Nachdem die Sonne in den vergangenen Tagen mit weit über 30 Grad nochmal so richtig eingeheizt hat und dies in den kommenden Tagen sicherlich auch noch weiter tut, um die hochfahrenden Eismaschinen und die Eismeister in Deutschland an ihre Leistungsgrenzen zu bringen, kommen allmählich die Spieler in den jeweiligen Regionen an. Unsere Ligarundreise geht im zweiten Teil in südliche Richtung, wo wir nach vielen Jahren auch einen alten Bekannten treffen, der es endlich auch in die Liga 2 geschafft hat…

Bayreuth: Nie wieder Platz 11

Vom Abstiegsgespenst hart vermöbelt und am Ende mit einem tiefblauen Auge davon gekommen – so könnte man eine eigentlich gar nicht so schlechte Saison zusammenfassen, die in der Hauptrunde nur knapp auf dem 11. Platz und damit in den PlayDowns endete, aber in der ersten Runde Bekanntschaft mit einem vermeintlich schlagbaren Letzten aus Selb im Derby eigene Gesetze zeigte, denn die Gäste hatten so gar keine Lust auf Abstieg und schickten Bayreuth in die Show-Down-Runde gegen Bad Tölz, wo die Tigers am Ende das glücklichere Team waren. Um das zu vermeiden, drehten die Verantwortlichen wohl jedes Geldsäckel von potenziellen Sponsoren bis auf die Naht um, denn was da so in Bayreuth in der kommenden Saison auf dem Eis herum läuft, dürfte mit Platz 11 und abwärts aber auch gar nichts zu tun bekommen, denn nach eingehender Analyse der vergangenen Saison ist ein großer Umbruch angestrebt worden, wo nach bisherigen Stand 7 Spieler aus dem Vorjahresteam übrig blieben, unter anderem Ville Järveläinen, Frederic Cabana und Dani Bindels.

Ein sogenannter Königstransfer gelang den Verantwortlichen mit Petteri Nikkilä, der gleich für drei Spielzeiten in Oberfranken gebunden wurde. Der 9fache finnische Nationalspieler kann auf 439 Spiele in der ersten finnischen Lige zurück blicken, wo ihn als Verteidiger 39 Tore und 151 Assists gelangen. Großen Anteil am Transfer hatte hierbei Giftzwerg Järveläinen, der  auf seinen Jugendfreund offenbar zu warten schien. Einen Phantomtorschützen im eigenen Team zu haben ist sicher besser als ein solches zu bekommen, dachten sich sicherlich die Verantwortlichen bei der Verpflichtung von Travis Ewanyk, der aus Iserlohn losgeeist wurde. Mit Olafr Schmidt aus Landshut kommend steht im Tigerkäfig ein starker Goalie im Tor, der mit Lukas Steinhauer einen guten Backup hat. Ligaintern wurde ohnehin viel gewildert und dicke Fische wie Sami Blomqvist (ESVK), Lukas Slavetinsky (Selb), Jakub Kania (Weisswasser), Eric Stephan (Bad Nauheim) und Patrick Kurz (Freiburg) ans Ufer des Roten Mains gezogen. Wenn es Robin Farkas gelingt, aus den vielen guten Einzelspielern ein Team zu formen, dann gnade Gott den Gegnern…

Landshut: Nur nicht den Saisonstart verschlafen…

In Landshut ist man angesichts des namhaften Teams, aber enttäuschender Vorsaison ebenfalls in Umbruchstimmung. Mit einem ambitionierten Team hundsmiserabel in die Saison gestartet hat das Team erst in der zweiten Saisonhälfte unter neuem Coach Heiko Vogler gezeigt, welches Potenzial in ihr steckt. Doch für höhere Tabellensphären war es da zu spät, so dass die Saison gegen Heilbronn in den Pre-PlayOffs unerwartet früh endete. Angesichts des guten Saisonverlaufs unter Heiko Vogler banden die Verantwortlichen den Coach bis 2025. Verzichten mussten die Fans allerdings nicht gleich auf Eishockey, fand doch diesmal die U18-Weltmeisterschaft in Landshut statt.

Nach Analyse der Saison wurde als erstes der sportliche Leiter Axel Kammerer freigestellt, über die Gründe wurde Stillschweigen vereinbart. Abgänge gibt es diesmal recht viele zu vermelden, so verließen Stephan Kronthaler und Robin Weihager (beide Karriereende), Henry Martens, Alexander Dotzler, Olafr Schmidt und Brandon Alderson die Isarstadt. Auch Goalie Dimitri Pätzold verlässt das Eis, bleibt aber als Torwarttrainer am Gutenbergweg. Als Spieler blieben unter anderem Alex­an­der Dersch, Marco Pfleger, Andreas Schwarz und Ju­li­an Kor­nel­li.

Ein schlagkräftiges Team steht in der Dreihelmenstadt trotzdem auf dem Eis, dafür sorgen starke Neuverpflichtungen, so kehrt Torhüter Sebastian Vogl nach zehn Jahren und 250 Spielen in der DEL mit einem Zwei-Jahresvertrag zu seinen Wurzeln zurück. Aus Freiburg wurde mit Nick Pageau ein Führungsspieler verpflichtet, und Wölfe kommen meist im Rudel, so dass der Tops­co­rer des EHC Frei­burg Tyson McLellan gleich mit nach Niederbayern gelotst wurde. Dazu gesellt sich der 46fache italienische Nationalspieler Jan Pavlu, der vom ESV Kaufbeuren an die Isar wechselt. Ein ebenfalls als DEL2-Schwergewicht kann der aus Kassel kommende Brett Cameron bezeichnet werden und was ein David Zucker (Ravensburg Towerstars) und Verteidiger Markus Eberhardt können, ist in der Liga allgemein bekannt.  Dazu kommt noch Samir Kharboutli von den Augsburger Panthern, Coach Heiko Vogler hat mit der Formierung des neuen Teams sicherlich etwas Arbeit vor sich, aber Potential für die obere Tabellenregion ist erneut vorhanden.

Regensburg: Aus unaufsteigbar soll unabsteigbar werden

Was für ein Herzschlagfinale in der Oberliga, in einer hochklassigen und engen Serie gingen die Eisbären als Hauptrundenvierter im Finale als das glücklichere Team vom Eis, während die ebenfalls aufstiegsambitionierten Memminger Indians ein weiteres Jahr Oberliga spielen müssen. Eine Situation, die man an der Donau nur zu gut kennt, denn jahrelang spielten die Eisbären oben mit, scheiterten immer und immer wieder und erarbeiteten sich den Ruf der Unaufsteigbaren. Regensburger Urgestein Peter Flache fürchtete wohl um seine Rente bei seinem Ziel, mit dem Aufstieg der Eisbären seinen Höhepunkt der Karriere zu feiern, so dass doch irgendwann mal Schluss sein musste, nahm es in Spiel 4 gegen Memmingen selbst in die Hand und schoss sich und sein Team in Liga 2. Um dort zu bestehen, setzt man an der Donau auf einen punktuell verstärkten Aufstiegskader, so bleiben neben Topscorer Nikolai Gajovsky auch Tomas Schwamberger, Marvin Schmid, Tomas Gulda, Jakob Weber und Goalie Patrick Berger. Der bildet in der kommenden Sison mit US-Amerikaner Devin Williams vom slowakischen Erstligaclub HK Dukla Michalovce kommend das Goaliegespann. Neu im Team auch US-Boy Kyle Osterberg, der zusammen mit Andrew Schembri bereits beim Deggendorfer EC in der DEL 2 spielte. Die letzten zwei Kontigentstellen wurden an den Finnen Topi Piipponen (Odense) und an den Tschechen Radim Matus (Orli Znojmo) vergeben, die sich in ihren Heimatländern in den höchsten Ligen durchaus zu beweisen wussten, wichtig ist, dass sie bei ihrer ersten Station in Deutschland einschlagen, damit das Abenteuer DEL 2 nicht nur eine Saison dauert.

Kaufbeuren: Jahr 1 nach Stefan Vajs und Sami Blomqvist

Noch einmal Haare stylen und dann ab in die ESVK-Vitrine: Stefan Vajs beendet nunmehr seine Karriere und gehört ab sofort zum Inventar in Kaufbeuren. Nach dem frühen Pre-PlayOff-Aus gegen Freiburg steht nun das erste Jahr ohne den langjährigen Goalie an. Und fast wäre auch Sami Blomqvist so langsam in die Nähe der Vitrine gekommen, aber der entschied sich nach 6 Jahren an der Wertach, zumindest 300 Kilometer näher an seine finnische Heimat zu wechseln und geht nach Bayreuth. Auch Chef Trainer Tray Tuomie und Co-Trainer Sebastian Osterloh, deren Verträge nicht verlängert wurden sowie Mikko Lehtonen, den es zurück zieht nach Espoo, werden die Fans in Kaufbeuren nicht mehr sehen. Hingegen bleiben unter anderem Alexander Thiel in seiner 5. Saison, Markus Lillich, John Lammers, Tyler SPurgeon, Joey Lewis, Florian Thomas und Simon Schütz und bilden mit weiteren Vertragsverlängerungen einen Grundstock für den neuen Trainer Marko Raita, der zuletzt Chef-Trainer beim EV Füssen war und Co-Trainer Daniel Jun. Dafür kehrt der ehemalige Publikumsliebling Jere Laaksonen, der 2016-2020 insgesamt 210 Spiele für ESVK bestritt und dabei 161 Scorerpunkte sammelte, zurück ins Allgäu – inzwischen mit deutschem Pass ausgestattet. Verstärkt werden soll das Team außerdem noch durch Tomáš Schmidt (ECBN) und dem AHL-erfahrenen Wandervogel Jacob Legace, der nahezu fast überall in europäischen Ligen gespielt hat. Die letzte Ausländerstelle erhielt Sebastian Gorcik, der aus der ICEHL von Orli Znojmo kommend seine Fähigkeiten in Kaufbeuren zeigen möchte. Daniel Fießinger, der vom EHC Red Bull München wechselt, wird beim ESVK zusammen mit Maximilian Meier und Dieter Geidl das in der DEL2 erforderliche Torhütertrio bilden. Aus München wird man dann in der kommenden Saison wohl noch das ein oder andere weiter junge Gesicht zu sehen bekommen, denn der ESV Kaufbeuren wird mit dem dreimaligen deutschen Meister in der kommenden Saison zusammenarbeiten, beide Clubs haben sich auf eine Kooperation zur Förderung junger deutscher Talente geeinigt.

Ravensburg: Tim Kehler ersetzt Peter Russell auf der Trainerbank

Der letztjährige Gegner der PlayOffs wird den Eispiraten wohl immer noch schwer im Magen liegen, denn sowohl in der Hauptrunde als auch in den PlayOffs schien das Tor von Jonas Langmann wie vernagelt, ganze 4 Tore gelangen den Eispiraten in 7 Spielen gegen die Tower Stars. Der 31jährige Langmann geht nunmehr in seine sechste Saison im Schussental, mit ihm verlängerten auch Charlie Sarault, Fabian Dietz, Sam Herr und Robbie Czarnik, der mittlerweile auch sein viertes Jahr in Ravensburg spielt. Hinterher trauern werden die Fans sicherlich David Zucker, der aus familiären Gründen näher an seine Heimat wechselt und in der kommenden Saison in Landshut auf Torejagd geht. Auch Andreas Driendl (Karriereende), Vincenz Mayer und Georgiy Saakyan verlassen den Vizemeister, den die Frankfurter Löwen mit einem kurzen Prozess in vier Finalspielen erledigten. Ravensburg musste sich außerdem nach einem neuen Trainer umschauen, denn den sympathischen Schotten Peter Russell zieht es zu den Augsburger Panthern in die DEL. Adäquaten Ersatz scheint man hier mit Tim Kehler gefunden zu haben, der die Liga aus seinen Zeiten in Frankfurt und Kassel nur all zu gut kennt.

Das ohnehin schon starke Team wurde punktuell verstärkt, unter anderem mit Maximilian Hadraschek, der aus Schwenningen nach Ravensburg wechselt. Jonas Stettmer und Stürmer Marvin Feigl kommen von DEL-Förderlizenzpartner Ingolstadt, sicherlich werden dies nicht die einzigen sein. Die mit Oberligisten Memmingen bestehende erfolgreiche Partnerschaft wird ebenfalls fortgesetzt. Außerdem verpflichteten die Tower Stars Oliver Granz aus Kassel. Die Kaderplanung wurde mit der Verpflichtung von Daniel Schwaiger aus der Red Bull Akademie Salzburg vorerst abgeschlossen.