inzwischen auch Julian Eichinger (41 Sp, 2+9), Benedikt Kastner (38 Sp, 0+9), Felix Thomas (41 Sp, 1+7) und Sebastian Eickmann (28 Sp, 0+3) von jungen Hüpfern zu richtig guten Verteidigern entwickelt haben. Allesamt sind im besten Eishockeyalter und dürften Vorbild für die Teenies wie Föli Tim Bender (18 Sp, 4+5) und Simon Mayr (36 Sp, 3+1) sein.
Sturm
Im Angriff der Werdenfelser laufen fast alle Fäden bei Lubor Dibelka zusammen. Der tschechische Puckkünstler hat in seinen 40 Einsätzen sowohl die meisten Tore (21) als auch die meisten Assists (31) im Tema gesammelt und rangiert damit auf Platz 5 der ligaweiten Scorerwertung. Brandgefährlich ist Dibelka vor allem im Powerplay, in dem er 23 Punkte (9+14) auf sein Konto verbuchen konnte und damit an fast zwei Drittel aller Powerplaytore des Teams beteiligt ist. Dibelkas kongenialer Partner ist Landsmann Jaroslav Kracik (30 Sp, 9+23), der nach längerer Verletzung zwar noch nicht seine bestechende Form aus der ersten Saisonhälfte wiedergefunden hat, aber auf dem besten Weg dahin ist. Hinter den beiden Tschechen formiert sich ein deutsches Quintett, das über die gesamte bisherige Saison beständig gute Leistungen liefert und regelmäßig als Matchwinner in Erscheinung tritt. Die Fünferbande besteht aus Maximilian Kastner (41 Sp, 12+17), Oldie Tim Regan (41 Sp, 16+11), Florian Vollmer (38 Sp, 9+15), Andreas Pauli (31 Sp, 11+11) und Michael Rimbeck (39 Sp, 5+10). Der an Nummer 2 gesetzte Center Mark Kosick (22 Sp, 4+10) ist in dieser Saison schon zum zweiten Mal länger verletzt, so dass die jungen Cracks Markus Eberhardt (41 Sp, 6+7) und Valentin Gschmeißner (27 Sp, 0+2) sowie die beiden Fölis Thomas Merl (25 Sp, 3+7) und Kai Herpich (30 Sp, 1+9) gemeinsam für Kosick in die Bresche springen.
Saison
Lange Zeit schwammen die Garmischer durch ihre eher biedere aber erfolgreiche Spielweise nahezu unbemerkt im vorderen Tabellenfeld mit, selbst im Bereich des Playoff-Heimrechts waren sie schon unterwegs. Aber die letzten Wochen, die geprägt waren von dem Trainer-Hickhack und Auftritten mit sehr kleinem Kader, haben ihre Spuren hinterlassen. In den letzten 7 Spielen gelangen den Blau-Weißen nur magere 3 Punkte (13:26 Tore), was den Absturz auf Platz 10 bedeutet, wo das Team nun mit 60 Punkten und 123:108 Toren verweilt. Die Verweildauer wird aber nicht lange sein, denn die Plätze 8 und 11 sind nur durch einen Punkt getrennt und selbst die direkte Playoff-Qualifikation ist noch längst nicht außer Reichweite. So hat das gegenwärtige Zwischentief zwar für einen Dämpfer gesorgt, aber Garmisch liegt im Rennen im schnelllebigen Tabellenmittelfeld. In eben jenem bewegen sich auch die Special Teams: Platz 8 (79.72%) im Penaltykilling, Platz 10 (18.69%) im Powerplay.
Die Lage bei den Eispiraten…
… sorgte für eine bisweilen glückselige Woche. Wäre der Play-Button des Derby-Videoberichts nicht virtuell, sondern auf einer analogen Fernbedienung zu finden, so wäre wohl davon nur noch ein Stück abgeschrubbelter Gummi übrig. Das vergangene 6-Punkte-Wochenende sorgte also nicht nur für reichlich angespülte Euros in der Aktion €URO FÜR PUNKTE, sondern auch für zufriedene ETC-Fans. Damit dies so bleibt, wären weitere Siege auf dem Weg zum Hauptrundenende natürlich erfreulich. Am besten beginnen die Crimmitschauer Cracks damit gleich am kommenden Freitag, wenn Heilbronn zum zweiten Mal in dieser Saison seine Visitenkarte im Sahnpark abgibt. Beim ersten Versuch kamen die Falken mächtig unter die Räder, denn beim 8:0 ließen die Eispiraten nur einen Haufen Federn von den Gästen übrig. ABER: Dieses Spiel ist Geschichte und so beginnt es am 42. Spieltag bei 0:0. Wer sich von dem damaligen Kantersieg noch allzu sehr blenden lässt oder gar eine ähnliche Partie erwartet, der dürfte die Härte des Sahnparkeises schnell zu spüren bekommen, wenn er nämlich mit der Nase darauf landet. Die Falken kleben zwar wie Pech und Schwefel am vorletzten Tabellenplatz, haben sich aber in den letzten Wochen gesteigert und sind wahrlich besser in Form als derzeit beispielsweise Kaufbeuren, Weißwasser oder Riessersee.
Letztgenannter Club ist Sonntagsgegner der Lee-Schützlinge und aufgrund der Crimmitschauer Vergangenheit im Olympia-Eisstadion – dieses verließen die Sachsen als Verlierer gefühlt so oft wie derzeit Ralph Bader das Wort „Kruzifix“ sagt – wird der Auftritt unter der Zugspitze obligatorisch eine ganz schwere Aufgabe. Die Hausherren müssen im Kampf um die Playoffs jeden möglichen Punkt einfahren und werden entsprechend engagiert zu Werke gehen. Für die Crimmitschauer kann es da – und natürlich auch am Freitag gegen Heilbronn – nur heißen, von Beginn an als Team konzentriert, engagiert und kämpferisch bei der Sache zu sein. Der Rest ergibt sich.
Statements von Chris Lee zum kommenden Wochenende