Bald braucht man nur noch eine Hand, um die Hauptrunde 2014/15 herunterzuzählen. Sechs Spieltage vor Ende des „Vorgeplänkels“ sind für die Eispiraten sind die Weichen inzwischen gestellt – und zwar Richtung Playdowns. Davon unbeirrt zeigt das Team von Chris Lee dennoch erfreulich gute Leistungen und wird am kommenden Freitag auch in Frankfurt versuchen, die heimischen Löwen auf ihrem Weg in die Meisterschaftsrunde ins Stoplern zu bringen. Frei nach dem Crimmitschauer Motto „Wenn wir es nicht schaffen, sollen es die anderen wenigstens nicht leicht haben“.
[yop_poll id=“21″]
Gegnervorschau LÖWEN FRANKFURT
47.Spieltag, Freitag 13.02.2015, 19.30 Uhr
Löwen Frankfurt – Eispiraten Crimmitschau
Schiedsrichter: Robert Paule (Fynn-Marek Falten, Wayne Gerth)
Saison / Statistik
Nach einem äußerst durchwachsenen Saisonstart hat sich der Aufsteiger inzwischen bestens an das Klima in der DEL 2 gewöhnt und es war von vorn herein klar, dass die mit viel Talent ausgestattete Truppe vorne mitspielen würde. 77 Punkte und 180:134 Treffer haben die Frankfurter auf dem Konto und zieren damit derzeit Rang 5. Die Playoff-Teilnahme ist den Hessen dabei kaum mehr zu nehmen, doch im engen Mittelfeld der Liga ist zwischen Playoff-Heimrecht und Umweg Pre-Playoffs noch alles möglich, so dass sich die Cracks vom Main in den restlichen Spielen keinesfalls zurücklehnen werden. Vor allem im heimischen Löwenkäfig beißen die Raubkatzen gerne zu, immerhin bedeuten 98 Heimtore den zweitbesten Wert der Liga. Aber: Die Rudeljagd haben sie noch nicht perfektioniert, so dass bereist 10 Heimniederlagen zu Buche stehen. Für Spektakel ist dennoch immer gesorgt: 7,39 Tore fallen durchschnittlich in der Frankfurter Eishalle – so viele wie sonst nur noch in Landshut. Für Unterhaltung ist auch gesorgt, wenn die Löwen in Unterzahl agieren, denn mit 45 Gegentoren haben sie die zweitmeisten der Liga kassiert. 11 von 218 Unterzahlsituationen haben sie aber auch für ein eigenes Tor genutzt – Spitzenwert der Liga! Insgesamt ist das Penaltykilling mit 79.36% eher mau, während das Powerplay beim Zuschauerkrösus (Schnitt 4.410) mit 23.81% (Platz 2) deutlich effektiver läuft.
Trainer
Der Dompteur im Löwenkäfig heißt Tom Kehler und pflegt – ganz passend zum Flair eines Großstadtclubs – die Pressekonferenzen als einziger Coach der Liga in Englisch abzuhalten. Dabei ist der Kanadier bereits seit der Saison 2013/14 bei den Löwen aktiv und wird es dank seiner akribischen und erfolgreichen Arbeit auch in der kommenden Saison sein, da der Vertrag des aufstrebenden 43jährigen zur Jahreswende erwartungsgemäß verlängert wurde.
Tor
Bei den Frankfurtern bahnt sich das Luxusproblem an, dass Coach Kehler bald zwischen zwei ausländischen Goalies entscheiden muss – und dabei steckt man nicht gern in der Haut des Übungsleiters. Denn sowohl Bryan Hogan (US, 17 Sp, 3.36 GT/Sp, 0 SO), letzte Saison bester Goalie der DEL 2, als auch sein finnischer Kollege Antti Ore (24 Sp, 2.54 GT/Sp, 2 SO) sind Meister ihres Fachs und wären überall in der Liga als Nummer 1 gesetzt. Hierbei dürfte Ore allerdings die Nase vorn haben, da sich Hogan nach langer Verletzung erst wieder in Form bringen muss.
Abwehr
Die Löwen-Abwehr ist vor allem eines: erfahren. Ob nun der 400-fache DEL-Spieler David Cespiva (41 Sp, 2+22), der ungarische Nationalspieler Marton Vas (44 Sp, 6+22), der Altinternationale David Hajek (CZE, 9 Sp, 0+4) oder der in der DEL 2 jedem bekannte Patrik Vogl (44 Sp, 1+15) – Spieler, die es dem Gegner mit ihrer Robustheit und Routine nicht einfach machen. Doch auch Henry Martens (45 Sp, 2+14) und Thomas Ziolkowski (20 Sp, 2+0) sind längst keine Unbekannten mehr. Die jungen Spieler Marcus Weber (19 Sp, 3+13), Lukas Gärtner (25 Sp, 0+1) und Andreas Schwarz (42 Sp, 2+5) runden das groß gewachsene (Schnitt 1,90 m) und schwere (Schnitt 90 kg) Defensiv-Bollwerk ab. Interessanter Fakt am Rande: Die Löwen haben zwar das zweitbeste Powerplay der Liga, aber dabei nur 3 Tore durch Verteidiger erzielt. Das liegt sicherlich daran, dass Coach Kehler in Überzahl mit 4 Stürmern auftrumpft, zeigt aber auch, dass die Powerplaytreffer eher aus Nah- und Halbdistanz erzielt werden.
Angriff
Wo man in der Abwehr anfängt, kann man im Sturm der Mainstädter gleich weitermachen. Reichlich Erfahrung und Talent findet man nämlich auch hier. Der Methusalem im Team ist mit seinen 36 Lenzen Lanny Gare (39 Sp, 12+18), ihm folgen die ebenfalls bereits in den 30igern befindlichen Nick Mazzolini (USA, 45 Sp, 24+28), ehemaliger ECHL-Topscorer, sowie der pfeilschnelle Goalgetter Richard Mueller (43 Sp, 32+20). Das beiden Letztgenannten gehören zweifelsfrei zu einem der gefährlichsten Tandems der Liga. Aber die Frankfurter stünden nicht so weit oben, wenn sie nicht weitere Top-Spieler aufbieten könnten. Da wären z. B. Norman Martens (42 Sp, 11+26), Nils Liesegang (41 Sp, 19+17) und Clarke Breitkreutz (30 Sp, 17+17) zu nennen. Nach langwieriger Verletzung greift nun auch der Kanadier Kyle Ostrow (10 Sp, 4+8) wieder an, um rechtzeitig in Playoff-Form zu kommen. Der nachverpflichtete junge Deutsch-Kanadier Justin Kirsch (24 Sp, 5+10) hat gut eingeschlagen, während der ebenfalls erst später eingekaufte Ken Magowan inzwischen Richtung Wien transferierte. Tut dem Kader der Frankfurter aber keinen Abbruch, da sie über eine Förderlizenzregelung verfügen, die ihren Namen auch verdient! So blickt man als Crimmitschauer schon ein wenig neidisch in Richtung Südhessen, wo neben dem Abwehrmann Marcus Weber die beiden Stürmer Marco Pfleger (30 Sp, 9+20) und David Elsner (24 Sp, 8+10) echte Stützen sind und auch recht häufig im Kader stehen. Damit haben die Löwen einen echten Vorteil. Der noch punktlose Frederik Gradl (35 Sp, 0+0) sowie Marc Schaub (32 Sp, 6+6), Dennis Reimer (34 Sp, 2+7) und Richard Gelke (42 Sp, 2+4) sorgen für die notwendige Tiefe im Kader.
Zum Spiel
Wer nach Frankfurt fährt, tut dies in der Regel als Außenseiter. Die Eispiraten, die trotz der Aussichtlosigkeit in Richtung Playoffs nicht nachlassen und mit guter Form den Hauptrundenendspurt für ihre Fans mehr als nur erträglich machen, sind allerdings auch nur ein Underdog in der stets gut gefüllten und lauten Frankfurter Eishalle. Dort zu bestehen, erfordert kühlen Kopf und das nötige Quentchen Glück. Beim ersten Aufeinandertreffen im Löwenkäfig vor knapp 5 Wochen (6:5 für Crimmitschau) profitierten die Sachsen von beidem, ein erneutes Husarenstück wäre aber doch eher eine große Überraschung. Zumal die Eispiraten vor allem defensiv am vergangenen Wochenende große Lücken offenbarten und das Fehlen von Jakub Körner (beide Spiele) und André Schietzold (Sonntag) unmiitelbar in 12 Gegentoren mündete. Die Stärkung der Abwehr, gerade auch im Hinblick auf die Playdowns, dürfte derzeit die größte Aufgabe von Coach Chris Lee sein.
Stimmen
(Fotos: Alexander Grimm)