Am 7. April 2006 gastierte ein Team aus Weiden zuletzt zu einem Pflichtspiel im Sahnpark. Lange waren die Wege der einstigen Rivalen also getrennt, nach etlichen Anläufen haben es die Bluedevils aber nun in die DEL2 geschafft – und haben dennoch eine ungewisse Zukunft vor sich.



Fraglich ist sogar, ob die Oberpfälzer überhaupt noch eine Zukunft haben, denn nach der kürzlich bekannt gewordenen Horrornachricht, dass der Geldgeber der Profis wie auch des Stammvereins Insolvenz anmelden musste, fehlen den Weidenern mehrere hunderttausend Euro für die laufende Saison. Es haben sich Löcher aufgetan, die die Verantwortlichen nun verzweifelt zu stopfen versuchen, um den langen Weg der letzten Jahre in die DEL2 nicht zu einem abrupten Ende kommen zu lassen, sondern um generell das Profieishockey in Weiden aufrecht zu erhalten.

Das Team indes versucht seinen Teil beizutragen und hält sich wacker mit 25 Punkten und 52:73 aus bereits 23 absolvierten Spielen über dem Playdown-Strich. Vor allem defensiv hat sich das Team von Sebastian Buchwieser inzwischen stark verbessert und kassierte in den letzten 7 Spielen nur 13 Gegentore. Dass es hierbei „nur“ zu 10 Punkten reichte, ist dem geschuldet, dass auch nur 13 Tore geschossen wurden.

Angesichts der Ladehemmung vor dem gegnerischen Tor hat Marco Wölfl (16 Sp, 2.52 GT/Sp, 90.37%, 0 SO) den Schuss gehört und liefert durchwegs überzeugende Leistungen ab. Allerdings musste der inzwischen 30jährige etliche Anläufe nehmen, um nun endlich in der DEL2 einmal Stammgoalie zu sein. In Weiden kam ihm zuletzt auch zugute, dass Daniel Allavena ein Engagement in der DEL (Nürnberg) annahm. Der 20jährige Backup Felix Noack ist im Gegensatz zu Allavena keine wirkliche Alternative zu Wölfl.

Verlassen kann sich der Weidener Goalie zumeist auf seine Vorderleute, den die lassen recht wenig zu. Nur Kassel und Ravensburg haben die gegnerischen Spieler bislang noch seltener auf das Tor schießen lassen. Besonders gute Arbeit macht hierbei Maximilian Kolb (23 Sp, 0+4) mit der mit Abstand besten +/- Bilanz (+9) im Team. Tommy Muck (USA, 23 Sp, 1+7) ist in der Abwehr in Sachen Spielgestaltung recht allein auf weiter Flur, da sich Niklas Länger (20 Sp, 2+2), Fabian Ribnitzky (23 Sp, 1+2), Finn Serikow (11 Sp, 1+1), Dominik Müller (23 Sp, 0+2) und Routinier Dominik Bohac (D-CZE, 21 Sp, 0+2) eher defensiv orientieren.

Im Angriff wirbeln Tomas Rubes (D-CZE, 23 Sp, 2+15) und Tyler Ward (CAN, 23 Sp, 8+9) recht schwungvoll und richten somit die Augen der Gegner auf sich. Aber auch Luca Gläser (23 Sp, 8+5) und David Elsner (12 Sp, 4+4), der etliche Jahre DEL auf dem Buckel hat und letzte Saison mit 40 Treffern einer der Aufstiegsgaranten war, haben sich in der DEL2 erwartungsgemäß sehr gut etabliert. Beste Chancen auf den Titel „Rookie der Saison“ hat der 18jährige Elias Pul, der in 22 Einsätzen bereits 7 Treffer und 3 Assists verbuchen konnte. Haudegen Lukas Vantuch (D-CZE, 23 Sp, 1+9) beeindruckt noch immer durch seine Gestalt und Kompromisslosigkeit, während andere erfahrene Cracks wie Vladislav Filin (23 Sp, 3+5) und vor allem Vincent Schlenker (13 Sp, 0+1) ihren Rollen wohl nicht mehr richtig gerecht werden. In die breite Stürmermasse reihen sich noch Fabian Voit (22 Sp, 1+7), Daniel Bruch (23 Sp, 5+3), Neal Samanski (21 Sp, 5+2), Marat Khaidarov (4 Sp, 1+0), Tom Schwarz (19 Sp, 0+1) und Constantin Vogt (23 Sp, 1+0) ein.

Das 100.Spiel von Jussi Tuores als Eispiraten-Cheftrainer ist zugleich ein weiteres der Marke „6-Punkte-Spiel“ bzw. „enorm wichtig“. Nach dem Sachsenderyberfolg in Weißwasser haben die Crimmitschauer im Match  gegen Weiden die Chance, mit ihrem oberpälzischen Kontrahenten punktemäßig gleichzuziehen oder ihn mit einem entsprechend hohen Sieg (3 Tore Differenz) gar zu überholen. Platz 10 winkt den Eispiraten – und das sollte Motivation genug sein. Selbstvertrauen und auch Selbstsicherheit sind nach dem Erfolg in der Lausitz im Eispiraten-Lager sicherlich weiter angewachsen, zumal man erkennen konnte, welche Qualitätssprünge vor allem die Rückkehr von Lindberg, Reichel und Feser mit sich brachte. Gegen Aufsteiger Weiden wird genau diese Qualität abzurufen sein, wobei der kämpferische Aspekt gleichermaßen als Erfolgsfaktor zählt, denn die Weidener können ihrerseits nicht nur spielerisch in ihrer neuen Umgebung mithalten, sondern sind angesichts der aktuellen Lage im und um den Club herum mit Sicherheit noch ein Stück enger zusammengerückt und werden alles aus sich herausholen.