Die Zeit des Redens sei vorbei, nun solle gespielt werden – so konnte man es unter der Woche von Eispiratencoach Kim Collins vernehmen. Nun, null Punkte, zwei Niederlagen und minus einen Tabellenplatz später, kann man konstatieren, dass Teil 1 dieser Vorhersage absolut eingetreten ist, denn Sprachlosigkeit macht sich wirklich langsam breit angesichts der anhaltenden Formschwäche aller Mannschaftsteile des Eispiratenkaders. Was das Spielen betrifft: nein, davon war nicht wirklich viel zu sehen.

Die heimischen Tigers gingen in Minute 13 verdient in Führung, weil eine Finte Richters ausreichte, den rot-weißen Verteidiger Richtung Bande schlittern zu lassen, und auch die derzeitige Nummer 1 der Westsachsen, Sebastian Albrecht, trotz freier Sicht wieder einmal einen Treffer über die Fanghand zulassen musste. Den Gästen fiel eigentlich nichts ein, außer dem omnipräsenten Patrick Pohl die Scheibe zu überlassen, aber das hatten die Hausherren, wie eigentlich die gesamte Liga, schnell begriffen, wen im rot-weißen Trikot man zudecken muss.

Auch im Mittelabschnitt reichte den Bayreuthern eine Prise konzentrierten Deckungsverhaltens und das Ausspielen eines Konters, um die Führung auszubauen: die finnische Karte stach, Rajala bediente Järvelainen, und der traf zum 2:0. Einzig eine gelungene Einzelaktion von Dominic Walsh, einem der wenigen auffälligen Spieler in Rot-Weiß, vermochte Gefahr für den guten Brett Jaeger zu bringen – und auch gleich den Anschlusstreffer.

Im Schlussdurchgang brauchte es dann schon ein doppeltes Überzahlspiel der Eispiraten, um den Ausgleich zu erzwingen. Der ansonsten unterirdische Julian Talbot hielt die Kelle in einen Pass Rob Flicks, ebenfalls reichtlich blass, und traf zum 2:2. Bayreuth hatte letztlich trotzdem nicht viel Mühe, den Rot-Weißen im letzten Drittel den Zahn zu ziehen. Es reichte, auf die haarsträubenden Fehler der Gäste zu warten (Mund, Flick) und die entscheidende Zwei-Tore-Führung herauszuschießen. Crimmitschaus Sturmreihen agierten viel zu durchsichtig, einfallslos und fehlerbehaftet, um eine wirkliche Chance zu haben, nach dem 4:2 noch einmal in Schlagweite zu kommen. Der Empty-Netter von Gams war dann auch schon egal.

Ein Wunder ist das allerdings nicht, schaut man sich einmal die Eiszeiten der wenigen Leistungsträger an, und das schon seit Wochen. Die sportliche Leitung ist hier definitiv in der Bringpflicht, dem Team mit gezielten Verstärkungen eine Frischzellenkur angedeihen zu lassen. Es ist auch fast schon egal, auf welcher Position, denn das Formtief zieht sich durch alle Mannschaftsteile. Ob das das Torhüterduo ist, bei dem der etatmäßige Backup mit allenfalls durchschnittlichen Leistungen der Nummer 1 den Rang abgelaufen zu haben scheint, oder die Verteidigung, die mittlerweile die defensiven Nachlässigkeiten nicht mehr durch vermehrten Offensivoutput übertünchen kann, oder ob das die Sturmreihen sind, die entweder auf dem Zahnfleisch krauchen, weil sie seit Monaten Überstunden schieben, oder miteinander agieren, als ob sie gerade die ersten Kennenlerneinheiten hinter sich haben.

Aber man mag das dem Team gar nicht all zu sehr ankreiden, denn die Rede von Verstärkungen ist schon seit Herbst im Sahnpark unterwegs, nur passiert ist bis auf eine Not-Nachverpflichtung eigentlich nix. Dass man mittlerweile scheinbar mühelos von der gesamten Konkurrenz überboten wird, Spieler überallhin, nur nicht nach Crimmitschau, wechseln, kann doch nicht nur am „schwierigen“ Standort liegen.