Das Spektakel vom vergangenen Freitag hängt immer noch nach. Die ganzen Eindrücke, die Stimmung und nicht zuletzt das Ergebnis. Manch einer hat bestimmt heute noch das (Tor)Feuerwerk vor Augen und das Team, das sich vor einer Wand von 8.000 rot-weißen Anhängern zurecht feiern ließ. Bei all dem Zurückblicken vergisst man beinahe, dass hinter der Hauptrunde der Eispiraten noch längst kein Haken zu finden ist, noch nichts erreicht wurde – ausgenommen der direkte Klassenerhalt – und heute schon das nächste Spiel ansteht.



Man könnte fast schon vom Dienstagsblues sprechen, denn die Crimmitschauer müssen nicht weniger als die längste Auswärtsfahrt der Saison antreten. Im Breisgau wartet der Tabellenzehnte EHC Freiburg, der 65 Punkte und 142:155 Tore aus 47 Partien vorzuweisen hat, auf die Westsachsen.

Die Ausgangslage für das Team von Timo Saarikoski ist klar, denn man ist zum Siegen verdammt. Zwar kann der EHC in den verbleibenden Spielen sogar noch in den Kampf um Rang 6 eingreifen, derzeit klopfen die Playdowns aber ein ganze Spur lauter an die Tür.

Damit dieses Klopfen bis zum Hauptrundenende verstummt, bedarf es im Team der Badenser noch einer deutlichen Steigerung in der Abwehr und damit auch im Tätigkeitsbereich der Goalies Patrik Cerveny (14 Sp, 2.47 GT/Sp, 91.65%, 0 SO), Luis Benzing (18 Sp, 3.12 GT/Sp, 89.03%, 0 SO) und David Zabolotny (18 Sp, 3.48 GT/Sp, 89.02%, 1 SO).

Ihre Schlussleute zu unterstützen, ist und bleibt natürlich Hauptaufgabe der Defender, wobei der Finne Sameli Ventelä (45 Sp, 7+27) eine Art Mädchen für alles darstellt, hält er doch hinten nach Kräften die Fäden zusammen, um zugleich die Stürmer mit starken Pässen in Szene zu setzen oder auch selbst einmal einzunetzen. Ein Fleißbienchen hat sich Ventelä im Breisgau längst erarbeitet. Neben ihm gestalten Calvin Pokorny (42 Sp, 7+5), Mick Hochreither (32 Sp, 1+6), Marvin Neher (45 Sp, 2+4), Marcus Gretz (D-USA, 30 Sp, 1+4), Philipp Wachter (40 Sp, 3+2) und Niclas Hempel (11 Sp, 0+1) die Defensivarbeit. Schmerzlich vermisst wird der verletzte Alexander De Los Rios (23 Sp, 2+8).

Offensiv betrachtet kann Freiburg mit einer Paradereihe aufwarten, die den gefährlichsten der Liga zuzurechnen ist. Parker Bowles (CAN, 46 sp, 30+22), Nick Master (38 Sp, 16+24) und Eero Elo (FIN, 23 Sp, 14+17) sind in der Lage, Eishockey nicht nur zu zelebrieren, sondern auch physisch zu arbeiten. Shawn O´Donnell (CAN, 29 Sp, 4+16) ist als überzähliger Kontingentspieler zunehmend abgemeldet. Hinter dem Topscorertrio tummeln sich die „ewigen Freiburger“ Christian Billich (46 Sp, 7+22) und Nikolas Linsenmaier (45 Sp, 8+19), die zudem noch irgendwie den Ausfall von Ludwig Nirschl (22 Sp, 7+12) kompensieren müssen. Dafür hat sich aber zuletzt auch  Ex-Eispirat Filip Reisnecker (D-CZE, 16 Sp, 7+9) sehr stark in den Vordergrund gespielt. Dante Hahn (D-CAN, 42 Sp, 5+11), Valentino Klos (47 Sp, 2+11), Jesse Roach (41 Sp, 6+3) und Routinier Simon Danner (31 Sp, 2+5) ghören ebenso zum Kreis der Leistungsträger. Die Riege der jungen Wilden bilden Sebastian Hon (33 0+8), David Makuzki (43 Sp, 4+4), Viktor Buchner (37 Sp, 3+2), Konstantin Bongers (23 Sp, 2+2), Lennart Otten (11 Sp, 1+0) und Paul Bechtold (7 Sp, 0+0).

„Mentalität, Mindset, Fokus“. Diese Begriffe dürften Jussi Tuores und Esa Hofverberg bis zum heutigen Eröffnungsbully nicht nur einmal über die Lippen kommen. Denn nach dem bisherigen Saisonhöhepunkt in Klingenthal wird es zur Vorbereitung auf die nächste Aufgabe in Freiburg bestimmt nicht einfach sein, das Team wieder in die Spur zu bringen bzw. alles abzuhaken, was zurückliegt. Kopf freibekommen ist nämlich nicht nur nach negativen Erlebnissen ein wichtiger Faktor. Hinzu kommt nach der langen Anfahrt in den tiefen Südwesten natürlich auch noch der Faktor Busbeine, so dass unter dem Strich die Anfangsphase des Spiels in Freiburg schon die entscheidende des Spiels sein kann. Finden die Eispiraten hier gut rein, könnten sie der Rolle des Favoriten durchaus gerecht werden. Denn die qualitative Breite des Kaders bis in die dritte Reihe hinein und nun sogar mit einer vierten Reihe, die ihre wochenlange harte Arbeit mit einem tollen Spiel samt Tor in Klingenthal belohnte, scheint den Freiburgern einen Tick voraus zu sein.