Eine wilde Sonderzugfahrt, Klimbimaua, missverstandene Zahnreinigungen und warum man trotzdem stolz sein kann nach dem Krefeldspiel. Wir blicken zurück auf die Spiele gegen Nauheim und Krefeld.

Man kann nur den Hut ziehen vor dem Aufwand, den die Organisatoren des Sonderzuges nach Bad Nauheim betrieben haben. Ein hohes, finanzielles Risiko wurde in Kauf genommen und mit einer gehörigen Portion Optimismus glaubte man an die eigenen Fans und diese zahlten das Vertrauen zurück. 500 Schlachtenbummler waren mit dem Sonderzug unterwegs und 100 Privatfahrer stießen zu den Zugfahrern dazu um diesen Abend zu einem besonderen Ereignis werden zu lassen. Das Colonel – Knight – Stadion wurde von den Schlachtenbummlern stimmungstechnisch erobert und eine unglaubliche Einheit an rot – weißen Eispiratenanhängern verschafften der Mannschaft den nötigen Mut und die Geduld den Jahresausklang erfolgreich zu gestalten. Das brachiale „Wenn es Piraten schallt, dann ist doch klar – dann ist die geilste Stadt mal wieder da. Wir unterstützen unsern ETC – denn wir sind rot wie Blut und Weiß wie Schnee!“ ließ die Teufelchen bis ins Mark erschüttert zurück und die sonst so stimmgewaltige Anhängerschar der Hessen hatte diesmal scheinbar ihren Hustensaft nicht genommen, denn 600 Eispiratenanhänger bestimmten die Stimmung nach Belieben.

Zum Spiel: Felix Thomas als Stürmer einzusetzen, zeigte schon, dass die Bank von Jussi Tuores mittlerweile die Größe von Ville Järvelainen eingenommen hat und wenn die Eispiraten nicht bald ihre Erkältungswelle und Verletzungssorgen überwinden, reicht wahrscheinlich ein Kleinbus zum nächsten Auswärtsspiel. Die Teufel wollten ihren Auftakt erfolgreich gestalten und drückten von Minute eins an auf das Tor von Oleg Shilin. Bereits nach 50 Sekunden tauchte Tim Coffmann vor Shilin auf, zog quer und mit einem artistischen Save verhindert der Torhüter das 1:0 für Bad Nauheim. Die Eispiraten hatten allerhand zu tun und konzentrierten sich zunächst auf die Defensivarbeit. Nach 9 Minuten musste jedoch Max Gerlach wegen Stockschlag auf die Bank und weil Alexander Dersch ungefähr so viele Gehirnzellen wie eine Amöbe hat, wanderte dieser 20 Sekunden später für seinen Stockcheck gegen Ladislav Zikmund auf die Bank. Das emotionale Publikum der Nauheimer konnte diese Entscheidung jedoch nicht ganz nachvollziehen, findet man doch einen Stock im Gesicht vom Gegner als kostenlose Zahnreinigung. Max Balinson wollte sich jedoch nicht unbedingt mit den ungewöhnlichen Hygieneangewohnheiten der Nauheimer Anhänger auseinandersetzen und zimmerte nach Vorlage von Vinnie Saponari und Colin Smith die Scheibe ins Tor von Lunemann. Die Teufel wurden nun ihrerseits etwas ruppiger und hätte Raedeke den Pass von Coffmann in der 15. Minute erwischt, dann hätte Shilin das Ding wahrscheinlich trotzdem irgendwie weg gefangen, aber da Raedeke ungefähr die Feinmotorik eines Dreijährigen hat, säbelte er kompromisslos über den Puck. Das sind ja auch Fähigkeiten für die du lange trainieren musst. Mit einer hart erarbeiteten Führung und einer konzentrierten Leistung ging es in die erste Drittelpause.

Im zweiten Drittel entdeckten die Eispiraten auch das Offensivspiel für sich und so entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit schnellen Spielszenen. Da aber Ladislav Zikmund mittlerweile das „ANGSTMONSTER“ für die Nauheimer ist, überlegte er sich ganz pfiffig den Puck bis an die rote Linie abzuschirmen, auf Reichel zurück zu legen und dieser bediente mustergültig am langen Pfosten Vincent Saponari der zum 0:2 für die Eispiraten traf. Die Stimmung im Gästeblock explodierte und man trieb die eigene Mannschaft weiter an. Diese kämpften immer wieder aufopferungsvoll und als Klimbimaua, entschuldigung Lautenschlager einmal durchbrechen konnte, verteidigte Oleg Shilin sein Tor mit zwei monstermäßigen Saves. 5 Minuten später musste der russische Riese doch hinter sich greifen als Tim Coffmann den Puck auf die Kelle von Jordan Hickmott legte und dieser am langen Eck zum 1:2 verkürzen konnte.

Im letzten Drittel verteidigten die Eispiraten mit Mann, Meuterer und Skorbut die Führung. Zahlreiche Schüsse wurden geblockt oder der Gegner an der Bande festgemacht, so dass es den schnellen Nauheimern schwer fiel erfolgreich vor dem Tor aufzutauchen, gelang es doch war da immer noch Shilin oder der Pfosten. Zwei Minuten vor Schluss traf Dersch ebenjenen Pfosten und hätte Dersch genauer gezielt hätte der Zahnprotesenspezialist das Spiel noch zu einem unschönen Ende für die Eispiraten führen können. So jedoch konnten die Eispiratenanhänger nach 60. Minuten den hart erkämpften Sieg ihrer Mannen feiern. Zwar suchten Raedeke und Orendorz noch ein wenig Stress nach dem Spiel, aber was juckt’s die Eiche, wenn sich die Sau dran reibt.

Ein grandioser Sonderzugausflug ging somit zu Ende und ich bin mir sicher, die ganz harten unter den Eispiratenanhängern haben einfach bis zum nächsten Heimspieltag durch gefeiert.

Zum Heimspielauftakt im neuen Jahr unterlag man den Krefeld Pinguinen mit 2:5. Dabei ist eine satirische Aufarbeitung der Ereignisse nicht mal notwendig. Man konnte sehen, dass die Eispiraten wollten und kämpften, jedoch fiel es schwer die vielen Ausfälle zu kompensieren. Jussi Tuores berichtete von einem Infekt, der in der Kabine rum geht und zu den langzeiterkrankten Spielern gesellten sich neue Verletzungen. So musste Colin Smith nach dem ersten Drittel das Eis verlassen und auch sonst wirkte der Auftritt der Eispiraten etwas fahriger als sonst. Nach dem aufopferungsvollen Kampf gegen Freiburg und Nauheim war gegen Krefeld einfach die Luft raus und weil an diesem Abend auch noch die Bande gegen Schneider, der für den erkälteten Shilin ins Netz musste, arbeitete schien den Pinguinen der Auswärtssieg nur so zuzufliegen. Bereits nach 7 Minuten erzielte Ruutu nach Fehlern von Walsh und Smith das 0:1 als er frei vorm Tor auftauchte und Schneider überwand. Nachdem Kevin Niedenz Tamas Kanya mit dem Schläger ins Gesicht traf, ich erwähnte bereits die unter Eishockeyspielern missverständliche Annahme, dass dies zur Zahnreinigung diene, wanderte dieser zurück in die Kabine. Wie erwähnte mein wunderbarer Kollege Torsten Kleber so schön? Kevin allein in der Kabine.

Die Eispiraten zogen durchaus ein beachtliches Powerplay auf, bei dem sie den Puck schnell laufen ließen und auch den Abschluss suchten, aber an diesem Abend sollte nichts so gelingen, wie man es sich wünschen würde. Als Ehrhoff den Puck über die Bande in der neutralen Zone klärte, landete diese so perfekt auf dem Schläger von Buschmann, dass dieser nur noch auf Lessio quer legen musste und die Pinguine auf 0:2 erhöhen konnten. Daraufhin liefen die Eispiraten wieder mit dem Messer zwischen den Zähnen an um den Rückstand zu verkürzen. Bei einem Klärungsversuch von Kretschmann konnte Balinson den Puck nicht ausreichend in der neutralen Zone kontrollieren, verlor das Gleichgewicht und abermals legte Buschmann die Scheibe vor, diesmal auf die Kelle von Kuhnekath, der Schneider im Tor keine Chance ließ. 5 Minuten Powerplay, zwei Unterzahlgegentore, das kennt man sonst eigentlich nur von Kassel. Die Mannen von Jussi Tuores kämpften und kämpften und man konnte die schwindenden Kräfte sehen, erst recht als Weiß nach einem Abpraller von Schneider auf 0:4 erhöhen konnte. Die Beine wurden schwerer und dennoch zeigte sich, dass die Moral der Mannschaft stimmt. Immer wieder versuchte man sich ins Spiel zurück zu kämpfen und in der 33. Minute konnte man endlich den Spielstand verkürzen. Greg Kreutzer feuerte einen Blueliner in Richtung Bick und dieser ließ die Hartgummischeibe passieren. Nur eine Zeigerumdrehung später stellten die Pinguine jedoch den alten Torabstand wieder her, als mit einem tiefen Dump and chase Pass der Puck halbhoch eroberte wurde, Querpass vors Tor und Kretschmann sagte danke.

Dennoch ließen die Eispiraten im letzten Drittel die Köpfe nicht hängen und so gelang nach grandioser Vorarbeit Reichel die Belohnung mit dem 100. Saisontreffer der Eispiraten. Reichel eroberte die Scheibe im Mittelkreis und tankte sich bis zum Slot. Ein cleverer Pass auf Saponari zog die Krefelder Abwehr auseinander, Saponari ging hinters Tor, Rückpass auf Sturm, Pass zu Olleff, Schuss und vorm Tor konnte Thomas Reichel dann seine hervorragende Vorarbeit vergolden und zum 2:5 Endstand verkürzen.

Auch wenn diese Niederlage sicherlich schmerzt, so muss man sagen, dass die Eispiraten sich in Anbetracht der Ausfälle sehr gut geschlagen haben. Von einer Niederlage lassen sich Eispiratenfans sowieso nicht dazu bringen sich von ihrem Team abzuwenden und so gilt es bereits am Freitag, den 05.01.2024 20:00 Uhr erneut im heimischen Sahnpark den Kampf um Punkte gegen die Kaufbeuren Buron Joker erfolgreich zu gestalten. Jetzt! Erst! Recht!