Die ersten Vorbereitsungsspiele und kleinere Turniere sind gespielt, die Eispiraten haben dabei den heimischen CCM Cup mit zwei Siegen gegen die Oberligisten aus Deggendorf und Selb eingefahren. Auch die anderen Konkurrenten der Eispiraten sind in die Vorbereitungsphase eingetreten, dabei gab es durchaus einige überraschende Ergebnisse, wenngleich diese nicht überzubewerten sind. Doch Siege gegen DEL-Teams kann man durchaus mal erwähnen, so schlugen die Towerstars aus Ravensburg DEL-Neuling Dresden mit 2:1 und Kassel schlug den hessischen Rivalen aus Frankfurt mit 5:3. Mit dem einmal mehr Topfavoriten aus Nordhessen beschäftigen wir uns unter anderem auch im dritten und letzten Teil unserer Gegnervorschau…
Kassel: Grüßt im Frühjahr wieder das Murmeltier?
Die Tristesse des Scheiterns dürfte nach nunmehr 5 Jahren so langsam zur Gewohnheit geworden sein. Jahr für Jahr dominieren die Schlittenhunde die Hauptrunde der DEL 2 und Jahr für Jahr schaut man am Ende der Saison zu, wie einer der Gegner den Pokal in die Höhe stemmt. Und auch in der anstehenden DEL 2 – Saison sind die Huskies wieder einer der Topfavoriten auf den Titel. Das Vertrauen ins Trainerteam war auch nach dem Aus im Halbfinale gegen die Eislöwen ungebrochen, mit Cheftrainer Todd Woodcroft, Co-Trainer Petteri Väkiparta sowie Torwarttrainer Sinisa Martinovic wurde nur wenige Tage nach Saisonende weitere Zusammenarbeit auch in der neuen Spielzeit vereinbart. Und auch beim Team setzt man nur auf punktuelle Anpassungen und vertraut größtenteils auf den Kader des letztjährigen Hauptrundenmeisters. Unter anderem gilt es die ehemaligen deutschen Nationalspieler David Wolf (Karriereende) und Yannic Seidenberg zu ersetzen.
Im Tor gibt es sicherlich einen interessanten Dreikampf, denn die etatmäßige Nummer 1 Brandon Maxwell und sein zuverlässiger Backup Philipp Maurer bekommen mit Oleg Shilin aus Crimmitschau ein druckvolles Pfund in den Rücken gelegt. Wie sich dies gestalten wird angesichts der durchaus bekannten Verletzungsanfälligkeit Shilins, wird sich zeigen. Wenn der aber fit im Kasten steht, dann weiß jeder Fan in der Liga – insbesondere die Crimmitschauer – dass es schon mehr als nur spielen braucht, ihn zu überwinden.
Im Sturm wurden zwei Kontigentspieler ausgetauscht, neu im Team sind hier Mitchell Hoelscher (Bratislava / Slowakei) und Tyler Benson (Modo / Schweden), die zusammen mit Hunter Garlent und Dominic Turgeon die Importstellen besetzen. Mit Maciej Rutkowski (Iserlohn), Laurin Braun (Düsseldorf) und Michael Bartuli (Berlin) kommt vielfache DEL-Erfahrung nach Kassel. Der Deutsch-Amerikaner Bode Wilde (Bad Nauheim) und Simon Schütz (Kaufbeuren) runden die erfahrenen Neuzugänge ab. Neben denen ruhen die Hoffungen auf viele Treffer einmal mehr bei den Deutschkanadiern Tristan Keck, Dominic Turgeon und Jake Weidner, auf die über ein Drittel der geschossenen Tore in der abgelaufenen Saison gingen.
An der Wilhelmshöhe ist man – wieder mal – gewappnet für das große Ziel, angesichts der Konkurrenz und der Erfahrungen der letzten Jahre dürften aber in der kommenden Saison die Wettquoten geringer ausfallen.
Bad Nauheim: Peter Russell zurück in der DEL 2
Neben den Wölfen aus Freiburg ist das Team aus der beschaulichen Kurstadt Bad Nauheim wohl jedes Jahr eine Wundertüte, die für Playdown-Ränge ebenso gut sind wie für ein PlayOff-Finale. Nach dem letztjährigen Ausscheiden aus den Pre-PlayOffs gegen Weiden bat Trainer Mike Pellegrims um Vertragsauflösung, dem nachgekommen wurde. Ersatz wurde recht schnell gefunden, mit Wunschkandidat Peter Russell kommt ein erfahrener Trainer ins Colonel-Knight-Stadion, der weiß, wie man Meister wird, denn 2023 gewann der Schotte mit Ravensburg die DEL 2-Meisterschaft. Als nebenbei ebenfalls tätiger aktueller Headcoach der Nationalmannschaft Großbritanniens wird man ihn außerdem im kommenden Jahr wieder bei der A-Weltmeisterschaft hinter der Bande stehen sehen, denn er führte das britische Team im Mai diesen Jahres wieder zurück in die Erstklassigkeit.
Die wird freilich nicht das Ziel sein, in Bad Nauheim wird gewohnt tief gestapelt, um die Erwartungen zu übertreffen – auch eine Strategie. Für Abdichtung hinten soll weiter Gerald Kuhn sorgen, der jedoch mit Finn Becker aus Iserlohn einen neuen Backup bekommt, denn Niklas Lunemann schließt sich der Düsseldorfer EG an. Die Defensivabteilung bleibt im Großen und Ganzen erhalten, zu Marius Erk, Patrick Seifert, Christopher Fischer und Garret Pruden gesellen sich Fabian Nifosi (Kaufbeuren) und Simon Gnyp (Rosenheim) und sorgen nur für leichte Veränderung.
Nach vorn sieht es etwas umfänglicher in der Neuzusammenstellung des Kaders aus, denn hier sind mit Tim Coffman, Brent Aubin und Kevin Orendorz ein paar Leistungsträger zu ersetzen. Diese Rollen sollen Justin Volek (Augsburg), Phillip Kuhnekath (Krefeld) und Kevin Handschuh (Rosenheim) als deutsche Spieler einnehmen, mit Andrej Bires (Banska Bystrica) nach 3 Jahren in der Slowakei und Davis Koch (Jacksonville) nach einem Jahr ECHL kehren zwei DEL 2-erfahrene Spieler wieder ins deutsche Eishockey zurück. Für große Freude unter den Fans in Bad Nauheim sorgte sicherlich die Vertragsverlängerung von Publikumsliebling Taylor Vause, der in seine fünfte Saison im Kurpark geht und zusammen mit seinem Sturmpartner Jordan Hickmott für viele Treffer sorgen soll.
Düsseldorf: Mit viel Respekt gleich wieder zurück ins Oberhaus?
Die Hoffnung auf ein drittes DEL-Nichtabstiegs-Wunder in Folge blieb mit der Meisterschaft der Dresdner Eislöwen und deren Aufstieg unerfüllt und es folgte der sportliche Abstieg des Traditionsclubs vom Rhein. Mitte Mai stand es fest, die DEG bereichert die DEL 2 und im Hintergrund baute man an der Brehmstraße ein neues Team auf. Die neue Herausforderung soll mit Headcoach Rich Chernomaz angenommen werden, um den Club langfristig wieder dorthin zu bringen, wo er hin soll. Dabei fiel bereits mit dem Abstieg die Demut und der offensichtliche Respekt vor der zweiten Liga auf, was der andere Absteiger aus der DEL vom Niederrhein bisher vermissen ließ und bis heute schmerzlich jedes Jahr weiter lernen muss.
Das Abenteuer DEL 2 soll mit einem fast neu zusammengestellten Team vor und hinter den Kulissen angegangen werden. Es zählt aber Stand jetzt noch das Motto „Klasse statt Masse“, denn es fällt auf, dass der Kader absolut top, aber insgesamt mit 17 Feldspielern durchaus noch recht dünn besetzt ist. Vom letztjährigen DEL-Kader sind ganze drei Spieler geblieben, unter anderem Lenny Boos, Nachwuchsgoalie Leon Hümer – der aber wahrscheinlich per Förderlizenz in Duisburg aufläuft – und letztlich Max Balinson, was den Eispiratenfans wohl lieber gewesen wäre, dass der Richtung Westsachsen gewechselt wäre.
Der Rest des Kaders liest sich wie ein „Who is who“ der DEL und DEL 2, so konnte man mit Yushiro Hirano aus Krefeld den dortigen absoluten Star ein paar Kilometer südwärts an Land ziehen. Und wenn man in Krefeld einmal wildert, dann kann man auch Leon Niederberger und Lukas Lessio gleich mit holen. Die Ausbeute aus der DEL 2 ergänzen Colin Smith (Crimmitschau), Maximilian Faber (Kassel), Kevin Orendorz und Niklas Lunemann (beide Bad Nauheim). Und auch in der DEL fischte man gründlich ab, so stehen Kristian Blumenschein (Augsburg), Emil Quaas (Iserlohn), Nikolas Geitner und Michael Clarke (beide Straubing) in der kommenden Saison in Düsseldorf auf dem Eis. Auch Kevin Maginot von den Löwen Frankfurt stand lange als Wunschkandidat auf dem Zettel der DEG und einigte sich mit den Verantwortlichen. Im Tor steht mit Ryan Bednard eine 1,97 Meter hohe Wand, der Goalie bestritt in der vergangen Saison seine Spiele in Nottingham und bringt viel AHL und ECHL-Erfahrung mit. Die bringt auch der aus dem schwedischen Oskarshamn wechselnde Erik Bradford mit, der Kanadier zeigte in vergangenen Spielzeiten durchaus beeindruckende Scoringqualitäten.
Die DEL 2 wird zwar mit dem sicherlich qualitativ höchsten und teuersten Kader angegangen, aber eben respektvoll, an der Brehmstraße wird keiner den sofortigen Wiederaufstieg erwarten, dementsprechend ist hier der Druck genommen – könnte das der Joker sein?
Krefeld: Heimliche Liebe DEL 2