Es ist Sonntag Nachmittag… blauer Himmel, eigentlich zu schön, um mit verwirrtem Blick aus dem Fenster die Krokusse vor dem Haus zu zählen… „8 lilane, 13 gelbe, huch eine Biene fliegt auch schon herum, was macht die denn hier?“ Blick auf die Uhr, die Schwiegermutter ist in einer Stunde da und will Kaffee haben. Dabei wäre es mir eigentlich eher nach so einer Nudelpfanne, oder Pommes, oder Currywurst – ob´s schmeckt, ist eigentlich egal…

Schalten wir mal den PC ein, vielleicht kommt ja doch noch eine Meldung, dass die letzten Tage nur ein vorgezogener Aprilscherz waren und die Schwiegermutter umgangen werden kann. Der Virenscanner braucht heute ein wenig länger um zu melden, dass alles sauber ist. Toll! Kann man sowas nicht für die Erdkugel erfinden? Oder zumindest für Deutschland? Oder wenigstens für Eisstadien?

Der schier hoffnungslose Blick bleibt hoffnungslos. Auch im wehwehweh gibt’s nichts neues. Corona sorgt für Stillstand, für zu viel Zeit zum Nachdenken, für verwirrten Blick und dafür, dass ich in einer halben Stunde am Kaffeetisch sitzen muss – mit der Schwiegermutter! Immerhin kann ich ihr dann erzählen, wieviele Krokusse wir im Garten haben…

Corona… nein, nicht die mexikanische Biermarke, die hat ein „Extra“ hinter ihren Namen. Die sieht man und schmeckt man auch. Und auch nicht die kleine wilde Halbspanierin, die im Studium im Nachbarzimmer war. Dieses Luder hörte man und die konnte sich auch sehen lassen… und schmecken… ähm, wieviele Krokusse waren da gleich nochmal? Es war auch nicht der Corona, der von Toyota, den konnte man hören, sehen und am Ende auch riechen! Alles wäre mir jetzt lieb gewesen: Der Sonnencorona entgegen mit einem Corona Extra in der Hand und der heißblütigen Corona auf dem Beifahrersitz im Toyota Corona auf dem Weg nach Corona / Arizona durchbrennen – alles, aber nicht diese Sch…

Ich setze mich nochmal an den PC und rufe meine Startseite www.etconline.de auf. Was für eine schöne Zusammenfassung der Saison in Form eines kleinen Buches. Ich lese mir die Story nochmal durch und bleibe sitzen und denke an die letzten Minuten am 52. Spieltag.

Meine Eispiraten beschäftigten sich selbst und gaben mit einem Sieg in Bayreuth noch die rote Laterne ab, ich und viele andere schauten gleichzeitig in die anderen Stadien und tatsächlich breitete sich angesichts der Dramatik in den Schlusssekunden so etwas wie Mitleid mit den räudigen Reinickes aus der Sand-Kiefer-Wüste aus. Ja – jeder, aber auch jeder Eispirat – und sicher auch Fuchs – hätte den ach so lieben Landeshauptstädtern angesichts des im Malwettbewerb der zweiten Klasse in der Elbtal-Waldorfschule gestalteten Plakates mit den Worten „Der Mythos der Playdowns spielt“ ein eigenes Déjà-Vu gegönnt. Aber nein, da bekamen die schwarz-weiss gestreiften Samariter irgendwie Mitleid und trafen eine folgenträchtige Penalty-Fehlentscheidung, denn so eine Star-Truppe kann man doch nicht einfach in die Playdowns schicken, wohl wissend, dass die so etwas gar nicht können. Aber diese 5 Minuten Verlängerung und das Gefühl allein im Wissen, dass es hätte passieren können, die kann einem keiner mehr nehmen. Dafür nochmal danke an Bad Tölz…

Ach ja – und so freute ich mich trotz des für die Rotpelze dramatischen Ausgangs in meinem Kämmerlein auf eines und spürte die diebische Freude von so vielen, denen es ging wie mir: Auf die Sprechchöre der kommenden Saison, wenn der Lieblingsgegner aus dem Tal kommen würde, denn ein „Ohne Schiries wärt Ihr gar nicht hier“ wäre den Kaminvorlegern sicherlich um die Ohren geflattert, und das sicherlich nicht nur in Crimmitschau und Weisswasser.

Und trotz der Anspannung herrschte bei mir und vielen sicherlich eine Art Vorfreude auf die Playdowns, volle Stadien, tolle Stimmung, Emotionen – endlich geht es um was!

Und dann – dann kam Corona. Dieses Viehzeug mit dem allesamt unverdienten Namen eines Luders, eines Autos oder eines guten Bieres schaffte es tatsächlich, allen Fans der besten Sportart der Welt so richtig in die Suppe zu spucken und die schönste Zeit des Jahres nach Strich und Faden zu versauen. Und vor allem auch den Spruch für die kommende Saison in Richtung der Erfinder des Eishockeys. Und wenn es ganz dumm läuft, müssen sich Bayreuth, Crimmitschau, Landshut und Weisswasser in der kommenden Saison anhören, dass sie ohne Corona gar nicht hier wären… nun ja, auf irgendeinen hätte es ja auch dann zugetroffen, das muss man eingestehen – aber wir wären das ja ohnehin nicht gewesen.

Na gut, ergeben wir uns halt dem Schicksal, es wollte es nicht anders… (DINGDONG… DINGDONG… DINGDONG…) Na gut, ich schalt halt mal die Kaffeemaschine an und gehe zur Tür, um anstatt einem „Hallo, bin gerade auf dem Sprung ins Stadion…“ ein „Hallo, der Kaffee ist fast durch, du bist gerade rechtzeitig da…“ zu sagen und kann angesichts des mitgebrachten duftenden Kuchens doch noch etwas positives von diesem verdammten Sonntag abgewinnen…