Das Aufeisen beginnt, nach dem durchaus durchwachsenen Sommer ist das wohl die beste Nachricht für die Eishockeyfans. In ganz Deutschland kehren die Spieler zu ihren Teams zurück bzw. stoßen die Neuverpflichtungen zu ihren kommenden Arbeitgebern. Und wie gewohnt fahren wir auch wieder unseren Modus in Richtung Eishockey hoch und fangen mit dem Spionagezug durch die Liga an…
Crimmitschau – Es wird ein schwieriges Jahr
Ein hart erkämpfter Klassenerhalt mit Revanche auf das letztjährige Play-Off-Halbfinale gegen die Eisbären aus Regensburg, dann mit unfassbarer Rückendeckung und Unterstützung von Fans und Sponsoren ein am Ende erfolgreicher, noch härterer Bürokratiekampf um den Erhalt des Eishockeys in Crimmitschau und resultierend daraus eins schwerer Aderlass an Leistungsträgern wie Tobias Lindberg, Scott Feser, Thomas Reichel und zuletzt auch Oleg Shilin und Colin Smith. Eine Leader- und hoffentlich Scorerrolle wird wohl der zum Ende der vergangenen Saison zum Team gestoßene Corey Mackin sein, dessen Vertrag früh verlängert wurde und mit seinen Vorsaison-Mitspielern Dominic Walsh, Gregory Kreutzer, Felix Thomas, Ole Olleff, Mirko Sacher oder auch Denis Shevyrin den Grundstock bildet. Bei den Neuzugängen sind in dieser Saison keine Spieler mit Kinnladen-Effekt dabei, Nikita Quapp war vielleicht einer davon, doch die Tinte unter dem Vertrag war noch nicht ganz trocken, da klingelten die Carolina Hurricanes aus der NHL bei ihm an und er wird wohl als der Spieler der Eispiratengeschichte sein, der den kürzesten Vertrag ohne Eiszeit hatte. Ersetzen soll ihn Kevin Reich aus Hannover, der zusammen mit Christian Schneider den Rückhalt bilden wird. Vorn sollen es Tim McGaulay aus Kassel, Dylen Wruck aus Hannover und Adam McCormick aus der ECHL kommend in seiner ersten Europastation richten. Wir schätzen, dass es wird eine schwierige Saison wird, einzig ein unbändiger Teamspirit könnte helfen, die Abstiegsrunde zu umgehen, aber wir glauben an das Team.
Weiden – Alptraum Finanzen mit neuem Sponsor abgewendet
Schnell verlängerte man im beschaulichen Weiden den Vertrag mit Trainer Sebastian Buchwieser, der das Team im ersten Jahr mit erfrischender Spielweise bis in Viertelfinale führte und das unter schwierigen Bedingungen, als mitten in der Saison der Hauptsponsor Insolvenz anmeldete und in der Oberpfalz schon von einem frühzeitigen Aus des Profieishockeys gesprochen wurde. Die zweite Saison ist immer die schwerste sagt man, mit einem neuen Sponsor bleibt die DEL 2 in Weiden erhalten. Der 20jährige Goalie Felix Noack zeigte in der vergangenen Saison unter anderem mit zwei Shut-Outs, was er kann und rückt folgerichtig nach dem Abgang von Daniel Allavena als Backup nach. Vladislav Filin, Dominik Bohac, Maximilian Kolb, Neal Samanski und Luca Gläser, der mit 24 Toren und 15 Vorlagen der erfolgreichste deutsche Torjäger der Liga war, bilden mit Kapitän Tomas Rubes sowie den U21-Fördervertragsspielern Elias Pul, Tom Schwarz und Finn Serikow das Grundgerüst. Fabian Voit als spielstarker Mittelstürmer, der in die 4. Saison geht, konnte ein Führungsspieler gehalten werden. Mit dem 19jährigen Georg Thal wurde ein junger, talentierter Stürmer vom ESV Kaufbeuren verpflichtet, in der DEL bediente man sich mit Cedric Schiemenz aus Bremerhaven und Daniel Schwaiger aus Schwennigen. Im Tor wird dem Kanadier Michael McNiven das Vertrauen geschenkt, der absolvierte der in der vergangenen Saison kein Spiel, kann allerdings auf einige Jahre in der ECHL und AHL zurück blicken, allerdings auch dort nicht mit übermäßig vielen Einsätzen. Nick Jermain aus Maine / ECHL und Zach Tsekos aus Dundee / EIHL sollen vorn für Wirbel sorgen. Ein paar Wundertüten dürften die Kontigentspieler darstellen, wenn sie einschlagen, ist Weiden erneut ein Überraschungskandidat.
Weißwasser – Gewohnt kleine Brötchen mit viel Effizienz
Jedes Jahr überrascht die Lausitz mit einem Team, was über den Sommer zusammengestellt wurde. Jedes Jahr verschätzt man sich aufs neue. Und auch in diesem Sommer musste man einige namhafte Abgänge ersetzen, Roope Mäkitalo verließ nach vier erfolgreichen Jahren die Lausit und wird in Sachen Schnelligkeit und Technik und damit 186 Scorerpunkten, darunter 74 Toren und 112 Assists in 210 Partien eine große Lücke reißen. Insgesamt haben die Verantwortlichen in Weißwasser zwei Drittel der Mannschaft zu ersetzen, konnten aber mit Headcoach Christof Kreutzer, Assistenztrainer André Mücke und Führungsspielern wie Goalie Anthony Morrone, Clarke Breitkreuz, Eric Valentin, Louis Anders, Alexander Dosch, Lane Scheidl, Charlie Jahnke und Tim Sezemsky einige Leistungsträger halten. Neu zum Team kommen unter anderem die in Crimmitschau nicht unbekannten Alexis D’Aoust (Manchester Storm) und Filip Reisnecker (Freiburg), welche mit Sicherheit viel Tempo ins Spiel der Füchse bringen werden. Aus Iserlohn kommend wechselt John Broda nach sieben Jahren in der Fremde in seine Geburtsstadt, dazu Pascal Seidel (Straubing), der Deutsch-Kanadier Kyle Havlena (Lions de Trois / ECHL) und der Schwede Eric Hjorth (Ritten / Alps HL), welche die Abgänge durchaus gleichwertig ersetzen können. Wenn wir uns nicht verschätzen, sind die Pre-Play-Offs locker drin in Ostsachsen, alles weitere wird sich zeigen.
Landshut – Blick nach oben dürfte erlaubt sein
Stars und Sternchen im deutschen Eishockey und Landshut – es gibt Dinge, die sind miteinander verbunden wie Neuronen in einem Gehirn (Grüße nach oben an Stephen Hawking). Und so steht in der kommenden Saison ein solches Sternchen an der Bande: Uwe Krupp, zweifacher Stanley-Cup Sieger, deutscher NHL All-Star Team Player, langjähriger DEB-Nationalspieler zweifacher Deutscher Meister – an diese Vita muss man erst einmal herankommen. Das sang- und klanglose Aus in den Playoffs in der vergangenen Saison soll mit ihm und starken Verpflichtungen die Erwartungen in der Dreihelmenstadt höher schrauben – ob es gelingt, wird sich auf dem Eis zeigen.
Am Goalie-Duo Jonas Langmann und Philipp Dietl gab es nichts zu rütteln, ebenso laufen der Finne Jesse Koskenkorva sowie David Stiehler, Jakob Mayenschein und Andreas Schwarz in den Farben des EVL auf. Sehr früh nach der Saison sicherten sich die Verantwortlichen sehr zum Leidwesen der Eispiratenfans die Dienste von Tobias Lindberg, die Fans aus Weiden dürften die Zugänge David Elsner und Finn Serikow schmerzen. Der Deutsch-Koreaner Seonwoo Park kommt vom DEL 2 – Absteiger Selb an die Isar. Doch nicht nur in der eigenen Liga wurde gewildert, auch in der DEL und in Tschechien wurde sich bedient, in der Defensive sollen Stanislaw Dietz (Iserlohn) und Martin Has (Chomutov) für mehr Stabilität sorgen. Landshut wird sehr wahrscheinlich die Hauptrunde ähnlich abschließen wie in der Vorsaison.
Regensburg – zwischen Meisterschaft und Abstieg ist wieder alles drin
Vom Überraschungsmeister zum Fastabsteiger – an der Donau hat man in den letzten zwei Jahren viel mitgemacht. Leidenswege ist man in Regensburg ja schon gewöhnt, immerhin galten die Eisbären in der Oberliga über Jahre hinweg als „die Unaufsteigbaren“, regelmäßig versemmelte man ähnlich wie Kassel in der DEL 2 trotz Topteam den Aufstieg, bis es endlich klappte. Und dennoch können sich die Verantwortlichen auf eine gute Fanbase verlassen, für die kommende Saison sind bereits über 2000 Dauerkarten verkauft. Die Fans können sich über einen guten Teamstamm freuen, der Großteil der Leistungsträger wurden gehalten, allen voran Nichtabstiegsgarant Jonas Neffin sowie Corey Trivino, Sean Giles, Patrick Demetz, David Morley, Jakob Weber und Pierre Preto. Kapitän Nikola Gajovski geht ins elfte Jahr in Regensburg, der sympathische Deutsch-Tscheche belegt mit 506 Partien im Eisbärentrikot bereits jetzt Rang zwei der Allzeit-Rangliste der Domstädter.
Zusammen mit durchaus namhaften Neuzugängen sollen die gebliebenen Spieler für mehr Erfolge in der Donaustadt sorgen. Pascal Aquin aus Hannover kommend kennt die DEL 2 bereits, wenn er seine Emotionen im Griff hat und auf dem Eis bleibt, wird er für Gegenspieler eine durchaus harte Nuss sein. Sam Payeur wäre wohl nicht unbedingt auf der Wunschliste gewesen, wenn er nicht im Sommer die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen hätte. Mit dem Dokument in der Tasche wäre der Topscorer des EC Peitung aus der Oberliga jedoch sicherlich auch für einige andere Teams interessant gewesen. Mit Guillaume Naud (Rouen), Pascal Zerressen (Rosenheim) und Donat Peter (Selb) holten sich die Verantwortlichen viel Erfahrung aus der DEL 2 ins Team. Interessante Importspieler dürften Alex Berardinelli, von dem Führungsqualitäten erwartet werden und Bryce Kindopp mit vier Jahren Erfahrung aus der zweithöchsten nordamerikanischen Profiliga AHL sein. Die Eisbären dürften einmal mehr ein unberechenbares Team in der Liga darstellen.