Oleg Shilin, Anthony Morrone und neuerdings Christian Schneider – am letzten Wochenende gab sich die Cremè de la Cremè der DEL 2 – Topgoalies die Klinke in die Hand und die Hexer sollten nicht enttäuschen.
Kassel Huskies – Eispiraten Crimmitschau
Beim Besuch bei Freunden bot sich den mitgereisten Anhängern ein doch ungewöhnliches Bild. Ständig hatte man irgendeinen Pfosten vor sich und dieser agierte auch völlig uneinsichtig und ließ sich auch durch die Security nicht vertreiben. Im Gegenteil – Paul Sinizin scheint der Meinung zu sein die bloße Audienz in der Probonio – Arena ist Privileg genug und wer mehr sehen will, muss halt Huskiesfan werden. Um Gefälligkeiten nicht verlegen, kündigte Ronny Bauer und Jörg Buschmann für die Zukunft an auch Umbaumaßnahmen für die Gästefans im Sahnpark vorzunehmen. So sind die neuen Augenklappen der Merchandisehit schlechthin und vor Beginn jedes Auswärtsspiels bekommen die Fans der Gäste diese ausgehändigt. Zudem ist der Ausblick in den wunderschönen Wald nicht zu unterschätzen und in guter, alter Gastfreundlichkeit wird der Gästeblock in Zukunft weg von der Eisfläche hin zum Sahnpark gelenkt. Als Schmankerl oben drauf, darf für Gästefans dann nur noch mit Eispiratengoldmünzen bezahlt werden. Diese müssen natürlich erst im Wald ausgegraben werden und nachdem man einen Kampf mit dem Kraken des Sahnparks gewonnen hat, darf man sich eine Portion Nudeln holen.
Saß man in einer Position, wo man doch einen Blick auf das Spiel erhaschen konnte bekam man ein Meisterwerk der Hockeykunst zu sehen. Hätte Da Vinci damals das perfekte Eishockeyspiel entwickelt, wahrscheinlich hätte er den Zauber des Spiels zwischen den Eispiraten und den Kassel Huskies als Statue verewigt. Dieses Spiel hatte alles – offensive Finesse, spielerische Kunststücke, offensive Taktik und defensive Meisterleistungen, aber über allem ragten die zwei Hexer Oleg Shilin und Christian Schneider. Fast hätte der Lehrling seinen Meister überholt, doch noch blieb Christian Schneider vom Lehrmeister geschlagen. Ein einziger Treffer sollte den westsächsischen Hexer an diesem Abend ins Hintertreffen bringen und man hatte den Eindruck, dass wie bei Goethe’s „Der Zauberlehrling“ die Schüsse auf Christian Schneider immer mehr und mehr wurden und ihm am Ende das Wasser bis zum Hals stand. Eine einzige unübersichtliche Aktion brauchte es in der 29. Minute und die Huskies zogen dem „Schneidrider“ den Stecker. Tyler Benson hatte von der Grundlinie schön die Eispiraten aus der Zone gezogen und Wilde ließ sich nicht zwei Mal bitten und zimmerte den Puck aus dem Slot vorbei an Schneider zum alles entscheidenden Treffer. Was beide Teams im Anschluss im Backcheck leisteten und in jedem Bereich auf dem Eis kämpften, bedarf aller Lorbeeren, die es gibt, denn auch wenn den Eispiraten der Ausgleich verwehrt blieb, so sah man ein unglaublich hochwertiges Spiel, was lediglich noch durch Paul Sinizins Verständnis von Fankultur getrübt werden konnte. Es wäre halt zu viel verlangt gewesen die gesamte Eisfläche zu sehen.
Eispiraten Crimmitschau – Lausitzer Füchse
Etwas „torreicher“ ging das zweite Spiel des Wochenendes vonstatten. Sage und schreibe drei Mal wurden die Torhüter überwunden und der Fanspieler des Jahres Anthony Morrone sollte im Kopf – an – Kopf – Rennen mit Schneider denkbar knapp den Kürzeren ziehen.
Eigentlich begann das Spiel wie immer – die Eispiraten zogen ihr Spiel auf und kreisten um das Tor von Morrone, doch Zählbares blieb aus. In der 8. Minute wanderte Walsh auf die Strafbank und selbst wenn du den Füchsen einen Arm auf den Rücken bindest, sie noch Brötchen holen schickst und ihnen den Auftrag gibst erst fehlerfrei Desoxyribonukleinsäure zu buchstabieren, die werden scheinbar einfach immer angeschossen. Die wandelnden Flippermaschinen kreiselten also im Powerplay mit der Präzision einer Herde Orkas umher und im richtigen Moment schlug der Temu – Rihards – Marenis von Weisswasser zu. Lane Scheidl zog sehenswert auf und davon und nutzte einen Stellungsfehler in der Abwehr um Christian Schneider zum zweiten Mal an diesem Wochenende zu überwinden. Die letzten 6 Heimspiele in Crimmitschau nahm das Spiel immer den gleichen Verlauf – die Eispiraten rannten an und die wandelnden Flohträger fanden immer einen Weg die Piratenkogge zu versenken, doch diesmal sollte die Füchse das Glück verlassen. In der 18. Minute nahm Ladislav Zikmund vom Bully seinen Rebound auf und nachdem Morrone im ersten Moment im Liegen noch einen spektakulären Save machte, konnte er sich für den Nachschuss nicht schnell genug erholen und „Vousy“ Zikmund (Vousey tschech. = Bart) glich für die Piraten aus. Wie scheiße eine Saison laufen kann, wenn Vousy den Bart abrasiert, konnte man vorige Saison begutachten und es scheint, dass mit jedem Zentimer Gesichtsbehaarung die alte Stärke von Zikmund zurückkehrt – der einzige Moment, wann man ihn dann doch stoppen sollte? Wenn er aus sieht wie das Maskottchen der Philadelphia Flyers – Gritty. Im zweiten Drittel sollte Vinny Saponari ein wunderschön verpacktes Geschenk dankbar annehmen, als er den Pass zum Seitenwechsel mustergültig abfing und Morrone den Puck um die Ohren hämmerte. Die Schiris fanden diesen Beam so gut, dass sie sich das Tor noch einmal im Videobeweis anschauten und ich meine aus der Kabine sogar ein kurzes „Die Stadt mit den qualmenden Schloten“ vernommen zu haben. Generell bleibt beiden Fanlagern zu attestieren, dass eine hervorragende Stimmung herrschte und beide Teams ließen alles auf dem Eis. Zum Schluss verärgerte Kreutzer noch Morrone, da er ihn unbedingt im Tor ließ, aber wenn der Anthony sich ärgert, haben wir Grund zur Freude.
Lediglich 2 Tore am Wochenende sind durchaus ein Grund zur Nachdenklichkeit, wenn am Ende jedoch trotzdem drei Punkte raus springen, man die drittbeste Abwehr der Liga stellt und von insgesamt 70 Schüssen lediglich 2 Schüsse den Weg in den eigenen Kasten finden, dann macht man viel richtig und der Glaube ans Team steigt. Bereits morgen 19:30 Uhr kommt es zum Feiertagsspiel im heimischen Sahnpark gegen die Teufel aus Bad Nauheim – wer da nicht kommt, hat was anderes vor!