Die meisten Spieler in den jeweiligen Standorten der DEL 2 sind angereist, so auch der Großteil der Eispiraten, die sich am gestrigen Abend den Sponsoren präsentierten und sich zum heutigen Stadtfest in Crimmitschau den Fans vorstellen. Für viele Teams beginnt nun das Eistraining. Erste Testspiele standen bereits an. Im dritten und abschließenden Teil des Pre-Season-Checks geht es vom Südwesten der Bundesrepublik wieder gen Norden und Westen.

 

Freiburg: Solides Grundgerüst wird verstärkt

Eine Saison mit Höhen und Tiefen endete im Breisgau im Playoff-Viertelfinale, wo sich das Team von Trainer Robert Hoffmann gegen den späteren Meister aus Frankfurt geschlagen geben musste. Unmittelbar danach begannen die Vertragsverlängerungen im Wolfsbau, Trainer Robert Hoffmann war dabei die wichtigste Personalie, gefolgt vom Goaliedua Patrick Cerveny und Luis Benzing. Ebenso im Grundgerüst bleiben Marc Wittfoth, Marvin Neher, Hagen Kaisler, Calvin Pokorny sowie Kapitän Simom Danner. Auch Nicolas Linsenmaier und Christian Billich, die mit 597 bzw. 629 Spielen für Freiburg wohl beide um einen Inventarplatz im Eisstadion kämpfen, haben zwei wichtige Spieler den Vertrag verlängert. Den Schwarzwald verlassen werden hingegen unter anderem Nick Pageau, Eigengewächs Sofiene Bräuner, Tyson McLellan und Scott Allen.

Die Abgänge sollen dabei adäquat ersetzt werden, mit dem Schweden Tor Immo konnten die Verantwortlichen nach intensiven Bemühungen in der Vergangenheit einen technisch versierten Angreifer ins Breisgau locken. Viel Erwartungen werden sicherlich auch in den aktuellen Assistenzkapitäns der Slowakischen Nationalmannschaft Martin Reway  gesetzt, der unter normalen Umständen sicherlich nicht in die DEL2 gewechselt wäre, angesichts seiner gesundheitlichen Probleme in den vergangenen Jahren jedoch einen Rückschlag gegeben hat. Die Verantwortlichen sind jedoch davon überzeugt, dass er voll erholt seine Fähigkeiten ausspielen kann und das in ihn gesetzte Vertrauen zurückzahlen wird. Eine weitere Importstelle wurde mit dem früheren Ravensburger Shawn O´Donell besetzt, der zuletzt in Schweden und Österreich aktiv war. Von Meister Frankfurt konnte mit dem Deutsch-Kanadier Kyle Sonnenburg ein Defender mit Erfahrung aus fast 400 DEL-Spielen und über 100 Spielen in der DEL 2 an die Dreisam gelockt werden. Einen herben Rückschlag in der Kaderplanung gab es aber auch, denn mit Trevor Gooch wollten die Verantwortlichen einen torgefährlichen Offensivmann ins Breisgau locken, doch der erklärte Mitte Juli aus heiterem Himmel, dass er seinen Vertrag nicht erfüllen wird. Somit ist eine Kontigentstelle im Wolfsbau noch offen.

Die Breisgauer werden sicherlich auch den ein oder anderen Förderlizenzspieler einsetzen, die Kooperation mit DEL-Partner Schwenniger Wild Wings geht ins dritte Jahr. Und auch aus dem eigenen Nachwuchs sollen wieder Talente die Chance auf den Einsatz im Profikader bekommen, dafür soll mit Martin Sekera eine in Eispiraten-Fankreisen nicht unbekannte Personalie sorgen, der Ex-Eispirat übernimmt im Wölfekader den Nachwuchs.

 

Heilbronn: Sehr verhaltene Transferaktivitäten

In den PrePlayOffs den EV Landshut auszuschalten war wohl noch ein erwartbarer Umstand, doch danach zeigten sich die Falken gegen die favorisierten Eislöwen aus Dresden als schierer Play-Off-Schreck, gegenüber hohen Niederlagen reichten eben vier knappe 3:2-Siege und damit sollte die Saison im Elbtal bereits im Viertelfinale ad acta gelegt werden, während man sich am Neckar im Halbfinale auf die nächsten Löwen freute. Die machten aber wie mit allen ihren PlayOff-Gegnern in vier Spielen kurzen Prozess mit den Falken, deren Fans dennoch stolz auf die gezeigte Saison zurückblicken konnten.

Allerdings sind die Transferaktivitäten im Unterland nach Abgängen von Leon Fern, Karl Fabricius und Brock Maschmeyer bisher sehr verhalten, früh wurden drei Vertragsverlängerungen von Kontigentstellen präsentiert, Topscorer Jeremy Williams, Judd Blackwater und Kenney Morrisson laufen auch in der kommenden Saison für die Falken auf, ebenso wie einige der anderen Leistungsträger wie Stephan Della Rovere, Justin Kirsch und Corey Mapes. Auch auf die Paraden von Ilya Andryukhov können sich die Falkenfans in der kommenden Saison freuen. Die vierte Importstelle erhielt vor kurzem der 27jährige Alex Tonge, der von den Norfolk Admirals an den Neckar wechselt, um nach drei Jahren und insgesamt 104 Punkten in 118 Spielen in der ECHL seine Karriere in Europa weiter zu verfolgen. Mit August von Ungern-Sternberg und Jesse Dusas holten die Verantwortlichen zwei hungrige Spieler aus Rostock nach Südwestdeutschland. Und Julius Ramoser von den Jungadlern Mannheim wird sicherlich nicht der einzige Nachwuchsspieler sein, der in der kommenden Saison die Schlittschuhe für die Falken schnüren wird. In Heilbronn werden mit Sicherheit noch einige Last-Minute-Transfers präsentiert werden, um ein schlagkräftiges Team in die Punktspiele zu schicken.

 

Krefeld: Quo vadis, Pinguine?

Sicherlich fanden die Fans und Verantwortlichen es nicht so toll, dass die nunmehr eingeführte Abstiegsregelung ausgerechnet ihre Pinguine betraf, doch das Gründungsmitglied der DEL und Meister von 2003 entwickelte sich in den vergangenen Jahren zum Kellerkind der ersten Liga und irgendwie war der sportliche Abstieg mit der Niederlage am 30. März 2022 gegen die Adler Mannheim verdient. Dem Versuch, den Abstieg juristisch anzufechten, folgte die Vernunft mit der Rücknahme der Klage und dem Abfinden mit dem Abstieg.

Das Abenteuer DEL 2 soll natürlich am Niederrhein so schnell wie möglich beendet werden, so wurden früh Goalie Sergey Belov, Leon Niederberger, Dominik Tiffels und Alexander Weiß für das Projekt „Wiederaufstieg in die DEL“ gebunden. Als Trainer soll dies der Schwede Leif Strömberg realisieren, zu dessen Erfolgen neben dem Aufstieg mit Södertälje, dem Gewinn der Hauptrunde mit Leksands IF sowie dem Vizemeister-Titel mit Färjestads BK zählen. Mit Kael Mouillierat von den Straubing Tigers holten die Verantwortlichen einen absoluten Top-Spieler in die Seidenstadt. Zu ihm gesellen sich Rückkehrer Nikita Shatsky, der sich nach Verletzung und einem Jahr Oberliga in Höchstadt zurück nach Krefeld gekämpft hat und Kanadier Zach Magwood, der zuletzt in Innsbruck spielte und vorher in der AHL aktiv war.  Mit Pascal Zerressen, Mike Fischer, Philip Riefers und dem 91fachen deutschen Nationalspieler Marcel Müller stehen DEL-erfahrene deutsche Spieler auf dem Eis, die das Team von den Namen her zum Topfavoriten für den Aufstieg machen. Allerdings hat auch die zweite Liga manchmal ihre eigenen Gesetze.

Und dort muss man sich dann auch einen neue Kooperationspartner suchen, fündig wurde man im einstigen Rivalen Düsseldorfer EG. Wer von den jungen Talente gefördert wird, klärt sich im Laufe der Vorbereitung.

Bad Nauheim: Never change a winning team

Eine nach Aussagen der Vereinsführung historische Saison liegt hinter den Kurstädtern, zum ersten Mal seit der Gründung der DEL 2 konnten die Fans ein Halbfinale erleben. Dort musste man sich dem späteren Vizemeister Ravensburg geschlagen geben, wurden aber mit Stolz verabschiedet. Und so sollte der Plan von Coach Harry Lange, den Großteil des Teams zu halten, verwirklicht werden. Und tatsächlich bleiben unter anderem Goalie Felix Bick, Jerry Pollastrone, Patrick Seifert, Kevin Schmidt, DEL-2-Fanspieler des Jahres Taylor Vause, Fabian Herrmann, Christoph Körner, Stefan Reiter, Mick Köhler, Jordan Hickmott und Kapitän Marc El-Sayed.

Viele gehen nicht aus der Kurstadt, Daniel Ketter (Karriereende), Tomáš Schmidt (ESVK), Andrej Bires (Rückkehr in die Heimat), Philipp Maurer (Kölner Haie), Mark Shevyrin (Herne) und Tristan Keck (Kassel) stehen nicht mehr im Heimtrikot auf dem Eis. Co-Trainer Hugo Boisvert zieht es als Sportmanager zum Rivalen nach Kassel, seine Stelle übernimmt Adam Mitchell, der 2021 seine aktive Karriere zu beenden plante und erst einmal die Laufbahn des Schiedsrichters einschlug, ehe er im Januar 2022 dann doch noch einmal für die Löwen Frankfurt die Schlittschuhe schnürte und sein Karriereende mit der Meisterschaft krönte.

Gegenüber den Abgängen gab es auch bisher nur vier Neuzugänge, mit Rihards Babulis holte man einen jungen und talentierten Goalie als Backup. Die vierte Importstelle besetzt Center Tim Coffman, der zuletzt vier Jahre in der Swiss League spielte und im Powerplay als Waffe bezeichnet wird. Nach vier Jahren in Frankfurt feiert der Marius Erk sein Comeback im Nauheimer Trikot und mit Michael Bartuli kommt ein talentierter Stürmer von den Kölner Haien, der seine erste richtige Profisaison spielen wird und seinen nächsten Karriereschritt in Bad Nauheim machen soll. Die gute Partnerschaft zwischen den Kölner Haien und dem EC Bad Nauheim wird ohnehin weiter geführt, so dass hier der ein oder andere Förderlizenzspieler dem Team die nötige Tiefe geben wird.

Kassel: Mit Meistertrainer und Meisterspielern Angriff auf die DEL?

In Nordhessen drehte sich das Personalkarussel in der diesjährigen Sommerpause etwas mehr, Vertragsverlängerungen erhielten nicht allzu viele Spieler – Goalie Jerry Kuhn, Joel Keussen, Fabian Ribnitzky, Louis Spitzner und Marco Müller bleiben an der Wilhelmshöhe erhalten. Hingegen scheint man beim hessischen Erzrivalen aus Frankfurt beim Aufräumen und Aussortieren für die DEL geholfen zu haben. Angefangen beim Meistertrainer Bohuslav Subr, der mit Hugo Boisvert den Sportmanager mitbringt und auch bei den Spieler-Neuzugängen vom DEL2-Meister weiß dieser, was er von Maximilian Faber, Pierre Preto, Darren Miezkowski und Tomas Sykora erwarten kann. Vom zweiten hessischen Mitstreiter Bad Nauheim holten sich die Huskies Tristan Keck, darüber hinaus bedienten sich die Verantwortlichen bei Liagkonkurrenten mit Vincent Schlenker, Lars Reuß und Oleg Tschwanow. Ein neues Gesicht in der DEL 2 geben Joel Lowry, der stattliche Maße von 1,88 Meter und 87 Kilo hat und fünf Jahre in AHL und ECHL aufweisen kann. Ebenso große Hoffnungen werden in den EX-KHL-Verteidiger Steven Seigo gesetzt, der unter anderem auch in Straubing und Ingolstadt in der DEL auf dem Eis stand. Die vierte Kontigentstelle besetzt Tim McGauley, der auch reichliche AHl- und ECHL-Erfahrung mit aufs Eis bringt und zuletzt für Ingolstadt spielte. Die Neuzugänge werden mit Sicherheit schmerzliche Abgänge wie Mitch Wahl (Schwenningen), Brett Cameron (Landshut), Oliver Granz (Ravensburg) und Troy Rutkowski (Asiago) adäquat ersetzen und Kassel dürfte mit funktionierendem Mannschaftsgefüge einer der härtesten Konkurrenten für Krefeld um den Thron in Liga 2 darstellen.