Am 4. Advent wird die Weihnachtszeit allzu besinnlich im Sahnpark eingeläutet, denn in einem rund einstündigen Programm wird nach der Partie gegen Kaufbeuren gemeinsam gesungen – in der Hoffnung, dass auch das ein oder andere Siegeslied dabei ist.
Damit es was wird, mit dem fröhlichen Weihnachtssingen, werden die Westsachsen erst einmal eine knüppelharte Partie hinter sich bringen müssen. Denn abermals wird Jussi Tuores nur eine Rumpftruppe ins Rennen schicken können und wie lange das gut geht, lässt sich nur erahnen. Am Freitag in Freiburg hat man jedenfalls schon gesehen, dass gewisse Grenzen erreicht sind und die Partie mit Sicherheit einen anderen Verlauf genommen hätte, wenn mehr als nur 13 tapfere Eispiraten zur Verfügung gestanden hätten.
Personell arg gebeutelt sind auch die Cracks des ESVK, deren letzter Tabellenplatz (20 Punkte, 64:102 Tore, 25 Spiele) zu gewissen Teilen auch auf eine schier nicht enden wollende Ausfallliste zurückzuführen ist. Lediglich 3 (!) Spieler haben bislang alle Spiele absolviert, so dass Interimscoach Sebastian Osterloh, der den glücklosen Todd Warriner beerbte, immer wieder zu Umstellungen gezwungen ist.
Sichtbare Auswirkungen haben diese Umstellungen auf die Defensive, denn am Freitag kassierten die Allgäuer nach 22 Spielsekunden bereits ihren 100. Gegentreffer der laufenden Saison und steuern damit gemessem am Gegentorschnitt auf die unheilsame 200er-Schallmauer zu. Daniel Fießinger, die etatmäßige Nummer 1, wird dies auf absehbare Zeit nicht verhindern können, da er seit Ende Oktober verletzt ausfällt. Und da auch Backup Rihards Babulis (D-LAT, 11 Sp, 4.30 GT/Sp, 86.94%, 0 SO) zwischenzeitlich ausfiel, war guter Rat im Allgäu teuer bzw. mündete in der Vergabe der 5. Kontingentspielerlizenz an Cody Porter (CAN, 8 Sp, 3.24 GT/Sp, 89.33%, 0 SO), der letzte Saison auch schon in Rosenheim ein recht erfolgreicher Feuerwehrmann zwischen den Pfosten war.
Damit die defensive Stabilität aber auch wirklich dauerhaft zurückkommt, ist vor allem der erfahrene Kapitän Bernhard Ebner (24 Sp, 3+3) gefragt. Zur Verstärkung wurde kürzlich noch Jonny Tychonick (CAN, 7 Sp, 1+3) an die Wertach gelotst, da Ebener ansonsten ziemlich allein auf weiter Flur gewesen wäre. Die als Leistungsträger vorgesehenen John Rogl, Nicolas Appendino (22 Sp, 2+8) und Fabian Koziol (24 Sp, 0+3) sind nämlich entweder verletzt (Rogl) oder weit hinter den Erwartungen an eine gute Defensivarbeit zurück (Appendino, Koziol). Mit Rio Kaiser, Paul Mayer, Dominik Groß und Jakob Peukert stehen ansonsten noch sehr junge, wenngleich talentierte Defender zur Verfügung.
Die Abwehr beginnt jedoch bekanntlich im Sturm und hier sind die „ewigen Kaufbeurer“ Sami Blomqvist (D-FIN, 18 Sp, 4+9) und Jere Laaksonen (D-FIN, 25 SP, 1+3) sicherlich ein Musterbeispiel für die Kaufbeurer Malaise. Nicht nur, dass beiden das Scoren mit ihren inzwischen 35 bzw. 34 Jahren zunehmend schwerer fällt, entscheidender ist die +/- Bilanz von -22 sowie -15 und im Falle Blomqvists damit die schlechteste der gesamten Liga. Henri Kanninen (FIN, 22 Sp, 11+12) steht trotz seines Goldhelms auch schon bei -11, weshalb die drei finnischstämmigen Leuchttürme der ESVK-Offensive eher als Nebelkerzen daherkommen. Tyson McLellan (CAN, 20 Sp, 4+13) kann mit seinem Spielwitz die Offensive zwar ankurbeln, weitere echte Scorer vermisst man allerdings im ESVK-Trikot, da etwa mit D´Artagnan Joly (NED) und Joe Cassetti (USA) zwei Kontingentstürmer langfristig ausfallen. Die nachverpflichteten Vincent Schlenker (3 Sp, 0+0) und Brent Raedeke (noch nicht lizensiert) werden am überschaubaren Scoringpotential tendenziell wenig ändern können. Ein großer Lichtblick sind allerdings die beiden Youngster Nikolaus Heigl (14 Sp, 4+7) und Philipp Krening (4 Sp, 3+2), deren starke Leistungen zum Leidwesen des ESVK aber auch regelmäßig mit DEL-Einsätzen für München belohnt werden. Ansonsten bemühen sich Alec Zawatsky (25 Sp, 5+6), Max Oswald (17 Sp, 3+3), Maximilian Hadraschek (23 Sp, 1+5), Max Kislinger (19 Sp, 3+1), Yannik Burghart (23 Sp, 1+1) sowie die Nachwuchshoffnungen Jonas Fischer, Martin Kaaz, Pavels Nikitins und Florian Reinwald nach Kräften.
Das zweite Duell gegen ein Kellerkind der Liga an diesem Wochenende wirft für die Eispiraten bekanntermaßen aufgrund der weiterhin hohen Ausfallquote eher dunkle Schatten voraus. Man wird die Eispiraten daher erneut wohl in einer reagierenden Rolle mit der Marschroute „Safety first“ erwarten dürfen. Die große Offensivpower sowie läuferisch aufwändiges Pressing und Forechecking im gegnerischen Drittel muss weiterhin in die Zukunft verschoben werden. Hinten sicher stehen, unkonventionell die Scheiben klären, Kräfte einteilen und auf das gewisse Prinzip Hoffnung setzen sind aktuell die besseren Ratgeber für die Eispiraten. Das ist vielleicht nicht das, was man sich in einem Spiel gegen den Tabellenletzten erwartet, anders ist es derzeit aber schlichtweg nicht möglich. Und so wünschen wir uns, dass ganz viele gesunde Spieler unter dem Eispiraten-Weihnachtsbaum liegen, damit der gestern gestartete, heftige Zwischensprint mit 8 Spielen in 17 Tagen für die Crimmitschauer gut ausgeht!