Der Auswärtssieg in Frankfurt war zugleich der Deckel auf dem zweiten Saisonviertel. Die Hälfte ist also schon wieder rum und damit ist es an der Zeit, die Eispiraten wieder mal genauer unter die Lupe zu nehmen und jedem Spieler eine Schulnote zu geben.

Im Vergleich zum ersten Saisonviertel haben sich die Eispiraten auf jeden Fall als Mannschaft optisch verbessert und ihre Leistungen scheinbar stabilisiert. Aber: Die nackten Zahlen weisen eine nur unwesentliche Verbesserung auf! 14 Punkte (3 S3, 2 S2, 1 N1, 7 N0) stehen nun 17 Punkten (3 S3, 3 S2, 2 N1, 5 N0) gegenüber, d. h. der Punkteschnitt konnte nur von 1,1 auf 1,3 pro Spiel gesteigert werden. Die Tore (38 im ersten, 37 im zweiten Saisonviertel) sind ebenso in etwa gleich geblieben wie die Gegentore (50 im ersten, 47 im zweiten Saisonviertel).

Deutlichere Unterschiede gab es in den Special Teams. Zuerst die gute Nachricht: Das Penaltykilling konnte von 78,6% (12 Gegentore in 56 Situationen) auf 82,1% (10/56) gesteigert werden. Dagegen sank das Powerplay von 21,6% (11 Tore in 51 Situationen) auf wahrhaft unterirdische 12,8% (6/47).

Note 1

Wird hoffentlich im dritten Saisonviertel wieder vergeben…

Note 2

Alex Wideman (3)
Er braucht nur Platz – dann ist er ein ganz Großer. Den Platz hat er zuletzt immer wieder bekommen und mit schönen Toren etwa gegen Weißwasser und Frankfurt genutzt. Gleichzeitig als Topscorer und zweitbester Torschütze etabliert. Zum „sehr gut“ fehlt aber das Durchsetzungsvermögen im Zweikampf, gerade an der Bande, wo ihm seine fehlende Körpergröße zum Verhängnis wird. Leider in den kommenden Wochen außer Gefecht gesetzt.

Dominic Walsh (1)
Seine Torausbeute hat etwas nachgelassen, weil ihm das Reihenwürfeln zu schaffen machte, aber neben Wahl und Wideman zuletzt wieder im Aufwind. Macht im Team den fittesten und spritzigsten Eindruck – und das lohnt sich. Mit 12 Toren derzeit bester Torschütze und nur noch 2 Tore vom bisherigen Bestwert im Eispiraten-Trikot entfernt. Walsh ist zum absoluten Leistungsträger gereift!

Ty Wishart (-)
Wenn Ty Wishart im eigenen Drittel den Puck hat, selbst unter Bedrängnis, man kann so gut wie sicher sein, dass der folgende Pass beim Mitspieler landet und nicht im nirgendwo oder beim Gegner. Der Rückkehrer tut mit seiner Ruhe, Übersicht und Zweikampfstärke der Abwehr wirklich sehr gut. Und als einer der wenigen Verteidiger im Kader leistet er auch in Sachen Spieleröffnung wichtige Beiträge.

Mitch Wahl (-)
Er kam, sah und siegte? Nun, vielleicht etwas hochgegriffen, doch die über Bremerhaven eingefädelte Verpflichtung des Deutsch-Amerikaners hat sich absolut gelohnt. Wahl besticht durch ein klasse Puckhandling, zieht Gegenspieler auf sich und sieht dann zumeist auch den freiwerdenden Raum für seine Reihenpartner. Seine abgezockten Penalties gegen Ravensburg und Kaufbeuren waren gewinnbringend. Am Bullypunkt einer der Besten im Eispiraten-Trikot der letzten Jahre.

Note 3

Michael Bitzer (4)
Ja doch, es wird! Angesichts der gesamten Defensivarbeit des Teams ist zwar zu befürchten, dass Bitzer in dieser Saison um ein Kabinenfest (=Shutout) herumkommt und das Prädikat „Hexer“ haftet dem Deutsch-Amerikaner beiweitem auch noch nicht an, aber Bitzer hat sich im Saisonverlauf kontinuierlich steigern können und zeigt inzwischen grundsolide Leistungen. Hier und da ein Fehler, aber hier und da auch eine große Parade.

Lukas Vantuch (2)
Beim letzten Mal stark gelobt und nur wegen der fehlenden Torgefahr kritisiert, geht es jetzt eine Note nach unten, weil die Torgefahr einfach immer noch nicht da ist. Vantuch kann das Spiel an sich reißen und kämpft wie ein Tier, der Ertrag für sich und seine Nebenleute ist aber dabei verschwindend gering. Hat auch noch nicht seinen richtigen Platz in den Reihen gefunden – vielleicht läst die Wideman-Verletzung den Knoten platzen.

Marius Demmler (2)
Leider ist es etwas ruhiger um den 19jährigen geworden, dem die Trainer nicht mehr das volle Vertrauen schenken wie noch zu Saisonbeginn, als er raketenartig startete. Zumeist nur noch wenige Wechsel mit der 4. Reihe. Aber: In Unterzahl darf der aggressive und schnelle Stürmer oftmals ran und macht seine Sache dort sehr ordentlich.

Ole Olleff (2)
Mit +6 hat er den besten +/- Wert im Team und das spricht definitiv für ihn und seine stringente Defensivarbeit. Fiel zuletzt aber auch mit dem ein oder anderen Schnitzer auf, bei dem man dachte „Wie?! Das kann doch nicht Ole gewesen sein?!“. Leider doch.

Austin Fyten (3)
Austin Fyten ist einer dieser Spieler, die aufgrund ihrer gepriesenen AHL-Vergangenheit eben nicht automatisch Playmaker und Goalgetter sind. Und so gehört der Kanadier eher in die Kategorie „Malocher“, der mit dem Team gewinnt, aber auch mit dem Team untergeht . Das gewisse Etwas bringt Fyten also nicht mit bzw. ist nicht der Typ, der den Unterschied macht. Dennoch kratzt er an der Marke von einem Scorerpunkt pro Spiel und das ist in Verbindung mit seiner kämpferischen Spielweise durchaus von Wert für die Mannschaft.

Adrian Grygiel (3)
Sein Tore- und Punktekonto hat der Eispiraten-Kapitän weiter aufpoliert. Bringt mit seiner Erfahrung und Routine immer wieder neue Impulse und Ruhe ins Spiel. Für einen Mann mit seiner Vita darf das aber auch so sein.

Note 4

Philipp Halbauer (4)
Einen Meilenstein hat der erst 22-jährige kürzlich erreicht, nämlich sein 250.Spiel im Eispiraten-Trikot absolviert. Das ist schon eine Hausnummer für so einen jungen Kerl. Allerdings tut er sich mitunter schwer, in Sachen Entwicklung und Niveau mit dem rasanten Tempo der DEL2 mitzuhalten. Unter Druck agiert Halbauer oftmals zu überhastet und zu hektisch, dadurch kommen Fehler zustande. Ein Stabilitätsfaktor in der Defensive ist er deshalb nicht unbedingt.

Hagen Kaisler (4)
Ihm hat die Spielpraxis nach der holprigen letzten Saison (Verletzung) sichtlich gut getan, als Unsicherheitsfaktor in der Abwehr tritt Kaisler aber dennoch immer wieder mal auf. Stellungsspiel, Zweikampfverhalten und die Spieleröffnung sind definitiv Dinge, die Verbesserung bedürfen.

André Schietzold (3)
Wo ist denn der Schietzold-Hammer abgeblieben? Vor allem in Überzahl einst durchaus eine Waffe, kommt da inzwischen zu wenig Druck vom 500-Spiele-Mann. Er könnte doch, wenn er wollte. Ansonsten aber vor allem in der Defensive grundsolide, vielleicht ginge noch ein bisschen mehr Körperspiel.

Felix Thomas (4)
Der smarte Defender ist auffällig unauffällig geworden, zumindest hinsichtlich seiner spielerischen und läuferischen Fähigkeiten. Die könnten für den Spielaufbau und das geordnete Umschaltspiel so wichtig sein, dringen aber irgendwie nicht so richtig durch. Nur 1 Assist im zweiten Saisonviertel ist da zu wenig. Zumeist an der Seite des offensiven Carl Hudson stehend, ist der Berliner aber auch stärker an die Defensive gebunden und dort oftmals auf sich allein gestellt, weil Hudson seine Position nicht erreicht.

Patrick Pohl (5)
Seinen Scoringtouch hat Pohl größtenteils wiedergefunden, wenngleich er seine Vorjahreswerte bei gleichbleibender Form wahrscheinlich nicht erreichen wird. Auch tritt er nicht mehr so sehr als Spielgestalter und Vorbereiter in Erscheinung, weil die Gegner seine Spielweise – die manchmal zu sehr an Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand erinnert – inzwischen durchschaut haben. Rennt sich leider zu oft fest, verschleppt das Tempo und wenn der Puck verloren ist, hängt oftmals der Kopf nach unten. Das ist wenig förderlich. Dennoch bleibt Pohl einer der spielstärksten und technisch besten Angreifer im Team – was dabei rauskommt, könnte halt mehr sein.

Vincent Schlenker (5)
Für ihn gilt im Wesentlichen das Gleiche wie für seinen Zwilling Patrick Pohl. Die Idee einer Trennung der beiden hat sich bei Coach Naud nicht nachhaltig durchgesetzt.

Note 5

David Kuchejda (-)
In Sachen Einstellung und Einsatz lässt sich der Deutsch-Tscheche nicht lumpen. Allerdings sind Sürmer auch zum Toreschießen oder -vorbereiten da und in dieser Disziplin tritt Kuchejda schlichtweg nicht in Erscheinung. Und so richtig nimmt er am Offensivspiel und am Kreieren von Torchancen auch nicht teil.

Christoph Körner (5)
Den unliebsamen Beinamen „Chancentod“ muss sich Körner schon irgendwie anheften lassen, schließlich sind 3 Saisontore für einen schnellen und talentierten Stürmer wie ihn deutlich zu wenig. Zugute halten muss man ihm jedoch, dass er wenigstens Torchancen hat und sich am Offensivspiel beteiligt. Der Ertrag ist nur so überschaubar.

Carl Hudson (5)
Ok, inzwischen ist die „0“ in der Torspalte zumindest gekillt. Aber wir erinnern uns immer noch gerne an den Carl Hudson, der vergangene Saison wegen seiner Schussgewalt gefürchtet war. Außerdem neben dem Einbringen seiner offensiven Skills GENAUSO die Defensive stabilisierte. Auf beiden Seiten der Eisfläche bleibt der als absolute Stütze eingeplante Hudson aber leider zu viel schuldig.

Note 6

keiner!

ohne Bewertung

Julian Talbot, Patrick Klöpper, Benjamin Kosianski und Martin Kokes haben allesamt das Eispiraten-Trikot ausgezogen, weshalb wir auch den Mantel des Schweigens über sie legen.

Mark Arnsperger sollte eigentlich auch endlich mal bewertet werden können, der eine Einsatz gegen Weißwasser reicht aber objektiv nicht aus. Gleiches gilt für Viktor Braun, der zwar mal zum Interview mit Frank Hübschmann durfte, ansonsten aber die Spiele von der Bank aus verfolgt – verfolgen muss.