Auch wenn zwischen den Eispiraten und den Kassel Huskies stolze 31 Punkte und 10 Tabellenplätze Unterschied bestehen, so haben die beiden Kontrahenten am 39. Spieltag doch etwas gemeinsam: Sie wollen im Endspurt der Hauptrunde noch einmal angreifen. Crimmitschau nach dem 4:2-Sieg gegen Freiburg in Richtung Playdown-Heimrecht und Kassel will nach einem mittelschweren Durchhänger, der am vergangenen Wochenende mit 6 Punkten beendet wurde, den 2. Tabellenplatz ins Visier nehmen.

Noch liegen die Nordhessen aber auf dem 4. Rang, und das mit 67 Punkten und 111:106 Toren aus 38 Spielen. Die direkte Playoff-Teilnahme hat das Team von Rico Rossi fest im Visier, wobei der Anspruch des amtierenden DEL2-Meisters sicherlich das Heimrecht ist. Wenn man dieses vor dem Erzfeind Frankfurt erreichen würde, wäre an der Fulda sicherlich niemand unglücklich.

Bis dahin gilt es für die Huskies aber die Gewinnermentalität, die erst kürzlich – zwischen dem 30. und 35. Spieltag – verloren schien, wieder zu etablieren. In diesen 6 Spielen gelang den Kasselanern nämlich nur ein Sieg – gegen Crimmitschau. Mit zuletzt drei Erfolgen in Serie haben die Blau-Weißen aber die Talsohle offenbar bereits hinter sich gelassen.

Einen gehörigen Anteil daran kann man Stammgoalie Markus Keller (26 Sp, 2.77 GT/Sp, 91.10%, 0 SO) zusprechen, der allerdings in dieser Saison häufiger als erwartet pausiert. Dabei wird der Playoff-MVP der vergangenen Saison aber von den Backups Patrick Klein und Mirko Pantkowski hervorragend vertreten.

Um ihr Können unter Beweis zu stellen, brauchen das Goalie-Trio natürlich eine funktionierende Abwehr, die Coach Rossi durchaus aufbieten kann. Die beiden Legionäre Drew MacKenzie (USA, 29 Sp 3+20) und Esa Lehikoinen (FIN, 31 Sp, 1+7) sowie Corey Mapes (37 Sp, 2+7), Marco (36 Sp, 1+4) und Mathias Müller (35 Sp, 1+4), Kevin Maginot (30 Sp, 2+3) und der nachverpflichtete DEL-Crack Steve Hanusch (12 Sp, 0+4) lassen unterschiedliche Spielvarianten zu.

Bitter ist für die Huskies allerdings, dass sich die Galionsfigur in der Abwehr, Alexander Heinrich, das Sprunggelenkt gebrochen hat und somit für den Rest der Saison ausfällt. Das trifft die Huskies sicherlich enorm.

Gut nur, dass mit Manuel Klinge (31 Sp, 15+24) die zweite Galionsfigur im Team nach Verletzungspause inzwischen wieder mitwirken kann und seine Rolle als Führungsspieler und Topscorer sofort wieder ausfüllt.

Braden Pimm (CAN, 38 Sp, 7+26) und Torjäger Jack Downing (USA, 33 Sp, 17+13) ziehen im Windschatten Klinges mit, bekamen aber kürzlich durch den 5. Kontingentspieler im Team, Derek DeBlois (USA, 2 Sp, 1+2) noch einen Mitstreiter an die Seite gestellt.

Mit den deutschen Leistungsträgern Toni Ritter (38 Sp, 9+20), Thomas Merl (37 Sp, 11+16), Phil Hungerecker (38 Sp, 8+11) und Feodor Boiarchinov (35 Sp, 8+6), die als Mittzwanziger vor ihrer besten Eishockeyzeit stehen, kann Rossi eine große Portion Dynamik und Schnelligkeit in seine taktische Ausrichtung einbauen.

Nimmt man noch die Erfahrung von Michael Christ, Austin Wycisk und Philipp Schlager hinzu, ist das eine bestens geeignete Mischung für die Titelverteidigung. Wobei nicht ganz sicher ist, ob Schlager zu Beginn der Playoffs überhaupt noch in Kassel sein wird, da das Gerücht eines Spielertauschs mit Ravensburgs Fabio Carciola durch die Medien geistert. Carciolas Bruder Adriano ist dieser Tage bereits in seine Heimatstadt zurückgewechselt und es würde nicht wundern, wenn Fabio ihm folgt. Dass der Angriff der Huskies dann noch durchschlagskräftiger werden würde, steht außer Zweifel.

Das wird eine richtig harte Nuss, die es für die Eispiraten zum Ende des dritten Saisonviertels zu knacken gilt. Bei der etwas zu deutlichen 2:5-Niederlage vor 3 1/2 Wochen waren die Crimmitschauer schon knapp dran an der kleinen Sensation und spielten phasenweise gut mit. Die Huskies befanden sich da aber schon mitten in ihrer Sinnkrise, aus der sie ja nun mit drei Siegen in Folge nachweislich wieder raus sind.

Und so ist das Team von Coach John Tripp einmal mehr der krasse Außenseiter. Der Erfolg gegen Freiburg hat dem Team aber hoffenlich den nötigen Mut gegeben und hat wieder ein Stück Selbstvertrauen in die Eispiraten-Trikots gepumpt. Eins sollte der Sieg gegen die Breisgauer aber mindestens gezeigt haben, nämlich dass mit dem Biss und dem Kampfgeist, den die Crimmitschauer in dieser Partie gezeigt haben, in den verbleibenden Partien der Hauptrunde noch nichts verloren ist. Wie sagte John Tripp in der Pressekonferenz nach dem Freiburg-Spiel so treffend: „Wir denken von Spiel zu Spiel und unser nächstes Ziel ist es, zwei Spiele in Folge zu gewinnen, weil uns das in dieser Saison noch nicht gelungen ist.“