Die Leistungen der Crimmitschauer sind in den letzten Wochen besser, ansehnlicher und leidenschaftlicher geworden – allein die Punktausbeute ist im Vergleich zum Aufwand mehr als überschaubar. In den zurückliegenden 12 Spielen wurden nur magere 6 Punkte eingefahren und so sind die Crimmitschauer auf dem letzten Platz regelrecht eingefroren. Ein bisschen Tauwetter könnte aber durch den Sahnpark ziehen, wenn die Starbulls aus Rosenheim besiegt werden könnten. Gleichzeitig scheint die Partie gegen den Tabellenzwölften bei 9 Punkten Rückstand die letzte Chance in Richtung Playdown-Heimrecht zu sein.

Denn wollen die Eispiraten in der 1. Runde der Abstiegsduelle im Sahnpark beginnen, dann kommen sie um einen Sieg gegen Rosenheim nicht herum. Die Oberbayern rangieren mit 45 Punkten und 107:148 Toren auf Platz 12 und beschäftigen sich ebenfalls bereits mit den Playdowns, wenngleich Coach Franz Steer bislang stets betonte „die Vorbereitung auf die Playdowns erst zu beginnen, wenn die Pre-Playoffs rechnerisch nicht mehr möglich sind.“ Eine löbliche Einstellung, doch dass die Playoff-Dauerbrenner aus Rosenheim heuer mal gegen den Abstieg spielen werden, ist unumgänglich.

Dort wird es für die Starbulls sicherlich kein Zuckerschlecken, denn die Baustellen, die Steer zu beheben hat, sind nicht zu unterschätzen. Zum einen muss er den zweitschwächsten Angriff der Liga flott machen und zum anderen die drittschlechteste Defensive abdichten.

Hinten drin kann er sich zumindest wieder auf Timo Herden (30 Sp, 3.31 GT/Sp, 90.39%, 1 SO) verlassen, der das lange praktizierte Wechselspiel mit Lukas Steinhauer (14 Sp, 3.81 GT/Sp, 87.44%, 0 SO) inzwischen durch ansprechende Leistungen für sich entschied.

Dass Steer die Defensive als größte Baustelle bewertet, zeigt die Besetzung der lange Zeit vakanten 4. Ausländerposition. Auf die Abgänge der Stürmer-Flops Greg Gibson und Krys Kolanos wurde nämlich nunmehr mit der Verpflichtung des finnischen Abwehrmannes Joonas Valkonen (3 Sp, 0+0) reagiert. So stehen mit Valkonen und Cameron Burt (USA, 30 Sp, 6+13) nun also zwei Kontingentspieler in der Defensive zur Verfügung.

Dier verletzungsgeplagte Abwehr um Peter Lindlbauer (39 Sp, 4+12), Michael Rohner (30 Sp, 3+13), Stephan Kronthaler (42 Sp, 3+6) und Gustav Veisert (39 Sp, 0+6) hat die Verstärkung auch bitter nötig, damit die jungen Cracks wie Christoph Gottwald und Andreas Nowak nicht über Gebühr ins kalte Wasser geworfen werden.

Im Angriff der Rosenheimer, der ähnlich wenig Torgefahr versprüht wie die Eispiraten-Offensive, sind es eigentlich nur die beiden Kanadier Tyler McNeely (40 Sp, 16+28) und Tyler Scofield (37 Sp, 18+24), die für aufregende Gefahrenmomente sorgen. McNeely besticht dabei vor allem durch seinen unbändigen Kampfgeist und Zweikampfstärke, während Scofield mit Schnelligkeit und technischer Finesse punktet.

Hinter dem kanadischen Duo hat sich zuletzt der 21jährige Manuel Edfelder (38 Sp, 6+14) stark in den Vordergrund und auf PLatz 3 der internen Scorerwertung gespielt, mit knapp 0,5 Scorerpunkten pro Spiel ist die Lücke zu McNeely/Scofield aber schon enorm.

Greg Classen (42 Sp, 7+12), Maximilian Vollmayer (42 Sp, 5+10), Joseph Lewis (28 Sp, 5+9) und Michael Baindl (25 Sp, 10+3) sind weitere potentielle Leistungsträger im Sturm, deren Rolle aber angesichts zum Teil verheerender +/- Werte manchmal durchaus zweifelhaft erscheint.

Dominik Daxlberger, Leopold Tausch, Christian Neuert, Simon Fischhaber, Simon Heidenreich und Yannick Wenzel waren bzw. sind wie die meisten ihrer Kollegen im grün-weißen Trikot vom Verletzungspech verfolgt und teilen sich abwechselnd einen Platz in den Sturmreihen oder im Lazarett.

Es ist einmal mehr ein „Muss-Spiel“ für die Eispiraten. Zehn Spiele sind noch zu absolvieren in der Hauptrunde und wollen sich die Crimmitschauer die Chance auf das Playdown-Heimrecht nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch bewahren, so „muss“ gegen Rosenheim ein Heimsieg eingefahren werden. Man kann es drehen und wenden wie man will, nur ein Dreier hilft wirklich weiter.

Dieser wäre angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen der Eispiraten allerdings auch ein gerechter Lohn, denn der betriebene Aufwand etwa gegen Bayreuth und Ravensburg wurde unverdientermaßen mit 0 Punkten quittiert. Denn wer nur 2 von 6 Dritteln verliert, sollte eigentlich mehr Zählbares einfahren.

Aber das „Gebilde Eispiraten“ ist auch 6 Wochen nach dem Trainerwechsel noch höchst fragil. Hat John Tripp eine Stellschraube justiert, so werden zwei andere locker. Und so geht das hin und her, so dass die Konstanz im Spiel der Eispiraten enorm leidet, weil leider schon kleine Erschütterungen große Wirkung entfalten. Ein Erfolg gegen Rosenheim könnte da schon wie etwas Zement in den Fugen wirken.