Anreise, Wohnungen beziehen, Kennen lernen, erste Trainingseinheiten, öffentliches Training, Sponsorenabend und Fotoshooting beim Media Day – für die Eispiraten war der Terminkalender in der vergangenen Woche prall gefüllt. Ähnlich wird es auch den anderen Teams gehen, auch denen, die wir im zweiten Teil unserer Vorschau betrachten wollen…
Kaufbeuren: Ausgemistet und komplett renoviert
Stabilität und Kontinuität wurden im Allgäu in den vergangenen Jahren immer groß geschrieben, bis nach der letzten, sehr enttäuschenden Saison und dem Abrutsch in die Play-Down-Ränge. Das „Haben wir immer schon so gemacht…“ wurde mit den Kühen im Frühjahr auf die Bergwiesen getrieben, es stand nach der Saison ein riesiger Umbruch an, angefangen beim aus Tilburg kommenden Trainer und ehemaliger NHL-Spieler Todd Warriner und dem neuen Sportdirektor Patrick Reimer, die das Team auf links gedreht haben. Von dem alten Team bleiben unter anderem Goalie Daniel Fießinger, Jere Laaksonen und Max Oswald. Und an Sami Blomqvist gibt es wohl im Stadion an der Wertach nichts zu rütteln, denn das Fundament für ein Denkmal dürfte schon gegossen sein.
Das wars dann aber auch schon mit alten Bekannten. Nach 420 Spielen für den ESVK beendet Joey Lewis seine Karriere, auch Alex Thiel (433 Spiele) hängt die Schlittschuhe an den Nagel. Auch Erfolgsgaranten der letzten Jahre wie Simon Schütz, Jamal Watson, Jacob Lagacé, Samir Kharboutli und Dieter Orendorz bekamen kein neues Angebot.
Im Allgäu wurde an einer gesunden Mischung gearbeitet, mit Nico Appendino (Bremerhaven) und Bernhard Ebner (Düsseldorf) kommt DEL-Erfahrung an die Wertach. Nach einem Jahr DEL 2-Unterbrechung kehrt der ehemalige Landshuter Tyson McLellan zurück in die Liga, um unter anderem auch um mit seinem ehemaligen Teamkollegen John Rogl auf dem Eis zu stehen. Mit Maximilian Hadraschek (Ravensburg), Yannick Burkhardt (Freiburg), Henri Kanninen (Kassel) und Max Kisslinger (Weißwasser) kommt viel DEL 2-Erfahrung nach Kaufbeuren. Aus Tilburg brachte Warinner einen seiner Musketiere mit nach Kaufbeuren: D´Artagnan Joly scorte regelmäßig in der Oberliga und kam in der vergangenen Saison auf 70 Punkte. Die letzte Importstelle wurde an Joe Cassetti vergeben, hier wird viel Vertrauen in den gelernten Mittelstürmer gesetzt, der im letzten Jahr nach Europa wechselte und sich in der Vorbereitung bei den Belfast Giants so verletzte, dass er kein Spiel absolvierte. Dennoch soll ihm eine Schlüsselrolle bei den Buron Jokern zu Teil werden.
Um nicht nochmal in die Playdows zu rutschen, ist es wichtig, die vielen Neuzugänge zu einer geschlossenen Einheit zusammen zu bringen und schnellstmöglich auch die ohnehin starke Fanbase hinter sich zu bringen, denn dann hat es im Eisstadion Kaufbeuren jeder Gegner schwer. Mit einem Mittelfeldplatz nach der Saison dürfte man an der Wertach zufrieden sein.
Rosenheim: Geballte DEL 2-Erfahrung bei den Neuzugängen
15 Abgänge haben die Starbulls nach der Saison verkündet, unter anderem mit Zack Dybowski, Pascal Zerressen, Norman Hauner, Ludwig Nirschl und Travis Ewanyk eben Spieler, die in der abgelaufenen Saison auch für das eher überraschend positive Abschneiden gesorgt haben. Dennoch entschieden sich die Verantwortlichen im Sommer auf einen teilweisen Umbruch, der erfahrene Coach Jari Pasanen entschied sich bewusst gegen „Starspieler“, um den Fokus auf das Team zu legen und mit seiner Aussage „Unser Star ist die Mannschaft“ für weitere Erfolge in der DEL 2 zu sorgen. Mit dem Kanadier Shane Hanna haben die Rosenheimer dennoch ihren heimlichen Star, denn als zwischenzeitlicher Goldhelmträger und mit durchschnittlich 30 Punkten als Verteidiger in den letzten Jahren dürfte der 31jährige erneut eine tragende Rolle übernehmen.
Mit Lewis Zerter-Gossage, Dylan Plouffe und Jordan Taupert wurden aus Weisswasser gleich drei Deutschkanadier ins Alpenvorland gelockt, dazu gesellt sich der vierte Deutschkanadier Scott Feser, den die Fans der Eispiraten nunmehr im ungewohnten grünem Trikot anschauen müssen. Maximilian Adam (Krefeld), Fabian Dietz (Ravensburg), Luigi Calce (Bad Nauheim) vervollständigen die durchaus sehr hohen DEL 2-Erfahrungen, der zuletzt verpflichtete Kanadier Dimitri Mikrogiannakis bekam vorerst einen Try-Out-Vertrag.
Viel Augenmerk wurde bei der Zusammenstellung des Teams auf den eigenen Nachwuchs sowie junge Spieler gelegt, was den Altersdurchschnitt des Teams auf durchschnittlich 26 Jahre drückt. So kann unter anderem das 17jährige Goalietalent Anton Röckl als Nummer 3 seine ersten Profierfahrungen hinter Oskar Autio und Neuzugang Christopher Kolarz (München) sammeln. Autio dürfte dabei wieder einmal als unangefochtene Nummer 1 gelten, mit unglaublichen 2,15 Gegentoren in 40 Spielen bei 6 Shut-Outs in der vergangenen Saison hat Rosenheim im Tor einen weiteren Star, ob es Pasanan passt oder nicht…
Um den Traum der ersten Liga noch einmal wahr werden zu lassen, wurde auch für die kommende Saison am Traditionsstandort DEL-Bürgschaft hinterlegt, angesichts der Konkurrenz wird dieser Traum aber wahrscheinlich noch etwas andauern.
Ravensburg: DEL-Bürgschaft hinterlegt
Man stelle sich vor, Miraculix bereitet seinen Zaubertrank im Meisterschaftspokal der DEL 2 zu, damit Beste am Ende der Saison daraus trinken und davon fliegen kann, um das Dorf zu verlassen, und Jahr für Jahr steht Obelix als Letzter davor und Miraculix verweigert wie üblich den Trank, so dass Obelix weiter seine Gegner im Dorf verprügeln muss. Obelix alias Ravensburg als nichtberechtigtes Aufstiegsteam hätte es in der vergangenen Saison fast wieder geschafft, die Gegner zu ärgern, am Ende siegte diesmal dann aber doch Dresden im Spiel 7 nach Verlängerung. Diese Saison wird Ravensburg wohl nicht zum Aufstiegssuppenspucker werden, denn in Oberschwaben hat man an den Aufstiegsvoraussetzungen gearbeitet und die DEL-Bürgschaft hinterlegt.
Der mehrfache DEL 2-Finalist aus Ravensburg musste nach der Saison einige Leistungsträger ziehen lassen, unter anderem scheinen die Krefeld Pinguine zu glauben, wenn man sich die halbe gegnerische Mannschaft angelt, dann wird es endlich was mit der Meisterschaft. So laufen Matthew Santos, Adam Payerl und Leonard Korus künftig am Niederrhein auf. Auch Robbie Czarnik war bereits dort fix, löste aber seinen Vertrag aus persönlichen Gründen wieder auf, um weiter für die Tower Stars aufzulaufen. Die Neuzugänge wurden aber weitestgehend ersetzt, unter anderem mit Thomas Reichel aus von unseren Eispiraten, Martin Mrazek (Dresden) und Marvin Schmid (Regensburg). Erfahrung aus höheren Ligen wie AHL, DEL und slowakischer Extraliga bringen die neuen Kontigentspieler Alex-Olivier Voyer (Banska Bystrica) und Mark Rassell (Nürnberg) mit. Für einen in Oberschwaben üblichen Spitzenplatz in der Tabelle dürfte es diesmal nicht ganz reichen, die PlayOffs sind aber mit dem Kader eher Pflicht als Kür. Es erwartet auch niemand in Ravensburg den sofortigen Aufstieg, allerdings wird man mit der Möglichkeit des Aufstiegs auch die Unbeschwertheit los, die in den vergangenen Spielzeiten das Team oft ins Finale oder gar zu Meisterschaften führte.
Freiburg: Direkter Klassenerhalt ist das Ziel
Beeindruckende 764 Pflichtspiele im Trikot des EHC Freiburg hat Christian Billich und damit hat der auch den Vereinsrekord, den er mit jeder Partie weiter ausbaut und dies auch in der kommenden Saison. Auf dessen Fersen bleibt mit über 700 Spielen für den EHC Freiburg Niko Linsenmaier und damit eine weitere Gallionsfigur im Breisgau, und wenn es nach dem geht, soll das gern so weiter gehen, denn die 743 Punkte in der ewigen Scorerliste des EHC Freiburg sollen sicher für jeden späteren Stürmer schwer zu knacken sein. Mit Kapitän Shawn O’Donnell, der ins vierte Jahr im Breisgau geht, verlängerten die Verantwortlichen einen Spieler, der nicht nur sportlich, sondern auch menschlich ein Vorbild für die jungen Spieler ist. Auch Assistenzkapitän Petr Heider verbleibt als eine weitere tragende Säule im Verteidigungsverbund der Wölfe im Breisgau, ebenso der Finne Sameli Ventelä, der in der vergangenen Spielzeit die meiste Eiszeit vorzuweisen hatte. Patrick Cerveny und Fabian Hegmann bilden das Goalieduo und gehen zusammen ins zweite Jahr.
Als Abgänge verabschiedeten die Wölfe mit Stolz das herausragende Eigengewächs Niclas Hempel, der mit seinen jungen 17 Jahren in der kommenden Saison in die DEL zu den Schwenninger Wild Wings wechselt. Auch Marvin Neher, Calvin Pokorny, Leon Hafenrichter, Connor Korte und Filip Reisnecker laufen nicht mehr in den farben der Breisgauer auf.
Um im Kampf um die bestmögliche Ausgangsposition in der Meisterschaft mitzuhalten, bediente man sich über den Sommer vorwiegend bei anderen Zweitligateams, hierbei kommt aus Ravensburg Lukas Mühlbauer mit 48 Toren und 41 Assists bei 250 Pflichtspielen in der zweithöchsten deutschen Eishockeyliga. Der Defender David Trinkberger aus Krefeld kommend soll Stabilität, körperliche Präsenz und reichlich Erfahrung in die Freiburger Defensive bringen und bringt Teamkollege Christian Kretschmann gleich mit ins Breisgau. Samuel Schindler (Dresden), Vincent Schlenker (Weiden) und Kilian Kühnhauser (Rosenheim) vervollständigen den DEL 2-Beutezug. Nach 7 Jahren in der Fremde kehrt Julian Airich zu seinem Heimatverein zurück.
Bietigheim-Bissingen: Nach Ausrutscher nach unten wieder in der Liga etablieren
Ein altes Sprichwort sagt „Zuhause ist, wo das Herz ist“ und das dürfte wohl die zweite Liga für die Steelers sein. Wir sagen „Herzlich willkommen zurück“ und freuen uns, dass die Steelers als gestandenes Zweitligateam nach dem Durchmarsch aus der DEL in die Oberliga ganz schnell wieder da sind. Nach einem absoluten Herzschlagfinale gegen die Hannover Scorpions und dem knappen 2:1-Auswärtssieg im Spiel 7 der Finalserie sicherten sich die Steelers die Oberligameisterschaft und damit den Aufstieg.
Um nun in der zweiten Liga weiter mitzuhalten, musste man nicht allzuviel tun, denn der Großteil der Mannschaft hatte ohnehin schon DEL 2-Format. So bleiben Tyler McNeely, Tim Schüle, Bastian Eckl, Pawel Dronia und die Es-Eispiraten Sören Sturm und Tamas Kanya im Ellental. Ergänzt wird der verbliebene Stamm mit gestandenen Zweitligaspielern wie Arne Uplegger (Dresden), Mike Fischer und Maximilian Söll (beide Krefeld). Und das eingangs erwähnte Zitat trifft in Persona wohl auf Benjamin Zientek zu, der 31jährige Stürmer setzt seine für zwei Spielzeiten in Landshut unterbrochene Reise im Steelers-Trikot nunmehr fort. Im Bereich der Kontigentspieler wurde die Mannschaft jedoch verändert. Einzig der Tscheche Marek Racuk erhielt einen weiteren Vertrag für die DEL 2, die verbliebenen Stellen besetzen die Kanadier Alex Dostie (Jyväskylä) und Brett Kemp (Wien) mit ihren ersten Deutschland-Stationen und der US-Amerikaner Jack Dugan, der durchaus als Transfercoup bezeichnet werden kann, den an dem spielstarken und robusten Außenstürmer mit AHL- und ECHL-Erfahrung waren mehrere Teams dran.
Im Tor setzt Headcoach Alexander Dück weiter auf Olafr Schmidt, der mit Florian Mnich als Backup einen weiteren Eispiraten bekommt. Als Nummer 3 steht der 17jährige Cedric Nachtmann zur Verfügung, der in die Goalie-Fußstapfen seines Vaters Markus Nachtmann tritt, der früher in Bietigheim, Bayreuth und Heilbronn den Kasten sauber hielt. Die Steelers schicken eine Mannschaft ins Rennen, deren Ziel das Erreichen der Pre-PlayOffs sein sollte und damit eine direkte Konkurrenz für die Eispiraten darstellt.