Temperaturrekorde in Deutschland – 38 Grad im Schatten vergangene Woche! Und was machen wir? Wir kühlen uns mental ab und checken die Gegner für die nächste Eiszeit. Bei den Eispiraten geht es – fast wie immer – ruhig zu Sache. Der aktuell 17 Spieler umfassende Kader soll noch aufgestockt werden, aber das Budget soll dabei nicht gesprengt werden. Ob diese Strategie gut oder schlecht ist – da sind die Meinungen geteilt! Aber im Hinblick auf die letzten Jahre kann diese Verfahrensweise nicht verteufelt werden! Vom Papier her darf die Saison bei den 14 DEL2-Standorten starten, alle Teams haben die Lizenzen für die Spielzeit 2019/2020 sicher, und das erstmals in der DEL2-Geschichte ohne Auflagen oder Anhörungen für ein Team. Und was die Kaderzusammenstellungen betrifft, da schauen wir jetzt mal näher hin…

Der Meister puzzelt am neuen Kader

Traditionell hat bei uns der Meister den Vorrang und der kommt zwar wieder aus Baden-Württemberg, aber nicht aus dem Ellental. Wenige Kilometer vom Bodensee entfernt wurde im Mai die DEL2-Meisterschaft mit Empfang bei der Stadt Ravensburg auf dem Marienplatz und dem dortigen Eintrag ins Goldene Buch und anschließendem Auto-, LKW und Buskorso erstmals umfassend gefeiert. Für Jiri Ehrenberger wäre es diesmal sicher eine gute Saison gewesen, aber der durfte bereits im Februar trotz guter Platzierung seinen Hut nehmen. Für viele damals nicht nachvollziehbar, aber im Nachhinein betrachtet hatte man mit Rich Chernomaz offenbar das richtige Puzzleteil für die Meisterschaft gefunden, dennoch hat man bereits mit Tomek Valtonen für die kommende Saison einen Finnen als Trainer unter Vertrag genommen. Eine gute Saison erregt aber auch bei anderen Teams Aufmerksamkeit: So verlassen Goalies Jonas Langmann und Michael Boehm das Team in Richtung Nürnberg bzw. Schwenningen in die DEL. Mit Tim Brunnhuber, Ilka Pikkarainen, Daniel Schwamberger, Robbie Czarnik, Oliver Hinse und Mathieu Pompei verlassen weitere Schlüsselspieler das Team. Aber die Torhüterposition war bereits bei der Meisterfeier schnell und adäquat besetzt: Von den Lausitzer Füchsen wechselt Olafr Schmidt nach Ravensburg, sein Backup wird Marco Wölfl aus Freiburg. Mit Tero Koskiranta (EBEL) und Mattias Haaranen (2. Liga FIN) holte man sich zwei Finnen, die mit dem ebenfalls aus der Lausitz gewechselten Kanadier Jeff Hayes und dem Tschechen Jakub Svoboda die Kontigentstellen besetzen. Der Kader der Puzzlestädter deutet auf jeden Fall erneut auf das obere Tabellenfeld hin.

Im Breisgau sind die tschechischen Jahre vorbei

Ein paar Kilometer weiter im Südwesten Deutschlands erfolgte bei den Freiburger Wölfen nach dem Herzschlag-Play-Downs mit zwei Serien über 7 Spielen auf Messers Schneide im Sommer ein Umbruch im System. Waren die letzten Jahre vor allem unter Leos Sulak osteuropäisch, vor allem tschechisch geprägt, so findet man im diesjährigen Kader mit dem Slowaken Jozef Balej und dem Deutsch-Tschechen Daniel Maly nur zwei Osteuropäer. Im ohnehin recht umfangreichen Umbruch trennten sich die Wölfe im Sommer von ganzen 17 Spielern, darunter Leistungsträger wie Radek Havel, Austin Cihak oder Mark Mancari. Das es in der kommenden Saison nicht so nervenaufreibend wird, dafür sollen Neuzugänge wie die in Deutschland noch unbekannten Cam Spiro (USA), Luke Pither (USA) und Nick Pageau (CAN) richten. Im Tor soll der auch in Crimmitschau im Gespräch gewesene Ben Meisner für Ruhe sorgen, das talentierte Freiburger Eigengewächs Leon Meder wird aber mit Sicherheit auch seine Eiszeiten bekommen. Dennoch wird es einmal mehr eine schwere Saison im Schwarzwald werden.

Gefiederte Kooperation im Unterland

Alexander Mellitzer kann als Trainer auf eine gute Saison zurück blicken. Die im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Kooperation mit den Adlern aus Mannheim war im Großen und Ganzen zufriedenstellend, wenn da nicht das Torhüterproblem gewesen wäre, die den Falken beinahe noch die Play-Offs gekostet hätte, denn als die Adler ein Goalieproblem hatte, wurden die Falken kurzerhand auf ihrer wichtigsten Position gestutzt und Förderlizenzler Marko Pantkowski abgezogen. Leon Frensel und Florian Mnich konnten diese Lücke nicht schließen, dennoch konnten die Falken unter gütiger Mithilfe der Konkurrenz den Pre-Play-Off-Platz gerade noch so halten. Aus dem Fehler der Förderlizenz auf der Schlüsselposition hat man aber gelernt, Pantkowski ist zwar noch immer damit ausgestattet, aber einen festen Goalie hat man sich auch gesichert, Matthias Nemec wechselt aus Freiburg nach Heilbronn. Abgänge wie Roope Ranta und Justin Kirsch konnte man im Unterland auch kompensieren, aus Dresden holte man sich Stefan Della Rovere, aus Frankfurt Kevin Maginot und große Erwartungen setzt man auf die DEL-erfahrenen Tim Miller aus Krefeld sowie Dylan Wruck aus Straubing. Ohne Goalieprobleme und mit 8 Förderlizenzen der Adler Mannheim dürfte Heilbronn mit einem großen Kader im guten Mittelfeld mitspielen.

Neues Goaliegespann im Ellental

Der vierte Club aus Baden-Württemberg eröffnete die letzten Jahre oftmals unsere Saisonvorschau. Sechsmal standen die Steelers Bietigheim-Bissingen seit 2012 im Finale, wurden dreimal Meister. Im vergangenen Jahr aber sollte dann schon ein kleiner Umbruch beginnen, angesichts des Kader war der aber nicht zu erkennen. In der kommenden Saison schon, denn die Steelers lassen so einige ihrer Leistungsträger ziehen, so verlassen Urgestein Sinisa Martinovic, „The Machine“ Shawn Weller, Tyler McNeely, Ilya Sharipov und Willie Corrin das Team. Das heißt nicht, dass die Steelers in der kommenden Saison Probleme haben dürften, denn immerhin bleiben gestandene DEL2-Haudegen wie Frederik Cabana, Matt McKnight, Dennis Swinnen oder Benjamin Zientek im Team von Hugo Boisvert erhalten. Im Tor holte man mit dem in Deutschland unbekannten Stephon Williams einen AHL-erfahrenen Goalie, sein Backup wird Cody Brenner, der im letzten Jahr als Backup beim Absteiger Deggendorf als Nummer 2 agierte. Die Abgänge kompensieren sollen die beiden Frankfurter Tim Schüle und Brett Breitkreutz, Ex-Fuchs Chris Owens und Lukas Laub aus Düsseldorf. Vom Kader der Steelers her dürften diese mit Sicherheit im oberen Feld mitmischen, wenn das Goaliegespann funktioniert und einschlägt.

Großes Aussortieren in Nordhessen

In Kassel war die vergangene Saison so früh zu Ende wie fast noch nie, und das lag an den Eispiraten Crimmitschau, die in einer nervenaufreibenden PrePlayOff-Serie die Schlittenhunde aus der Saison beförderten und sich damit die PlayOffs sicherten. Das Ausscheiden war für die Huskies schon verdient, denn einzig deren Goalie Jerry Kuhn war der Hoffnungsschimmer, sonst wäre es wahrscheinlich ein blamables Ausscheiden geworden. Jerry Kuhn bleibt wie sein talentierter Backup Leon Hungerecker an der Wilhelmshöhe und die werden so einige Gegner zur Verzweiflung bringen. Das frühzeitige Aus sorgte aber auch für einen Umbruch, ganze 13 Spieler müssen sich einen neuen Verein suchen. Neben den Goalies tragen Richard Mueller, Corey Trivino, Nick Walters und die Kasseler Jungs Alex Heinrich und Michael Christ weiter das Husky-Jersey. Neue Kontigentstellen besetzen mit Spencer Humphries und Ben Duffy zwei ECHL-erfahrene Kanadier, Noureddine Bettahar und Ryon Moser bringen DEL2-Erfahrung mit und in der Tiefe soll der Kader durch eine Kooperation mit den Grizzlys Wolfsburg gestützt werden. Wenn die funktioniert, dann ist für Kassel das Mittelfeld drin, wenn nicht, dann ist fraglich, ob die Neuzugänge die Saisonabgänge kompensieren können.

Die Rückkehr des verlorenen Sohnes

Auch im beschaulichen hessischen Kurstädtchen Bad Nauheim wurden im Frühjahr der Kader gesiebt. Oben drin geblieben sind die beiden Goalies Felix Bick und Bastian Kucis, Cody Sylvester, Zach Hamill und Steve Slaton. Aus der österreichischen zweiten Liga wagt der Finne Jesper Kokilla den Schritt nach Deutschland und besetzt eine weitere Kontigentstelle, die letzte besetzt Tyler Fiddler, der in den vergangenen drei Jahren in Dänemark aktiv war. Im Fanlager gefeiert wurde sicherlich die Rückkehr von Andreas Pauli, der nach nur einer Saison in Bad Tölz wieder sein Wohnzimmer betritt. Coach Chistoph Kreutzer setzt auch in dieser Saison wieder viel auf eine funktionierende Kooperation, nach Düsseldorf in der letzten Spielzeit wechselte man die Rheinseite und arbeitet in dieser Saison mit den Kölner Haien zusammen, und hier stehen bereits 9 Förderlizenzen fest. Das ergibt in der Endsumme einen 28 Mann starken Kader, der mit Sicherheit den Kräfteverschleiß etwas verteilen wird. Für ganz oben wird es jedoch in dieser Spielzeit nicht reichen.

Vizemeister will das Vize wieder los werden

Ganz oben, da wollen wie so oft die recht erfolgsverwöhnten Großstädter aus der Mainmetropole stehen. Und vom Kader her dürfte das auch in dieser Saison das Ziel sein. Leistungsträger gehalten hat man uner anderem mit Dan Spang, Carter Proft, Lukas Koziol und lukas Koziol. Und auch wenn namhafte Abgänge wie Mathieu Tousignant, Matt Pistilli, Antti Kerälä oder David Skokan den Kader schmälern, so dürften namen wie Roope Ranta, Stephen MacAulay oder der von den Eisbären Berlin gekommene Martin Buchwieser diese gleichwertig ersetzen. Auch im Tor konnte man die Abgänge von Ilya Sharipov und Hannibal Weitzmann mit Patrick Klein aus Krefeld und seinem Backup Jimmy Hertel aus Freiburg durchaus adäquat, wenn nicht noch besser ersetzen. Bei der Meisterschaft wird in Mainhattan ein gehöriges Wörtchen mitgeredet.