40 Minuten gutes Eishockey sind 20 Minuten gutes Eishockey zu wenig und werden in der DEL2 nur selten mit einem Erfolg belohnt. Diese bittere Erfahrung mussten die Eispiraten – nicht zum ersten Mal – im Fuchsbau machen und sind nun durch die leichtfertig verschenkten Punkte tabellarisch durchaus unter Zugzwang geraten, wenn ausgerechnet der Tabellenführer und Aufstiegskandidat aus Kassel im Sahnpark aufschlägt.
Ihre 3 obligatorischen Punkte pro Wochenende „müssen“ die Crimmitschauer nun als gegen den Topfavoriten aus Hessen einfahren – hilft ja nix. Die Huskies, die nach mehreren vergeblichen Anläufen nun doch endlich die Rückkehr in die DEL schaffen wollen und im Sommer personell dementsprechend aktiv waren, trohnen derweil wieder auf ihrem Lieblingsplatz, nämlich der 1 mit 51:39 Toren und 30 Punkten in 15 Spielen. Mitte Oktober gab es gar schon Anlass zu der Befürchtung, dass dem Team von Coach Todd Woddcroft der uneinholsame Durchmarsch zum vierten Hauptrundentitel in Folge gelingt, denn nahezu perfekt hatten sich die Huskies eingelaufen. Doch in den letzten 5 Spielen gab es nur 7 Punkte, ungewöhnlich wenig. Und damit bleibt Kassel die Konkurrenz in der Liga durchaus dicht auf den Fersen – Absetzen Fehlanzeige.
Vielleicht ist die leichte sportliche Schieflage auch mit einer gewissen Unruhe im Team und im Umfeld zu begründen. So ranken sich beispielsweise Gerüchte um den Abgang von Goalie Brandon Maxwell (1 Sp, 3.89 GT/Sp, 84.62%, 0 SO), der nach langem Ausfall nun irgendwie den Anschluss verloren hat. Der als schneller Notersatz geholte Oleg Shilin (4 Sp, 2.34 GT/Sp, 88.89%, 1 SO) kommt derweil an Philipp Maurer (12 Sp, 2.27 GT/Sp, 91.13%, 1 SO), der sich durch klasse Leistungen in den Vordergrund spielte, auch nicht so recht vorbei.
Auch im Angriff ruckelt es ein wenig, denn nach der freudigen Nachverpflichtung von Colin Smith, der bekanntlich in Düsseldorf das Handtuch warf, mussten die Huskies nach nur 2 Speieln ebenfalls seinen zügigen Abgang verschmerzen. Smith kehrte aus familiären Gründen in seine kanadische Heimat zurück. Doppelt bitter, denn Kassel steht nun ohen Smith da und auch ohne Alec Alroth, den man extra nach Ravensburg abgegeben hat, um Platz für Smith zu machen. Die personellen Kapriolen dürften ihre Spuren hinetrlassen haben, wenngleich der Klassenprimus natürlich dennoch über genügend Qualität im Sturm verfügt, wozu vor allem Tristan Keck (D-CAN, 14 Sp, 8+7), Tyler Benson (CAN, 13 Sp, 5+9), Hunter Garlent (CAN, 15 Sp, 6+8), Dominic Turgeon (USA, 15 Sp, 7+6), Yannik Valenti (15 Sp, 4+5), Mitchell Hoelscher (CAN, 15 Sp, 2+7), Darren Mieszkowski (15 Sp, 2+6) und Jake Weidner (15 Sp, 3+4) ihren Anteil beitragen. Die pure Erfahrung von Laurin Braun (15 Sp, 2+4) und Hans Detsch (11 Sp, 0+2) sowie der Tatendrang von Michael Bartuli (14 Sp, 5+1), Maciej Rutkowski (15 Sp, 1+2) und Clemens Sager (12 Sp, 0+2) macht die Abteilung Attacke zu einer der gefährlichsten der ganzen Liga.
Von hinten heraus erhalten die Stürmer reichlich Zuarbeit des überragenden Bode Wilde (D-CAN, 15 Sp, 1+9) und auch Tim Bender (15 Sp, 0+7), Andrew Bodnarchuk (D-CAN, 13 Sp, 1+5) sowie Simon Schütz (15 Sp, 1+3) wissen das Spiel von der Abwehr heraus anzukurbeln. Routinier Marco Müller (8 Sp, 0+0) ist und bleibt der Mann für´s Grobe, während Ben Stadler, Marcus Freis und Manuel Schams ihre noch junge Karriere pushen.
Die kommenden Wochen werden angesichts der Gegner äußerst anspruchsvoll für die Eispiraten, so dass aufgrund des schmelzenden Vorsprungs auf die Playdown-Plätze durchaus ein gewisser Kipppunkt im Raum steht. Bei all dem Hype um Goalgetter Walsh, die Wirbelwinde Mackin und Wruck sowie Hexer Reich darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Punkteschnitt der Westsachsen zuletzt kontinuierlich gesunken ist. Am Ende zählt eben das Ergebnis auf der Anzeigetafel und das war gerade in den Auswärtsspielen der letzten Wochen eher ernüchternd anzusehen. Bleibt die Hoffnung, dass die Eispiraten gegen Kassel wieder ihr Heimgesicht zeigen und die Festung Sahnpark ein Bollwerk bleibt!