Die Eispiraten können die diesjährige Weihnachtszeit im heimischen Sahnpark verbringen, denn am kommenden Wochenende stehen gleich zwei Heimspiele an. Am Freitag ist zunächst der EC Bad Nauheim zu Gast, von dem man weiß, dass man Nichts weiß.
Die Kurstädter sind nämlich in der laufenden Saison eine der größten Wundertüten der Liga. Das Team von Peter Russell liegt derzeit mit 73:74 Toren und 36 Punkten zwar nur auf Rang 12, hat aber auch erst 26 Spiele absolviert und sich nach einem schwachen Saisonstart seit Ende Oktober deutlich gefangen. In welche Richtung das Team allerdings gehen will, ist allerdings noch nicht so richtig klar geworden, zu sprunghaft kommen die Hessen mitunter daher.
Gerald Kuhn (D-USA, 23 Sp, 2.53 GT/Sp, 92.08%, 3 SO) im Tor ist dabei aber schon so etwas wie die Konstanz in Person, denn der 39jährige befindet sich in seinem x-ten Frühling und lässt sich an guten Tagen nur schwer überwinden. Der junge Backup Finn Becker (5 Sp, 3.95 GT/Sp, 86.92%, 0 SO) muss sich seine Einsatzzeiten schon mühsam erarbeiten.
Die Abwehr der Wetterauer besteht aus einem Spieler, nämlich Justin MacPherson. Wenn man glaubt, dass Mirko Sacher und Adam McCormick die Eiszeitchampions der DEL2 sind – man erinnere sich an einige der letzten Spiele mit über 30 Minuten pro Spiel – dann liegt man dennoch falsch! Sacher (25:26 Minuten pro Spiel) liegt zwar auf Platz 2, aber MacPherson bringt es auf 28:45 Minuten pro Spiel, also nochmal über 2 Minuten mehr pro Partie – das sind Welten! Dementsprechend kommt der Kanadier in 26 Einsätzen auch schon auf 8 Tore und 17 Vorlagen und man bekommt durchaus den Eindruck: Wenn etwas auf dem Eis passiert, ist MacPherson beteiligt. Mit 5 Punkten Vorsprung ist er als Defender nach der Hälfte der Saison Topscorer seines Teams – muss man erstmal schaffen. Ihn aus der Spielbeteiligung zu nehmen, ist ein wichtiger Baustein, um Nauheim von hinten heraus kalt zu stellen. Denn nach MacPherson kommt in Sachen Spielaufbau aus der Defensive nicht mehr viel. Marius Erk (26 Sp, 1+5), Garret Pruden (26 Sp, 0+6), Simon Gnyp (21 Sp, 1+1), Christopher Fischer (16 Sp, 0+2), Xaver Tippmann (11 Sp, 0+0) und Tjark Kölsch (13 Sp, 0+0) sind, nunja, anwesend. Das soll nicht ihre Leistungen schmälern, aber mehr als schnöde Abwehrarbeit kommt bislang nicht bei rum.
Im Angriff muss Coach Russell angesichts der Trumpfkarte MacPherson stets drei aus vier würfeln, denn von den Kontingentstürmern Jordan Hickmott (CAN, 26 Sp, 17+3), Parker Bowles (CAN, 23 Sp, 4+14), Sebastian Bengtsson (SWE, 12 Sp, 5+8) und Taylor Vause (CAN, 17 Sp, 4+5) muss stets einer zuschauen. Als Leistungsträger gesetzt sind hingehen Julian Lautenschlager (26 Sp, 6+10), Davis Koch (D-CAN, 26 Sp, 4+11), Andrej Bires (D-SVK, 26 Sp, 5+9), Justin Volek (21 Sp, 2+10), Zach Kaiser (D-CAN, 24 Sp, 5+7) und Kapitän Marc El Sayed (23 Sp, 1+6), womit die Offensive recht breit aufgestellt ist. Raphael Jakovlev (26 Sp, 4+3), Lukas Ribarik (26 Sp, 3+4) sowie Kevin Handschuh (26 Sp, 1+0) sind von einem Status als Lückenfüller ebenfalls weit entfernt, so dass Peter Russell auf zumeist vier gefährliche Sturmreihen bauen kann. Die Offensive der Hessen ist also nur schwer auszurechnen.
Mit reichlich Frust dürften die Eispiraten die Rückreise aus Rosenheim angetreten haben. Frust über die phasenweise eigene schwache Leistung, Frust über manch Unbeherrschtheit, aber auch Frust über eine grottenschlechte Vorstellung des Team Stripes, das vor allem im Schlussdrittel vollkommen die Übersicht verlor und etwa das glasklare Abseits vor dem 3:2 nicht erkannte. Wenn der ein oder andere Eispirat daher am Weihnachtsfest eher grinchig verbracht hat, kann man ihm das nicht einmal verübeln. Nun gibt es aber zwei wichtige Regeln: 1. Den Frust abschütteln. 2. Wenn der Frust noch da ist, dann in positive Energie umwandeln. Damit sollten die Crimmitschauer gut fahren, wenn sie am 2. Weihnachtsfeiertag die Bad Nauheimer im sicherlich sehr gut gefüllten Sahnpark empfangen. Immerhin sind die Nauheimer durchaus auch ein potentieller weiterer Frustbringer, denn in den beiden bisherigen Partien konnten die Pleißestädter erst 1 Punkt einfahren – und dann ist ja da noch diese Unberechenbarkeit der Hessen.