Es ist schade um das bisherige Bild der Eispiraten in dieser Saison… Denn die Aussichtlosigkeit der Westsachsen in der Tabelle – die letzten Spiele der Hauptrunde sind nichts weiter als Makulatur – beschert den Crimmitschauern in den letzten Wochen zum Teil denkwürdige Spiele, die doch die ein oder andere Trübung in den bisherigen Saisonverlauf bringen. Das 2:9-Debakel in Ravensburg war eines solcher Spiele, die man lieber ganz schnell vergessen möchte, die aber doch hängen bleiben. Zumindest haben sich die Crimmitschauer in den letzten Wochen zur Schießbude der Liga entwickelt, was dem Optimismus im Hinblick auf die Playdowns vorerst in die Schranken weist.
Ohne Chefcoach Chris Lee und den ehemaligen Goldhelm Marvin Tepper (beide krank) sowie die verletzten Jakub Körner und Kevin Neumüller reiste eine Rumpftruppe von 15 Feldspielern von Sachsen nach Oberschwaben, die von Torsten Heine provisorisch gecoacht wurde. In der Aufstellung wirkte außerdem erstmals der tschechische Standby-Goalie Robert Slipcenko mit, der sich auf der Bühne DEL 2 präsentieren konnte.
Aufstellung
Slipcenko (ab 26:08 Albrecht)
Schietzold, Kirschbauer – Gollenbeck, MacKay, Heinisch
Tramm, Card – Bucheli, Forster, Walsh
Oprée, x – Hutchings, Lampe, MacQueen
Guts
Spielverlauf
Die Eispiraten konnten zwar den ersten Torschuss der Partie für sich verzeichnen, aber es wurde ganz schnell deutlich, dass da eine rot-weiße Gastmannschaft auf dem Eis stand, die an diesem Abend lieber daheim geblieben wäre. Jedenfalls konnte Ravensburg von Beginn an nach Belieben schalten und walten. Es dauerte auch nur knapp über 3 Minuten, als Kirschbauer und Card ihre Rolle als Verteidiger ad absurdum führten und die blaue Linie preisgaben, was der alleinstehende Radek Krestan nach langem Pass im Alleingang dankend zum 1:0 annahm. Eine Doppelstrafe gegen Card und Gollenbeck in der 8.Minute sorgte für das 2:0. Die Towerstars zogen die Box der Eispiraten auf Torraumgröße zusammen und Edwards fand die Lücke. 20 Sekunden später erhöhte Brandl auf 3:0. Die Eispiraten ließen jegliche Einstellung vermissen, gingen den Zweikämpfen aus dem Weg und ließen sich von spielfreudigen Ravensburger zu Statisten degradieren. So etwas als ETC-Fan ansehen zu müssen, tut einfach nur weh. Nach nicht einmal 10 Minuten war die Partie eigentlich zuende und man stellte sich gedanklich schon auf den Heimweg bei winterlichem Mistwetter und verschneiten Straßen ein.
Der Mittelabschnitt sollte sogar noch derber werden, zumindest die ersten 6 Minuten. 6 Torschüsse reichten den Towerstars zu 4 weiteren Toren, die unterstützt von einer blutleeren Eispiraten-Mannschaft wie die reifen Früchte fielen. Dazwischen konnte das 5:1 durch Hutchings als Randnotiz vermerkt werden. Nach dem 7:1 war dann auch der Arbeitstag von Robert Slipcenko beendet. Ein Fazit zu ziehen ist schwer, denn mit einer Abwehr (daz gehören alle 5 Feldspieler, gell liebe Nordamerikaner!), die jegliches Engagement und Zweikampfverhalten vermissen lässt, sieht jeder Torwart schlecht aus. Bei Slipcenko kam noch hinzu, dass ihm das ganze Spiel in der DEL 2 irgendwie zu schnell gewesen zu sein scheint. Jedenfalls machte der Standby-Goalie wahrlich keine gute Figur bei dem ein oder anderen Gegentor und wir hoffen nun einfach einmal, dass Ryan Nie die Playdowns durchziehen kann. Slipcenko wird auf dem Weg zum Klassenerhalt jedenfalls keine Hilfe sein. Zurück zum Spiel. Als das sanfte Dahinplätschern der Partie das Wachbleiben an seine Grenzen trieb, bekamen die Crimmitschauer einen Penalty zugesprochen (32.). Alex Hutchings knüpfte aber nahtlos an die bisherige Leistung der gesamten Mannschaft an und vergab kläglichst. Und dann plätscherte es weiter. Einziger Lichtblick: Sebastian Albrecht wehrte alle 9 Schüsse ab, die bis Drittelende in seine Richtung flogen.
Das Ziel für das letzte Drittel konnte für die Crimmitschauer nur lauten, hier nicht zweistellig unterzugehen. Zumindest das sollte gelingen, was aber eher daran lag, dass sich die Hausherren längst im Feierabendmodus befanden und noch dazu ziemlich fahrlässig mit zahlreichen weiteren Chancen umgingen. Carciola (50.) und Farny (58.) schraubten das Ergebnis dennoch bis kurz vor die Schallmauer. In der 59. Minute konnte Alex Hutchings noch sein zweites Tor erzielen.
Fazit
Was soll man zu so einer Darbietung am vorletzten Spieltag sagen? Chris Lee hatte im Pressegespräch am Donnerstag angekündigt, dass die Eispiraten ein unangenehmer Gegner sein wollten. Eine Ankündigung, die letztlich nur Schall und Rauch war. Vom Unangenehmsein waren die Eispiraten so weit entfernt wie inzwischen von den Playoff-Plätzen. Dass es schwer ist, sich als festzementierter Tabellenzwölfter in der jetzigen Saisonphase noch zu motivieren und alles aus sich herauszuholen, lässt sich zwar nachvollziehen, aber in den letzten Wochen haben sich die Eispiraten weder spielerisch noch kämpferisch mit Ruhm bekleckert und man sollte im Crimmitschauer Lager nicht vergessen, dass es ab dem 13. März wieder um etwas geht. Die gegenwärtig nach unten zeigende Formkurve und die Rückentwicklung der Mannschaft zur Schießbude (der Gegentorschnitt in dieser Saison ist mit 3,92 – die 8 Gegentore in Frankfurt mitgerechnet – höher als der in der letzten Saison mit 3,85) stimmen nachdenklich.
Torfolge
1:0 Radek Krestan (Alex Leavitt, Raphael Kapzan) 3:17
2:0 Maury Edwards (Überzahl-Tor 2) (Radek Krestan, Alex Leavitt) 8:52
3:0 Maximilian Brandl (Stephan Vogt, Stefan Langwieder) 9:16
4:0 Fabio Carciola (Simon Sezemsky, Maury Edwards) 21:07
5:0 Brian Roloff (sechster Feldspieler) (Konstantin Schmidt, Austin Smith) 21:49
5:1 Alexander Hutchings (Matthias Forster, Eric Lampe) 23:41
6:1 Maury Edwards (Stephan Vogt, Maximilian Brandl) 24:23
7:1 Hans Detsch (Austin Smith, Brian Roloff) 26:08
8:1 Fabio Carciola (Alex Leavitt, Radek Krestan) 49:23
9:1 Andreas Farny (Überzahl-Tor) (Raphael Kapzan, Maury Edwards) 57:04
9:2 Alexander Hutchings (Jamie MacQueen, Eric Lampe) 58:46
Zuschauer: 2.694
Strafen: 6 – 8
Torschüsse:
16 – 15 – 13 = 44 (Slipcenko 15/22, Albrecht 20/22)
05 – 10 – 12 = 27
Bullies:
16 – 16 – 06 = 38
04 – 10 – 12 = 26