Die Erfahrung, dass die Teilnahme an einem Playoff-Finale keine Anschlusserfolge garantiert und man sich in der engen DEL2 nach 23 Spieltagen als Vizemeister auch schwuppdiwupp mal auf einem Playdown-Platz wiederfinden kann, machen gerade die Ravensburg Towerstars.
Zum dritten Advent drei Kerzen anzünden und drei Punkte einfahren. Das haben die Cracks aus Oberschwaben aktuell wohl nötiger als die Eispiraten, denn das Team von Bo Subr, das im Frühjahr Spiel 7 des Playoff-Finales in der Overtime verlor, hinkt seinen eigenen Ansprüchen und denen des Umfelds aktuell richtig deutlich hinterher. Platz 11, 31 Punkte und 66:84 Tore sind trotz eines spürbaren Umbruchs im Kader garantiert nicht das, was man sich im Schussental so vorstellt.
Vor allem defensiv sind die Towerstars bislang überhaupt nicht in die Spur gekommen, was die drittmeisten Gegentore der Liga erklärt. Leidtragende, aber vielleicht auch ein Stück weit Mitverantwortliche sind die beiden Goalies Ilya Sharipov (18 Sp, 3.76 GT/Sp, 86.41%, 0 SO) und Nico Pertuch (5 Sp, 3.01 GT/Sp, 87.29%, 0 SO), die von ihrer gewohnten Leistungsstärke noch arg weit entfernt sind.
Vor den Goalies geht es allerdings mitunter auch recht turbulent zu, wo doch mit Simon Sezemsky (23 Sp, 3+7), Julian Eichinger (23 Sp, 1+6), Denis Pfaffengut (21 Sp, 0+6) und Florin Ketterer (13 Sp, 0+5) eigentlich gestandene DEL2-Defender für mehr Sicherheit sorgen sollten. Philipp Mass, Lukas Jung, Ryan Odude, Jonas Müller sowie der nachverpflichtete Deutsch-Schweizer Jan Wieszinksi komplettieren die Abwehr, die in ihrer Defensivarbeit noch reichlich Luft nach oben hat.
Im Sturm – und das ist angesichts des vorhandenen Potenzials durchaus ungewöhnlich – steht und fällt das Ravensburger Spiel mit der Paradereihe um Erik Jinesjö Karlsson (SWE, 19 Sp, 6+17), Robbie Czarnik (USA, 22 Sp, 12+13) und Mark Rassell (CAN, 23 Sp, 17+10). Karlsson ist der Spiritus Rector der Reihe, Rassell mit 9 Toren aus den letzten 8 Spielen ein Sniper der Extraklasse und Czarnik der unangefochtene Leitwolf. Das Trio ist jederzeit in der Lage, ein Spiel im Alleingang zu entscheiden, allerdings wäre ein wenig Entlastung aus den Reihen dahinter durchaus im Sinne von Bo Subr. Doch Nick Latta (23 Sp, 7+4), Alex-Olivier Voyer (CAN, 23 Sp, 7+4), Alec Ahlroth (12 Sp, 4+1), Thomas Reichel (21 Sp, 1+6), Marvin Schmid (23 Sp, 1+6) und Louis Latta (22 Sp, 1+5) kommen als offensives Kollektiv noch nicht so richtig zur Geltung. Die Youngster Nikita Kessler, Nicolas Schindler und Anselm Gerg können sich daher aktuell so richtig viel nur vom Trio Karlsson, Czarnik und Rassell abschauen.
Wenn der Tabellensechste zum Tabellenelften fährt, könnte man durchaus von einer relativ klaren Zuordnung der Favoritenrolle sprechen. Im Falle von Ravensburg gegen Crimmitschau ist das aber vollkommen anders gelagert. Zum einen sind die Cracks aus dem Schussental auf dem Papier weiterhin ein Playoff-Anwärter und scheinen in ihrer jetzigen Situation dort hinten drin irgendwie immer noch fehl am Platz. Zum anderen reisen die Eispiraten mit Personalsorgen gen Schwaben, wie sie größer kaum sein können. Im Spiel gegen Weiden war deutlich sichtbar, dass selbst die, die auf dem Eis standen, angesichts einer grassierenden Krankheitswelle im Team nicht richtig fit sind. Das letzte Häuflein Crimmitschauer quälte sich am Freitag spürbar zum Sieg und es erscheint unwahrscheinlich, dass binnen 48h der Kader wieder voller wird – und wenn, dann sind die einsatzbereiten Spieler sicherlich fernab von 100% Leistungsvermögen. Kurzum: Alles andere als eine Niederlage der Crimmitschauer wäre eine riesen Sensation. Aber vielleicht lässt sich gerade daraus auch noch ein wenig Kraft ziehen!